Die Zeit der Krise ist die Zeit für den Vertrieb - Wie finden die Autobauer aus der „Abwrack-Falle“?

Berlin, Juli 2009 - Die Abwrackprämie sollte ursprünglich einer schwächelnden Branche helfen. Doch sie könnte sich schon bald zu einer „ökonomischen Zeitbombe“ entwickeln, mutmaßt Thomas Reisener in der Rheinischen Post (RP) http://nachrichten.rp-online.de/article/titelseite/Autobauer-Pro-Pkw-180.... Nach einer Studie der Unternehmensberatung AlixPartners http://www.alixpartners.com/DE machen die Autobauer 2009 weltweit pro verkauftem Auto im Schnitt rund 1.800 Euro Verlust. Die Abwrackprämie habe das Preisgefüge auf dem Automarkt dauerhaft verdorben, meint Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: „Auch im nächsten Jahr wir kein Neuwagen ohne Abwrackprämie verkauft, aber dann zahlen sie nicht mehr die Steuerzahler, sondern die Händler und die Hersteller.“

In den nächsten fünf Jahren „werden die deutschen Hersteller 350.000 Jobs abbauen“, vermutet Dudenhöffer. Von den derzeit 11.200 deutschen Autohaus-Betreibern wird „nur die Hälfte die nächsten vier Jahre überleben“, vermutet Norbert Blümer, Sprecher der Autohäuser und Werkstätten. „Ignorierte Überkapazitäten machen dem weltweiten Automarkt Probleme“, sagt Autoexperte Uwe Röhrig von International Car Concept (ICC) http://www.icconcept.de in Berlin. „Das gewaltige Überangebot muss um jeden Preis verkauft werden. Gewinneinbrüche sind nur eine Folge, zudem fehlt Kunden das Gefühl für den Wert des Autos. Jeder Autokäufer fragt sich, ob er auch alles herausgeholt hat“, so der ehemalige Vertriebschef für Mercedes und Maybach. BVMW-Wirtschaftssenator Röhrig http://www.bvmw.de spricht sich für kompromisslose Kundenorientierung aus, vermisst diese in Deutschland aber teilweise. „Was ist das beispielsweise für ein Zeichen an Händler und Kunden, wenn die Autohersteller ihre Vertriebsabteilungen in Kurzarbeit schicken? Wann, wenn nicht jetzt ist die Zeit für den Vertrieb, in die Offensive zu gehen und auch neue Konzepte zu testen?“

Befreien sich die Autobauer aus der „Abwrack-Falle“? RP-Redakteur Reisener hat da seine Zweifel. Zu den hässlichen Nebenwirkungen einer solchen Subvention gehöre, dass sie den Anpassungsdruck von einer Branche nehme, die Veränderungen dringend brauche. Zu den zentralen Problemen des premiumlastigen deutschen Automobilbaus gehöre nämlich, dass er Autos baue, die kaum noch jemand bezahlen könne: „Um technologisch an der Weltspitze zu bleiben, entwickeln Daimler, Mercedes, Audi und Porsche immer neuen Schnickschnack für ihre Nobelkarossen: Bremsscheiben aus Keramik-Carbon, Frontscheinwerfer, die um die Ecke strahlen können und bidirektionale Autoschlüssel aus über 100 Einzelteilen sind ja ganz hübsch. Aber die Gruppe der Firmen und Privatkunden die dafür 70.000 Euro und mehr zu zahlen bereit ist, wird offensichtlich immer kleiner.“