Ihr armen Schweine!
Pressetext verfasst von DSZ-Verlag am Fr, 2009-08-14 14:45.Ferkelkastration im Kreuzfeuer der Kritik.
Kunden von McDonald’s und Burger King schätzen an den Fast-Food-Restaurants schnelles und kostengünstiges Essen. Doch den meisten Konsumenten würde sich mit Sicherheit der Magen umdrehen, wenn sie sich vor Augen führten, unter welchen Umständen das Fleisch des eben verspeisten Hamburgers produziert wird. Denn auch in den Produkten der Schnellrestaurant-Ketten (z.B. „McRib“, „McMuffin Bacon“) findet Fleisch von Ferkeln Verwendung, die unter qualvollen Bedingungen kastriert worden sind.
22 MILLIONEN MAL LEID, QUAL UND SCHMERZ
Verbraucherstudien haben ergeben, dass gerade westeuropäische Konsumenten empfindlich auf abweichenden Geschmack beim Fleisch reagieren. Damit der typische Ebergeruch und –geschmack unterbunden wird, wird das Schlachtvieh kastriert. Die Europäische Union erlaubt die betäubungslose Kastration von Ferkeln bis zu einem Alter von sieben Tagen. Bei vollem Bewusstsein sind sie dem vollen Schmerzempfinden preisgegeben. So etwas würde kein Tierhalter seinem Kaninchen, Hund oder seiner Katze zumuten. Auf der Netzseite des Deutschen Tierschutzbundes ist ein Film mit den schockierenden Bildern einer solchen Kastration einzusehen, mit der Warnung, die Szenen seien für Kinder und sensible Menschen nicht geeignet.
Rund 22 Millionen Schweinchen kommen in Deutschland pro Jahr unter das Messer – und dann millionenfach über den Verkaufstresen. Ohne Narkose werden ihnen mit einer scharfen Klinge die Hoden entfernt. Sie geraten in Panik und unter Stress, schreien und quietschen vor Schmerzen, können aus Angst nicht stillhalten. Wenn bei den zappelnden Bewegungen das Messer abrutscht, wird mehr Gewebe als nötig verletzt und der Heilungsprozess sowie die Schmerzen nach der Operation fallen für das Tier noch qualvoller aus. Warum aber diese Misshandlung? Um ein paar Cent zu sparen.
FORDERUNGEN AN DIE POLITIK
Es gibt nämlich Alternativen zu der unmenschlichen OP-Methode. In der Schweiz zum Beispiel wurde, nachdem die Bevölkerung eine eindeutige Abstimmung getätigt hatte, die Ferkelkastration ohne Betäubung gesetzlich unter Verbot gestellt. Praxistaugliche Gegenmöglichkeiten stehen im Mittelpunkt der Forschung. Der Einsatz von Narkosegas und die spätere Behandlung mit Schmerzmitteln wirken sich nicht negativ auf die Gesundheit des Tieres aus, erleichtern aber die Tortur ungemein. Der Deutsche Tierschutzbund hat errechnet, dass diese Behandlung pro Ferkel 2 bis 3 Euro kosten würde, was auf das Kilo Fleisch gerechnet einen Preisunterschied von lediglich 5 cent bedeutet!
McDonald’s hat nach massiven Protesten erklärt, auf die Verarbeitung von Fleisch zu verzichten, wenn die Ferkel ohne Betäubung kastriert worden sind. Allerdings soll dies erst 2011 umgesetzt werden. Und auch eine weitere Einschränkung sieht Rudolf Ringhofer, der Einkaufschef der 1.300 deutschen McDonald’s-Filialen vor. Wenn die deutschen Bauern bis 2011 nicht die benötigten Mengen Fleisch zur Verfügung stellen können, „dann werden wir die Produkte im Ausland einkaufen.“ Also ist jetzt die Politik gefordert. Denn noch erlaubt das deutsche Tierschutzgesetz die Ferkel-Quälerei. Auch die Alternativbehandlung durch eine so genannte „Immunokastration“ mit einem Impfstoff, wie sie in der Schweiz schon angewandt wird, ist in der Europäischen Union gesetzlich noch nicht zugelassen.
Der Deutsche Tierschutzbund kommentiert: „Es gibt heute Alternativen zur qualvollen Ferkelkastration. Für den Deutschen Tierschutzbund gibt es deshalb keinen Grund auf Morgen oder Übermorgen zu warten. Wir fordern die Änderung des Tierschutzgesetzes und das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration.“
Das Langzeitziel der Tierschützer ist der vollkommene Verzicht auf die Kastration zugunsten der Ebermast. „Die Ebermast hätte außerdem noch einen anderen positiven Effekt: die restriktive tierquälerische Haltung auf engstem Raum und auf Vollspaltenboden wäre bei der Haltung von lebhaften und sehr bewegungsaktiven Ebern nicht mehr möglich.“ Natürlich ist auch der Verbraucher gefragt, der sein Konsumverhalten überdenken muss.
Die Ferkelqual für Burger King müsse beendet werden, hatte Wolfgang Apel, Präsident des Tierschutzbundes, noch vor wenigen Tagen gefordert. Thomas Schröder, der Geschäftsführer des Tierschutzbundes, geht nun davon aus, dass auch Burger King dem Beispiel von McDonald’s folgen wird: „Wir freuen uns riesig über diesen Schritt. Er wird auch Sogwirkungen auf andere Verarbeiter haben, ob nun aus Überzeugung oder aus Gründen des Image.“
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