Tierschutzvereine in Wilhelmshaven und in Friesland: Eine überflüssige Pressemitteilung

Der Wilhelmshavener Tierschutzverein hat einen neuen Vorstand. Ehemalige Mitglieder gründeten eine Woche später einen neuen Verein, der sich nicht nur Tier-, sondern auch Umwelt- und Naturschutz auf die Fahnen geschrieben hat. Vorsitzender ist zumindest bis zur Eintragung ins Vereinsregister Joachim Tjaden, der auch Vorsitzender des Wilhelmshavener Tierschutzvereins war.

Nun hat der 52-Jährige eine Pressemitteilung verfasst, die er mit „Ehemaliger 1. Vorsitzender des Tierschutzvereins Wilhelmshaven und Umgebung e. V./1. Vorsitzender Tierschutz-Aktiv-Friesland und Umzu“ unterzeichnet. Darin stichelt er gegen seine Nachfolger und wirft ihnen vor: „Neuer Vorstand schmückt sich mit fremden Federn“.

Ähnliches geschieht in vielen Tierschutzvereinen. Immer wieder gibt es Einmischung von außen, ein Beispiel dafür ist die Region Hannover gewesen. Dort lauerten Ehemalige so lange auf vermeintliche Fehler der Aktiven, bis höchste Gefahr bestand für alle Einrichtungen des Vereins. Man hagelte sich gegenseitig mit Pressemitteilungen zu und Redakteure servierten der geneigten Leserschaft das gefundene Fressen, bis Sponsoren der Appetit verging und endlich die Schlagzeile möglich war: „Muss Tierheim geschlossen werden?“

Das wiederholt sich in Wilhelmshaven hoffentlich nicht, zumal der Anlass für die Pressemitteilung des ehemaligen Vorsitzenden gar keiner ist. Es geschah nur dies: Der neue Vorstand unterzeichnete einen Vertrag mit einer Umlandgemeinde, der bereits in trockenen Tüchern war. Es fehlten nur noch die Unterschriften. Auch die Vorarbeiten für eine neue Voliere hat der alte Vorstand geleistet. Wer denn sonst, der neue ist doch erst seit dem 1. August 2008 im Amt? Daraus den Vorwurf „fremde Federn“ stricken, reicht doch nicht einmal für einen Kursus an der Volkshochschule über verletzte Eitelkeit!

Hat ein ehemaliger Vorstand gute Arbeit geleistet, profitieren die Nachfolger davon. Sie können schwerlich einen Verein neu erfinden - aber neue Wege gehen können sie. Doch dann wird es in der Pressemitteilung von Joachim Tjaden haarig: Im vorletzten Absatz mischt sich der 52-Jährige in die Personalpolitik des Wilhelmshavener Tierschutzvereins ein und rät den Mitgliedern zu klären, ob da alles korrekt läuft.

Eigentlich sollte man meinen, dass jemand, der einen neuen Verein aufbaut, Besseres zu tun hat, als sich in die Arbeit eines Vereins einzumischen, zu dem er nicht mehr gehört. Oder meint Joachim Tjaden, dass die Mitglieder des Wilhelmshavener Tierschutzvereins ohne ihn einfach nicht auskommen?

Was kein Verein braucht, bringt der ehemalige Vorsitzende nicht nur im vorletzten, sondern auch im letzten Absatz unter. Dort gibt er seinen Nachfolgern noch einen Ratschlag, den Katzenbestand im Wilhelmshavener Tierheim zu reduzieren. Das ist selbstverständlich dank Joachim Tjaden gar nicht schwer, endet die Pressemitteilung so: „Das ist durch die vom alten Vorstand ausgebaute Zusammenarbeit mit anderen Tierschutzvereinen und Tierheimen sicherlich leicht möglich.“

Eins allerdings sollte nicht leicht möglich sein: Neuer Zoff im Wilhelmshavener Tierschutzverein, der von außen angezettelt wird.

Ein Beitrag für www.2sechs3acht4.de


Über Heinz-Peter Tjaden