Wilhelmshaven: Reicht die Schonfrist für Hertie?

„Wilhelmshaven lebt“ flattern Stadt-Reklamefahnen vor der Nordseepassage im Wind. Ein paar Schritte weiter beginnt das große Bangen. Was aus Hertie wird, weiß niemand so genau. Gestern ist das Kaufhaus für kurze Zeit geschlossen worden: Betriebsversammlung. Einiges sickert durch: Für Hertie in Wilhelmshaven gibt es eine Schonfrist bis Ende Februar 2009. Wird bis dahin kein Investor gefunden, geht das Licht aus. Wie schon einmal beinahe vor gut vier Jahren.

Damals hat Oberbürgermeister Eberhard Menzel noch einen Brandbrief an den Karstadt-Vorstand geschrieben. Darin wies er auf die Vorzüge hin, die Wilhelmshaven nach seiner Auffassung hat: Kundinnen und Kunden, die aus dem Umland kommen, Touristinnen und Touristen, die sich im Sommer nicht nur an der Nordsee erholen, sondern dort auch einkaufen.

Da aber kein Kaufhaus vom Sonnencreme-Verkauf allein existieren kann, wurde aus Karstadt Hertie. Der Laden läuft gut, hieß es fortan. Doch das ist wohl nicht die ganze Wahrheit gewesen. Offenbar lief der Laden nicht gut genug. Sonst gäbe es bestimmt schon einen Investor.

Anspruch und Wirklichkeit sind in Wilhelmshaven meistens zwei verschiedene Dinge. Einerseits gibt es auch 2009 wieder Neujahrs-Redner, die mit rosaroter Brille Texte vom Blatt ablesen, andererseits blutet die Jade-Stadt immer weiter aus, die Einwohnerzahl sinkt und liegt inzwischen bei 80 000 und fragt man diejenigen, die noch in dieser Stadt leben, wie sie sich fühlen, lauten die Antworten auf www.2sechs3acht4.de : „Sehr wohl“ 16 Prozent, „wohl“ 14 Prozent, „eher unwohl“ 44 Prozent, „sehr unwohl“ 24 Prozent.


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