Der Modenkönig - Eine heitere Betrachtung über Mode, Musik und die Liebe

Eine heitere Betrachtung über Mode, Musik und die Liebe.
Herzlich Willkommen, in der guten, alten Zeit – sagen wir – im Berlin der 50er Jahre. Welch eine unbeschwerte, heitere Zeit, aber wenn man genauer hinschaut, so plagen uns doch heute noch die gleichen Sorgen, nicht wahr?

(Entstanden nach dem gleichnamigen Drehbuch zum Filmlustspiel aus dem Jahre 1954)

Der Modenkönig von Hardy Kickers (hier)

Leseprobe:
Der Stein des Anstoßes war nicht einmal ein richtiger Stein- nur ein kleines Steinchen. Und wenn dieses Steinchen eine andere Richtung genommen hätte – etwa einen halben Meter nach links, wo Frau Nuppke das duftige Sommerhütchen so eingehend betrachtete, als hätte sie ihren Gottlieb schon davon überzeugt, dass kein anderer Hut zu ihrem neuen getupften Sommerkleid passt – oder einen Meter nach rechts, wo der alte Rentner Brandt missbilligend sein ehrergrautes Haupt ob des schamlosen Dekolletés einer abendkleidgeschmückten Modepuppe hin und her wiegte – wie leicht hätte dieses kleine Steinchen unserer Geschichte eine andere Wendung geben können, wenn es nicht gegen das Schaufenster geprallt wäre.

Kein Wunder, dass Protus Kalmucke jeden Morgen, wenn er das Stahlgitter vor dem Haupteingang hochzog, zunächst einmal den langen Schaufensterreihen seine Aufmerksamkeit zuwandte, um sich dann erst im Spiegelbild von dem tadellosen Sitz seiner himmelblauen Livré zu überzeugen.
Schließlich war es Protus Kalmucke gewesen, der das Steinchen auf dem nassen Asphalt in dem Augenblick sah, als es von dem Hinterrad des anfahrenden Wagens eben gepackt und durch den ungleichen Druck gegen die Scheibe gepresst wurde, ähnlich einem Kirschenstein der zwischen 2 Fingern geklemmt, abgerutscht und eine bestimmte Richtung einschlägt.

Ja, einem Protus Kalmucke entgeht so leicht nichts!
Das sieht man seinen listigen Äuglein schon an. Schließlich ist er ja auch Portier, Liftboy, Hausdetektiv, Empfangschef, Chauffeur und rechte Hand des Chefs in einer Person. Und das will schon etwas heißen in einem Modehaus von Ruf, wie es einem „Modekönig“ zukommt. Bitte, wer es nicht wahrhaben möchte, dort oben steht es in großen goldenen Lettern: MODEN – KÖNIG.

Protus Kalmucke hat es gelernt, mit Leuten umzugehen. Sonst hätte er die Situation nicht so selbstsicher beherrscht. Denn – kaum hatte der Wagen gehalten, öffnete Protus schon dienstbeflissen den Schlag und half der elegant gekleideten Dame, die den Wagen selbst gesteuert hatte, beim Aussteigen. Besagte Dame warf einen erstaunten Blick auf die Menschengruppe, die sich schnell um das zerbrochene Schaufenster versammelt hatte.
„Was ist denn hier passiert!?“ Protus lächelte verbindlich: „Es ist nichts von Bedeutung. Der Wagen der gnädigen Frau hat im Vorbeifahren ein Steinchen gestreift, das sich wahrscheinlich dadurch rächen wollte, dass es gegen die Scheibe sprang - zum Glück nur ein kleiner Sachschaden.“ „Wie!? – ich – hätte ?- “
„Aber gnädige Frau!“ ließ sich unvermittelt hinter Protus die Stimme des Chefs, Eddy König, vernehmen, „hier kann man doch nur von einem unglücklichen Zufall reden. Äh – ein klarer Fall von Unfall – eine reine Versicherungssache. Wird von mir selbstverständlich ohne jedes Aufsehen geregelt!“ – Und mit einer leichten Verbeugung: „Gestatten, gnädige Frau – Eddy König!“
Seine einladende Handbewegung war so unverbindlich-verbindlich, dass die Dame ihr auch gefolgt wäre, wenn sie nicht schon vorher die Absicht gehabt hätte, sich das Neueste vorführen zu lassen.
„Es ist gut, Protus, kümmere dich jetzt bitte um die Fensterscheibe!“ Damit verschwand Eddy König, allgemein Modenkönig genannt, mit der vornehmen Dame im Inneren des Hauses.

Von Hardy Kickers ebenfalls bei new-ebooks.de erschienen:
Rhein-Melodien (Notensammlung)
Karneval am Rhein (Notensammlung)
Vergessene Schlagerschätze (Notensammlung)


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