Autoexperte Uwe Röhrig: „Rabattschlachten sind ruinös“ – Kompromisslose Kundenorientierung ist die einzige Antwort auf die Krise

Berlin, August 2009 - Die Rabatte der Autohersteller sind im Juli in Deutschland auf Rekordniveau gestiegen. Unter Einrechnung der Abwrackprämie stieg der Spitzenrabatt auf 57,9 Prozent, berichtete am Freitag Ferdinand Dudenhöffer in seiner neuesten Rabattstudie. „Die Rabattspirale hat damit immer noch nicht ihre Spitze gefunden und dreht sich kräftig weiter", sagte der Professor für Automobilwirtschaft der Universität Duisburg-Essen laut einem dpa-Bericht http://www.dpa.de. Dudenhöffer rechnet vor dem Hintergrund noch freier Kapazitäten bei der Abwrackprämie damit, dass die Hersteller die Rabatte noch weiter ankurbeln, um die Endrallye bei der Abwrackprämie zu gewinnen.

„Rabattschlachten sind ruinös. Kompromisslose Kundenorientierung kann die einzige Antwort auf die Krise im Autohandel sein“, kommentiert Uwe Röhrig, Chef der Berliner Automobilberatung International Car Concept (ICC) http://www.icconcept.de und Wirtschaftssenator im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmw.de. „Das Drehen an der Preisschraube ist fatal. Dabei ist klar: So gewinnt man verunsicherte Käufer langfristig nicht zurück. Mein Rat ist so einfach, dass ich mich wundere, warum er immer noch nicht genügend beherzigt wird. Händler und Hersteller müssen sich wieder stärker mit den Kunden beschäftigen. Viel zu oft kommen zuerst die Kosten, dann die Finanzen, die Organisation und die Mitarbeiter. Und am Ende tauchen auch mal die Kunden in den Überlegungen der Manager auf.“

Laut Röhrig, früher Vertriebschef für Mercedes-Benz und Maybach, mangelt es der Autoindustrie insgesamt an der richtigen Kundenorientierung. In der Produktion und Entwicklung herrsche die Meinung vor, dass sie tolle Fahrzeuge herstellen - während der Vertrieb im Großen und Ganzen überflüssig ist und nur Geld kostet. „Dass diese Einschätzung falsch ist, sieht man schon allein an der Tatsache, dass Autos im Wesentlichen immer noch über den Bauch, also mit einem sehr hohen Anteil an Emotionen, gekauft werden“, so der Autoexperte.

„Unternehmen brauchen couragierte, motivierte, kundenfokussierte, unternehmerisch denkende, loyale, begeisterte, ja geradezu glückliche Mitarbeiter. Mit ihnen lässt sich Großes gewinnen. Mit den reinen Zahlenmenschen, Technokraten und Bürokraten hingegen kann man viel verlieren - zu allererst die Kunden. Bundeskanzler Helmut Schmidt hat zwar gesagt, dass derjenige, der Visionen habe, zum Arzt gehen solle. Ohne Visionen, zündende neue Ideen und eine gehörige Portion Leidenschaft werden wir die Autobranche aber nicht wieder in die richtige Spur bringen. Mit einfallslosen und schädlichen Rabattschleudereien jedenfalls mit Sicherheit nicht“, sagt der ICC-Inhaber.