Standorte: Spielplätze, nicht schicke Bars zählen

www.trendletter.de berichtet über die Entwicklung, dass in der familienfreundlichen Stadt die Wirtschaft am stärksten wächst, sie weist den höchsten Zuwachs an Einwohnern auf, und ihre Immobilienwerte entwickeln sich am besten. Hier finden Sie die besten Märkte für den Handel. Wie unter einem Vergrößerungsglas ist diese Entwicklung in den USA erkennbar. New York verliert, Provinzstädte gewinnen, so lässt sich zusammenfassen, was sich derzeit tut. In Deutschland gibt es parallele Effekte.
Im Detail: Bislang wollten moderne Städte die Drehkreuze der kreativen Klasse sein. Die schicksten Bars, die höchsten Anteile von Schwulen, ein ständiger Zustrom von selbstständigen Medienschaffenden, Künstlern und Projektnomaden sollten Ausweis erfolgreicher Stadtentwicklung sein. Jetzt aber zeigt sich: Städte, die diese Karte gezogen haben, verlieren. Deren Wirtschaft stagniert, die Einwohnerzahl geht zurück, Immobilien erleiden Wertverluste.
Warum das so ist: Die viel gepriesenen Szene-Viertel sind allenfalls Durchgangslager. Hier wohnen die
urbanen Singles nur so lange, bis sie eine Familie gegründet oder den 35. Geburtstag hinter sich gelassen haben. Dann ziehen sie an die Peripherie – oder in eine Stadt, die sich als familienfreundlich erweist. In den USA verlieren etwa die Innenstädte von Philadelphia und San Francisco Einwohner. Es zeigt sich: Der Coolness-Faktor ist nicht länger ein Garant wirtschaftlicher Prosperität. Gewinner sind scheinbar langweilige Orte wie Houston, Dallas, Charlotte und Raleigh-Durham.
Eine parallele Entwicklung zeichnet sich in Deutschland ab: Die Standorte mit den höchsten Werten in puncto Zufriedenheit der Menschen, Geburtenrate, Gesundheit und Einkommen liegen durchweg außerhalb der großen Metropolen. Auf den obersten Rängen stehen die Regionen Donau-Iller (Städte Ulm, Biberach, Günzburg, Memmingen), Ost-Württemberg (Aalen, Ellwangen, Heidenheim), Osnabrück und das südliche Umland von Hamburg. Verlierer sind Duisburg, Hamburg, Hannover, Aachen und Berlin. Eine Analyse aus dem „Wall Street Journal“ erklärt das so: Triebkraft der wirtschaftlichen Entwicklung sind gut ausgebildete Verheiratete mit Kindern. Attraktiv aus deren Sicht sind Standorte mit gutem Angebot an Arbeitsplätzen, bezahlbaren Immobilien und familienfreundlichen Wohnmöglichkeiten, die nicht zu weit weg von der Arbeit liegen – und nicht etwa die Städte mit den besten Restaurants, Bars und Nachtclubs.