Geschehen in Wilhelmshaven: Im Auftrag des Herrn Adrian

Die Anzeigenblätter „Guten Morgen Sonntag“ und „Neue Rundschau“ stapeln sich links neben der Eingangstür unter den Briefkästen. Gelegentlich blättert der Wind in der obersten Ausgabe und schnappt sich eine Beilage, die er bis zu einem geparkten Auto flattern lässt. Das ist eigentlich nicht zu übersehen und ganz und gar nicht im Sinne des Herausgebers in Person von Manfred Adrian, der auch die „Wilhelmshavener Zeitung“ montags bis samstags unter die Leute bringt. Motto „Das Beste am Morgen“.

An dem ein Mittvierziger unterwegs ist, von Tür zu Tür geht und klingelt. In der Hand hält er eine Liste. An dem Zeitungsstapel links neben der Eingangstür ist er unfallfrei vorbeigekommen, den herumflatternden Beilagen muss er elegant ausgewichen sein.

Er klingelt an der dritten Wohnungstür. Jemand öffnet.

„Ich komme von der Wilhelmshavener Zeitung“, sagt er. „Ich will Ihnen aber nichts verkaufen.“

Der Mieter atmet tief durch und wartet ab, was diesen Mann im Auftrag des Herrn Adrian an seine Wohnungstür getrieben hat.

Dies: „Ich wollte nur wissen, haben Sie gestern diese Zeitung bekommen?“

„Sie meinen ´Guten Morgen Sonntag´?“, denkt der Mieter an den Stapel links von der Eingangstür.

Da der Mittvierziger nicht mehr weiter weiß, hilft der Mieter nach: „Die liegt immer vor der Tür. Ich bringe Sie montags zum Papiercontainer.“

Der Mittvierziger macht ein Kreuz auf seiner Liste. Langsam kehrt bei ihm die Erinnerung zurück.

„Und die andere Zeitung?“
„Die liegt da auch immer herum.“

Diese Antwort des Mieters führt zu einem zweiten Kreuz auf der Liste des Mittvierzigers, der sich anschließend verabschiedet. Der Mieter schließt die Wohnungstür wieder und schmunzelnd denkt er: „Ich habe also an einer Umfrage teilgenommen.“

Notiert von www.2sechs3acht4.de


Über Heinz-Peter Tjaden