Ein Präsident als Subversion

Ist der Geist erstmal aus der Flasche wird es schwer ihn wieder los zu werden. Diese Erfahrung mußte die Politische Klasse der Bundesrepublik Deutschland machen, die einst den blassen Wirtschaftsmanager Horst Köhler als höchsten Repräsentanten des Staates und ihrer selbst engagierte und nun einen Volkspräsidenten bekommen hat, der beliebter ist als die meisten seiner Vorgänger. In der Bevölkerung wohlgemerkt nicht dort, wo man meist mit Herablassung und auch etwas Angst auf den „großen Lümmel“ (Heine) blickt.

Horst Köhler war - als die Welt noch in Ordnung war - als Repräsentant des Neoliberalismus und überhaupt des kapitalistischen Betriebs engagiert worden. Dafür schien er als Manager des IWF besonders geeignet. Er sollte der personifizierte Sachzwang werden, der gleich alle Kritik durch seine scheinbare Sachkompetenz erstickt.

Doch dieser Präsident, der dem politischen Alltagsbetrieb fremd war und fremd blieb, diese Rolle sogar mit einem gewissen Behagen kultivierte, emanzipierte sich von der ihn zugedachten Rolle. Er war bockig, nahm seine – umstrittene - Prüfungskompetenz ernst, lehnte zwei Gesetze ab und zwang die wirklichen Politmanager gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Obwohl Staatsoberhaupt, wurde er nicht zum Repräsentanten der herrschenden Eliten gegenüber dem einfachen Volk, sondern zu dessen Vertreter im Politikbetrieb. Sicher, politische Weichen stellen kann er nicht - das liegt an der Rolle, die ihm das Grundgesetz zuweist - aber allein seine Fähigkeit, von Zeit zu Zeit besinnliche Worte zu sprechen und ein nachdenkliches Gesicht zu machen, macht ihn zu einem beunruhigenden Faktor.

Jetzt hatte man ihm, den von den einflußreichen Politikern eigentlich nur noch die ebenso isolierte Angela Merkel hält, noch einmal eine schöne Rolle zugedach. Da man ihn schon nicht los wurde, sollte er wenigstens den anstehenden Wechsel symbolisieren: Schwarz-Gelb als Zukunftsprogramm mit den Sozialdemokraten in der Rolle der Placebo-Opposition, die Schlimmeres verhindert.

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