Gute Platzierung für Studierende der Hochschule Karlsruhe mit selbstgebautem Rennwagen bei internationalem Wettbewerb

Der F102 auf dem Hockenheimring konnte nicht nur technisch überzeugen, sondern auch optisch mit dem 5. Platz beim Style Award

Schon im vorangegangenen Jahr waren Studierende der Hochschule mit einem eigenen Rennwagen bei dem internationalen Wettbewerb „Formula Student Germany“ vertreten, der Nachwuchsingenieuren unter realen Bedingungen Praxiserfahrung vermitteln möchte.

1981 wurde der Wettbewerb durch die Society of Automotive Engineering in den USA ins Leben gerufen. 17 Jahre später wurde er in Europa und 2006 erstmals in Deutschland unter der Bezeichnung „Formula Student Germany“ mit 41 gemeldeten Teams auf dem Hockenheimring ausgetragen.

Die Wettbewerbsaufgabe lautet, einen Prototypen für einen Rennwagen herzustellen, der für die Produktion in einer Kleinserie geeignet ist. Sieger des Wettbewerbs wird also nicht der schnellste Wagen des Rennens, sondern das überzeugendste Fahrzeugkonzept, was ebenso Beschleunigungs- und Bremsleistung einschließt wie auch Design, Handling, Gewicht und kalkulierte Kosten. Eine umfassende und vielschichtige Herausforderung für die studentischen Teams, denn das Fahrzeug soll zugleich schnell, wendig, zuverlässig, sicher, innovativ und kostengünstig sein.

Bei der Erstteilnahme am Wettbewerb im Vorjahr hatte das Team der Hochschule Karlsruhe schon einen großen Erfolg verbucht: Es belegte den dritten Platz unter den 15 Newcomern und Platz 15 unter allen 54 Teilnehmern. Die eigene Messlatte für die diesjährige Wettbewerbsteilnahme lag also ziemlich hoch, denn das Ergebnis sollte nach Möglichkeit noch getoppt werden. Für den Wettbewerb beschränkte man sich daher nicht darauf, das Fahrzeug des Vorjahrs nur zu verbessern, sondern mit dem „F102“ wurde ein völlig neues konstruiert und gebaut. 50 Studierende der Fahrzeugtechnologie hatten sich um die technische Entwicklung und Organisation gekümmert, während rund 20 Studierende aus der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften die Wirtschaftlichkeitsberechnungen einer Serienfertigung, Controlling und die Marketingaktivitäten übernommen hatten.

Der F102 ähnelt zwar von außen einem Formel 3-Rennwagen, zum Wettbewerb sind aber nur Motoren mit maximal 610 ccm zugelassen. Trotzdem soll das Triebwerk die Charakterzüge eines Sportmotors aufweisen, also bei möglichst geringem Gewicht eine entsprechende Leistung entwickeln. Diesen Motor galt es dann in das Fahrzeug zu integrieren und mit Getriebe und Fahrwerk abzustimmen. Aber auch noch andere ingenieurspezifische Herausforderungen galt es für die Studierenden zu meistern. So wurde das Luft-Ansaugsystem neu gestaltet, die Zahl der Bezininjektoren auf acht verdoppelt und das Fahrgestell wurde vollständig aus hochwertigem Flugzeug- und Raumfahrtaluminium gefertigt. Bei möglichst hoher Verwindungssteifigkeit und geringem Eigengewicht verbessert sich so das Handling des Boliden, der sich damit leichter und schneller durch die Kurven eines Rennparcours steuern lässt. Durch eine selbst entwickelte Trockensumpfschmierung des Getriebes konnte die Höhe der Ölwanne von 13 auf drei Zentimeter reduziert werden. Dadurch ließ sich auch der Motor niedriger einbauen und zusammen mit einer eher liegenden Fahrerposition ergibt sich ein wesentlich niedrigerer Schwerpunkt des Fahrzeugs, was Straßenlage und Wendigkeit erhöht.

Das gesamte Fahrzeug wurde mit diesen technischen Verbesserungen gegenüber seinem Vorgängermodell wesentlich kompakter, beschleunigt von 0 auf 100 km/h in weniger als vier Sekunden und erreicht in Abhängigkeit von der Übersetzung eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 200 km/h.

Der Lohn der Mühe bei der „Formula Student Germany 2008“ vom 6. – 10. August 2008 auf dem Hockenheimring: Unter den 78 gemeldeten Teams des internationalen Wettbewerbs belegte das Team der Hochschule Karlsruhe in der Gesamtwertung Rang 19 – das war die beste Platzierung einer baden-württembergischen Fachhochschule. Damit gehörte das Team auch zu den 33 Teilnehmern, die den Ausdauertest überhaupt bestanden hatten.

„Mit diesem Resultat sind wir zufrieden“, so Tihamer Vendeg, Student der Fahrzeugtechnologie im 8. Semester, „nicht nur weil der F102 technisch überzeugen konnte, sondern auch optisch, denn im Style Award belegten wir den 5. Platz.“ Im Team herrscht augenblicklich beste Stimmung, „denn schon die Teilnahme an diesem Konstruktionsprojekt mit einem eigenen Rennwagen war für uns ein Riesenerfolg“, betont Tihamer Vendeg, „jeder konnte seine Ideen und Fähigkeiten einbringen, wir konnten Theorie und Kenntnisse aus dem Studium direkt in die Praxis umsetzen und haben so viel über den Automobilbau gelernt.“

Beeindruckt zeigten sich die Studierenden auch von der hervorragenden Organisation des Wettbewerbs und von der gesamten Stimmung. „Es war schon toll zu erleben, wie sich die Teams während des Wettbewerbs untereinander halfen und es dabei auch zu vielen interessanten Kontakten zu Studierenden aus aller Welt kam“, lautet das Fazit von Johannes Dollansky, im 8. Semester Student der Fahrzeugtechnologie an der Hochschule Karlsruhe.

„Der ausgeprägte Praxisbezug ist einer der zentralen Pfeiler unseres Ausbildungskonzepts an der Hochschule“, betont Rektor Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, „und das Resultat der aktuellen Projektarbeit – ein selbst konstruierter und gebauter Rennwagen – ist auch ein Beleg dafür, wie schnell unsere Studierenden das erworbene Wissen in die Praxis umsetzen können.“

Für die Studierenden gibt es jetzt keine Pause, denn mit dem F102 ist schon im nächsten Monat eine Rennteilnahme auf der Ferrari-Teststrecke in Modena geplant, und bis dahin soll das Fahrzeug noch weiter optimiert werden, beispielsweise das Gesamtgewicht des Fahrzeugs, aber auch Fahrertraining steht noch auf dem Programm, denn das sei – bei all den Vorbereitungen – bis jetzt etwas zu kurz gekommen.

Mehr Infos zum Rennwagen-Projekt sind im Internet unter http://www.highspeed-karlsruhe.de/ zu finden.