Ankommen, Sonntag, den 13., bei ARD, ZDF, RTL und SAT.1. Angela und Frank-Walter. Noch zehn Stunden bis zum TV-Duell zwischen Kanzlerin und Vize-Kanzler. Die Stunden werden lang und länger, die Fragen bang und bänger? Womit wir schon einmal Reinhard-Mey- und Wilhelm-Busch-Anspielungen in diesem Vorbericht, der auch ein Nachbericht sein könnte, untergebracht hätten.

Maybrit Illner, Peter Limbourg, Frank Plasberg und Peter Kloeppel werden mit Fragen zu Finanzen, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Energie, Steuern, Bundeswehr und Bildung im Studio auftauchen, Angela Merkel am rechten und Frank-Walter Steinmeier am linken Pult werden stehend räumlichen Abstand halten – und inhaltlichen?

Über 20 Millionen wollen sich diesen verbalen Schlagabtausch anschauen, 40 Prozent der Wählerinnen und Wähler wissen noch nicht, welche Partei sie wählen werden, wissen angeblich die Demoskopen, der Vorsprung von CDU/CSU und FDP schmilzt, wissen die Demoskopen angeblich auch.

Die Antworten von Merkel und Steinmeier wissen wir eigentlich auch schon. Daran ändert auch „Bild am Sonntag“ nichts, mögen die Schlagzeilen auch lauten „Entscheidet sich heute Abend unsere Zukunft?“ (Seite 1) und „Spannender als mancher Tatort“ (Kommentar des stellvertretenden Chefredakteurs Michael Backhaus auf Seite 4).

Spannend könnte es nur werden, wenn Kanzlerin und Vizekanzler es so halten würden, wie Edmund Stoiber im Jahre 2002 bei seinen TV-Duellen mit Gerhard Schröder. Der ehemalige CSU-Kanzlerkandidat veröffentlicht ebenfalls auf Seite 4 der „Bild am Sonntag“ seine „Tipps für die TV-Duellanten“ und verschweigt, dass er zudem weiß, wie man in wenigen Sekunden eine Bundestagswahl verlieren kann. Die Fernseh-Szene ist unvergessen. Angesprochen auf den Irak sagt Schröder Nein zu diesem Krieg und Stoiber sagt, er müsse erst seine Freunde fragen.

Doch: Bei welchem Thema soll Merkel solch ein verheerender Fehler unterlaufen – bei der Atompolitik nach den jüngsten Gorleben-Nachrichten? Eher nicht. Sie wird bestimmt nicht vor laufender Kamera zu bedenken geben, dass es für die Endlagerung des Atommülls keine Lösung gibt. Und bei welchem Thema geriete Steinmeier in die Stoiber-Gefahr? Bei der Steuerpolitik? Eher nicht. Er wird bestimmt nicht vor laufender Kamera zu bedenken geben, dass die SPD mit der Mehrwertsteuererhöhung vor der Bundestagswahl im Jahre 2005 nicht einverstanden gewesen ist.

So werden sie sich heute Abend staatsfrauisch (Merkel) und ein wenig wahlkämpferisch (Steinmeier) geben, werden für und gegen Mindestlohn argumentieren, für und gegen den vereinbarten Atomausstieg, für und gegen Steuersenkungen, für und gegen Studiengebühren. Die Argumente können ihnen nicht ausgehen, denn ein Argument bleibt immer: die Wirtschafts- und Finanzkrise.

Wichtigste Themen des Herausforderers sind übrigens die Schaffung von Arbeitsplätzen und Bildung für alle Kinder. Zum Thema Nummer 1 wird Merkel antworten, das will ich auch, nur anders, zum Thema 2 wird sogar Steinmeier – wie bereits geschehen – einräumen müssen, dass Bildung „weitgehend Ländersache“ ist.

Deshalb wird nach dem Duell für die meisten der 20 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer gelten: „Da sitz ich nun, ich armer Tor, und bin so klug wie zuvor!“ Bald ist dann schon Bundestags-Wahltag und nach der Stimmenauszählung werden sich Merkel und Steinmeier wieder treffen. Denn: Da die FDP nur mit CDU und CSU will, ist eine Fortsetzung der Großen Koalition das wahrscheinlichste Ergebnis. Spannend dürfte nur sein: Welches Gewicht hat die SPD nach dem 27. September? Bestimmt nicht immer noch fast das gleiche wie CDU und CSU…

Bleibt noch ein Fernsehtipp für die Wählerinnen und Wähler der Grünen: Heute Abend läuft auf Pro 7 “Die Simpsons – der Film”. Thema: eine Öko-Katastrophe. Verursacher: Homer Simpson. Die Bewohner der Stadt sind wütend. Die Simpsons müssen fliehen. Wie demnächst die Atom-Lobby?

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Wer hat das TV-Duell gewonnen?
Abstimmung auf http://merkelpotanien.blogspot.com