Erblinden verhindern: Neues Handbuch erläutert Zusammenhänge von Glaukom mit anderen Erkrankungen

Das Glaukom, auch „grüner Star“ genannt, gilt in den Industrieländern als zweithäufigste Ursache für Erblindung. Zum einen deshalb, weil diese chronische Augenkrankheit oft nicht rechtzeitig erkannt wird. Zum anderen auch, weil in der Behandlung Fehler gemacht werden.

Bei einem Glaukom ist meistens der Augen-Innendruck dauerhaft erhöht und schädigt so den Sehnerven. Dieser Prozess verläuft schleichend und in fast allen Fällen völlig schmerzlos. Das Risiko zu erkranken steigt ab dem 40. Lebensjahr stark an. Deshalb ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt zwingend notwendig, auch wenn jeder Patient die Kosten von 20 bis 40 Euro aus eigener Tasche bezahlen muss.

Nur der Augenarzt kann beurteilen, welche der verschiedenen Glaukomvarianten vorliegt, und die entsprechende Therapie einleiten. Meistens verordnet er Tropfen, die den erhöhten Druck im Auge senken. Manchmal wird auch eine Operation notwendig. Ungemein wichtig, aber selbst in Fachkreisen viel zu wenig bekannt, ist die Zusammenarbeit mit Ärzten anderer Disziplinen. Denn das Glaukom geht meist einher mit anderen Erkrankungen.

So entwickeln Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Glaukom „stärkere Schäden am Sehnerven als andere Glaukompatienten“, schreibt die Augenärztin Professor Ilse Strempel in ihrem neuen Handbuch „Glaukom – mehr als ein Augenleiden“. Sowohl zu hoher als auch zu niedriger Blutdruck können Glaukomaugen zusätzlich schädigen – bis hin zum Erblinden. Deshalb sei bei jedem Glaukompatienten mindestens einmal jährlich eine 24-Stunden-Blutdruckkontrolle notwendig, fordert die Expertin.

Aber auch die medikamentöse Therapie müsse unbedingt zwischen Hausarzt / Internist und Augenarzt abgestimmt werden. So rät Strempel dazu, Betablocker zur Blutdrucksenkung „bei älteren Glaukompatienten nur in Ausnahmefällen wie zum Beispiel Arrhythmien und Vorhofflimmern“ zu geben. Zur Blutdruckregulation von Glaukompatienten empfiehlt sie in erster Linie Kalziumantagonisten. Verordnet der Augenarzt gleichzeitig Betablocker-Augentropfen, müsse diese Therapie unbedingt überwacht werden, denn: „Lokale Betablocker können eventuell zu einem signifikant höheren Abfall des diastolischen Blutdrucks sowie zu einer verminderten Herzfrequenz führen.“ Außerdem unterdrücken Betablocker in der Zirbeldrüse die Ausschüttung des Hormons Melatonin, wodurch die Betroffenen depressive Verstimmungen und Schlafprobleme bekommen können. Deshalb meint die Expertin, sei es sinnvoll bei der Verordnung von Betablockern zusätzlich Melatonin zu geben. Auch das Coenzym Q10 sei in der Lage, die möglichen Nebenwirkungen der Betablocker zu reduzieren.

Noch eine ganz Reihe weiterer Erkrankungen können mit dem Glaukom in Verbindung stehen. Und zusätzlich zur konservativen Glaukombehandlung gibt es zahlreiche ergänzende Therapiemöglichkeiten. Einen umfassenden Überblick bietet das neue Handbuch von Professor Ilse Strempel, seit mehr als drei Jahrzehnten Expertin in der interdisziplinären Glaukomforschung und -behandlung. Das Buch richtet sich sowohl an Ärzte als auch an Patienten, die zudem viele nützliche Tipps für den Alltag erhalten.

Prof. Dr. med. Ilse Strempel: Glaukom – mehr als ein Augenleiden. Handbuch für Ärzte und Patienten (Krankheitsbild und Begleiterkrankungen – Konventionelle und ergänzende Therapien – Medikamente und Mikronährstoffe – Tipps für den Alltag). VERLAG im KILIAN Marburg 2009, 204 Seiten, 32 Euro, ISBN 978-3-932091-98-8. Weitere Infos: www.kilian.de

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