Wilhelmshaven: JadeWeserPort-Arbeiter nehmen Jobsuchenden die Arbeit weg?

Wilhelmshaven - 11. Juni 2009 (tj). Die alten Israelis haben Böcke mit Sünden beladen und in die Wüste geschickt - so ist das Wort Sündenbock entstanden. Und heute? Zerfressen mancherorts Vorurteile die Gesellschaft. Je höher die Arbeitslosigkeit ist, desto größer wird die Gefahr, dass angeblich Schuldige für den Jobmangel dort gesucht werden, wo sie gar nicht zu finden sind.

Siehe Wilhelmshaven. Dort wird fleißig am JadeWeserPort gebuddelt, gebaggert und gerammt. Die Teams, die im Stadtnorden dem Jadebusen einen Containerhafen abluchsen, kommen aus vielen deutschen Städten, aus einigen Nationen. Das gefällt so manchem nicht. Stehen Arbeiter aus den neuen Bundesländern oder aus dem angrenzenden Ausland vor einem Supermarkt, geht das Geläster los. „Die nehmen uns die Arbeit weg“, behaupten Ewiggestrige.

Arbeitsdiebstahl als Gesetzesverstoß, der geahndet werden muss? Gibt es nicht. Aber Vorurteile sind auch nie handfest, manche geben sie nur nicht gern aus der Hand und aus dem Kopf bekommen sie die auch nicht. Denn es ist viel bequemer, an einer vorgefassten Meinung festzuhalten als sich eine neue zu bilden.

Dazu gehört - stimmt - Bildung. Die den Kindern von Langzeitarbeitslosen leichter verwehrt werden kann als Kindern aus gutbetuchten Elternhäusern. Den Kindern von Migranten leichter als den Kindern von Deutschen. Diesen Teufelskreislauf gibt es schon lange und wenn es dann noch Parteien oder Politiker gibt, die diesen Kreislauf in Schwung halten, muss man Stopp sagen.

Das gilt auch für den BASU-Fraktionsvorsitzenden in Wilhelmshaven. Der muss wohl geglaubt haben, dass seine Äußerung, Langzeitarbeitslose seien „solche Leute, die nicht arbeiten wollen“, und deswegen die Hälfte des städtischen Haushaltes verschlingen, ohne jedes Echo bleibt. Ist es nicht. Und was macht der Mann? Intern streut er aus, er werde gegen eine Veröffentlichung seiner Worte vorgehen. Wie heißt es so treffend: Das ist der Fluch der bösen Tat, dass sie…

Die internette Zeitung www.2sechs3acht4.de wird diesem Lokalpolitiker in einer losen Serie einige dieser Hartz-IV-Empfänger vorstellen, die nach seiner Auffassung „nicht arbeiten wollen“. Erfahrungsberichte können geschickt werden an 2sechs3acht4@arcor.de


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