„Inkontinenz ist heilbar“

Expertenvortrag am Prosper-Hospital macht Betroffenen Mut

Inkontinenz ist nicht nur ein körperliches Problem. Für viele Betroffene bedeutet diese Erkrankung weitgehende soziale Isolation. Doch es gibt Heilungschancen, wie der vielfach ausgezeichnete Urologe Prof. Dr. Ullrich Otto bei einem Vortrag am vergangenen Donnerstag im Prosper-Hospital unterstrich.

Harninkontinenz kann viele verschiedene Ursachen haben. Neben altersbedinger Muskelschwäche sind es vor allem Operationen im Beckenbereich, etwa an Blase oder Prostata, die zu Inkontinenz führen können. Besonders leiden die Betroffenen unter der damit einhergehenden gesellschaftlichen Ausgrenzung. Aus Angst davor, in eine peinliche Situation zu geraten, verlassen viele nur noch selten die „sichere“ Wohnung und meiden größere Menschenmengen. „Inkontinenz ist noch immer ein Tabuthema“, erklärt Dr. Dirk Kusche, Chefarzt der Klinik für Urologie im Prosper-Hospital. „Betroffene wagen es daher oft nicht einmal, sich einem Arzt anzuvertrauen.“ Die Recklinghausener Selbsthilfegruppen „Prostata“ und „Blase“ wollen diese Menschen unterstützen und aus ihrer Situation heraushelfen. Zu diesem Zweck luden sie vergangenen Donnerstag Prof. Dr. Ullrich Otto zu einem öffentlichen Vortrag ins Recklinghausener Prosper-Hospital ein.

Prof. Otto, Chefarzt der Abteilung für Urologie und Onkologie der Klinik Quellental in Bad Wildungen, erläuterte bei der Veranstaltung das in seinem Haus entwickelte und angewandte Konzept der multimodalen Rehabilitation. Schwerpunkt der Therapie ist ein gezieltes Training der entsprechenden Muskeln. Im Anschluss an eine physiotherapeutische Behandlug von Wirbelsäule, Hüftgelenken und Becken lernen die Patienten, ihre Muskeln bewusst anzusprechen. Eine unterstützende Schmerztherapie sowie im Bederfsfall ergänzende Medikamente fördern die persönliche Körperwahrnehmung. Auf diese Weise ist es möglich, die Inkontinenz langfristig in den Griff zu bekommen und erfolgreich zu heilen.

Anschließend gab Dr. Kusche einen Einblick in moderne minimal-invasive Operationsmethoden, die schonende Eingriffe im Beckenbereich ermöglichen. Dabei werden die Instrumente zusammen mit einer winzigen Kamera durch kleine Schnitte in der Haut eingeführt. So kann der Arzt sehr genau arbeiten, ohne die für die Kontinenz wichtigen Organe und Muskeln zu beschädigen. „Die minimal-invasive Chirurgie ist besonders geeignet, das Risiko von Inkontinenz im Anschluss an eine Operation schon im Vorfeld zu begrenzen“, erläutert Dr. Kusche die Vorteile. Das funktioniere auch bei Eingriffen direkt an der Prostata. Auch in der Physiotherapie des Prosper-Hospitals, so Dr. Kusche, würden Kontinenz-Trainings angeboten und durchgeführt.

Beide Vorträge gaben einen Einblick in die medizinische Praxis zur Vermeidung und Rehabilitation von Inkontinenz. Die Veranstalter hoffen, damit zur Aufklärung der Betroffenen und deren Angehörigen beigetragen zu haben. Denn, so der Tenor der Veranstaltung, „Inkontinenz ist heilbar“.


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