Beirut-Reporter.de: Nachrichten - Libanon - Mittag - Freitag, 09. Mai 2008

http://www.Beirut-Reporter.de

Nachrichten - Freitag, 09. Mai 2008

11:25 Uhr (Beirut GMT +3)
Die pro-Regierungskräfte versammeln sich derzeit zu einer Besprechung der Lage in Samir Geageas festungsähnlicher Residenz in Maraab.

11:13 Uhr (Beirut GMT +3)
Medien berichten, dass Walid Jumblatt seine Residenz in Beiruts Clemenceau Bezirk in Richtung eines unbekannten Ziels verlassen hat.

10:57 Uhr (Beirut GMT +3)
In Beirut macht die Information die Runde, dass im Hafen von Beirut möglicherweise Protestzelte aufgestellt werden sollen.

10:21 Uhr (Beirut GMT +3)
Schwere Kämpfe in Hamra und dem Gebiet von Qoraytem. Bewaffnete beschießen die äußeren Mauern der Residenz von Mehrheitsführer im Parlament und Sohn von Rafik Hariri, Saad Hariri, mit schultergestützen Granatenwerfern.

Beiruts Hafen hat den Betrieb eingestellt.

+++ Einschätzung der Lage im Libanon +++
Sowohl die Regierung des Libanon als auch die Hisbollah Organisation und die mit ihr verbündeten Parteien haben sich in schwierige Positionen manövriert.

Die Regierung kann nicht ohne weiteres ihre Forderungen zurücknehmen (Hisbollahs Telekomnetzwerk, Flughafenchef und Kameras), sonst verliert sie ihre ohnehin schon schwer angeschlagene Autorität gänzlich.

Die Hisbollah Organisation beharrt auf der Rücknahme eben dieser beiden Punkte, kann aber in einem umfangreichen Bürgerkrieg langfristig auch nur verlieren - zumal mit möglicher Beteiligung Israels oder anderer Mächte -, und wird danach für viele Jahre nicht mehr so stark sein wie heute. Auch sie kann ihre Forderungen nicht ohne weiteres zurücknehmen, ohne Autorität zu verlieren.

So gut wie immer in der Geschichte des modernen Libanon seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1943, ist jegliche politische oder religiöse Gruppe im Land zu schwach, die anderen Gruppen zu beherrschen (daher auch die Gewohnheit, sich stets Hilfe aus dem Ausland zu holen, wenn die eigenen Kräfte nicht mehr ausreichen). Das ist noch immer der Fall.

Für die Hisbollah heißt das: sie ist eine schlagkräftige Organisation mit einer gut ausgebildeten Guerilla Kampfeinheit. Sie kann jedoch keinesfalls das Land beherrschen. Dafür ist sie einfach nicht stark genug, ihre Anhängerschaft nicht groß genug und die übrigen Gruppen im Land zu wehrhaft.

Was sie sehr wohl kann ist ihre Einflussgebiete in Beirut zu schützen und in begrenztem Maße in andere Gebiete der Stadt vorzudringen. Ebenso kann sie einem potentiellen Gegner einen auf lange Sicht zwar verlustreichen, jedoch erfolgreichen Guerilla Krieg in ihrem ureigenen Gebiet liefern, dem Süd-Libanon.

Hisbollah kann von über 25 Jahren Kampferfahrung zehren, da sie die einzige Miliz ist, die sich mit Ende des Bürgerkriegs 1975-1990 nicht entwaffnet hat und einen Partisanenkrieg gegen die israelische Besatzung Süd-Libanons geführt hat, der im Mai 2000 mit dem Rückzug Israels aus dem Libanon endete.

Sämtlichen anderen Gruppen haben sich im großen und ganzen im Zuge des Taif Abkommens entwaffnet - obgleich es immer reichhaltige Waffenverstecke gab - oder sind während der syrischen Besatzung des Libanons nach und nach mit Gewalt zerschlagen worden (z.B. die Lebanese Forces, die sich zunächst entwaffnet haben und deren Struktur später von Syrien und pro-syrischen Regierungen zerschlagen worden ist).

Aus diesem Grund hat Hisbollah in diesen Tagen große Vorteile, wenn es zur offenen Auseinandersetzung in Beirut kommt. Wie besonders der libanesische Bürgerkrieg und viele andere Auseinandersetzungen in Städten und auf kleinem Raum jedoch zeigen, ist es eine Sache, Territorium zu erobern und eine andere, es zu halten. Dies gilt für Schlachten im allgemeinen, die USA machen diese Erfahrung seit Begin der Invasion Iraks 2003.

Da nicht davon auszugehen ist, dass die von Sunniten und Christen geführte Regierung oder eine ihr nachfolgende christlich-sunnitische Regierung einfach so davon läuft und Hisbollah die Macht im Land überlässt, ist mit einer weiteren Eskalation der Lage zu rechen, wenn sich die Konfliktparteien nicht zusammensetzen, um eine Lösung zu finden.

Hisbollahs militärischer Vorteil wird nicht lange vorhalten, wenn die sunnitische Regierung beispielsweise sunnitische Extremisten aus Irak für ihre Zwecke im Kampf gegen Hisbollah einspannt oder diese sich selbst gegen Hisbollah stellen.

Ebensowenig werden die USA und Saudi-Arabien tatenlos zu sehen, wie Hisbollah den Libanon übernimmt, sondern zweifellos in windeseile Milizen trainieren und hochrüsten (was verdeckt bereits geschehen ist, sowohl auf Seiten der libanesischen Sunniten als auch der Christen der Lebanese Forces).

Die Auseinandersetzungen in Beirut und in geringerem Maß in anderen Teilen des Landes, sind derzeit ein rein schiitisch-sunnitisch Problem, selbst wenn Hisbollahs Generalsekretär Hassan Nasrallah das kategorisch zurückweist. Beide Fraktionen führen neben dem Kampf um ihre eigenen Interessen im Libanon auch einen Stellvertreterkrieg, in dem Sie von Iran/Syrien (Hisbollah) und Saudi-Arabien/USA (pro-Regierungskräfte) als Schachfiguren benutzt werden, sich jedoch auch gerne benutzen lassen - wie so oft in libanesischen Bürgerkriegen -, um einen Vorteil für sich selbst zu erlangen.

Christen sind bisher nicht beteiligt (zumindest ist davon nichts bekannt). Und ein inner-christlicher Konflikt ist aus Sicht von Beirut-Reporter.de derzeit nicht abzusehen. Es gibt eine Übereinkunft zwischen den großen christlichen Fraktionen darüber, die mit Hilfe der maronitischen Kirche getroffen wurde, dass man nicht kämpfen werde.

Die Lebanese Forces des Samir Geagea wären ohnehin zu stark für die rasch schwindende Anhängerschaft des christlichen Oppositonssprechers Michel Aoun, die zudem im Gegensatz zu Geageas Anhängern keine Miliz-Mentalität hat.

10:08 Uhr (Beirut GMT +3)
Wie die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) berichtet, hat die schiitische Hisbollah mehrere von Sunniten dominierte Viertel Beiruts (West-Beirut) unter ihre Kontrolle gebracht.

09:51 Uhr (Beirut GMT +3)
Medien berichten, dass Hisbollah Kämpfer ausschwärmen in Hamra, Raouche, Mulla, Talet el-Khayat, Zaidaniyeh, Basta Zoqaq Blat und Nweiri.

09:30 Uhr (Beirut GMT +3)
Die pro-Regierungsmedien der Familie Hariri in Beirut sind nach letzten Meldungen nicht gestürmt worden, sondern unter Beschuss geraten, woraufhin die Belegschaft die Gebäude verlassen und sie der libanesischen Armee zur Treuhand übergeben hat.

Die Kämpfe in den größtenteils muslimisch dominierten Bezirken der Stadt (West- und Süd-Beirut) haben wieder an Intensität zugenommen. In den christlichen Bezirken ist es nach wie vor ruhig, ebenso im Rest des Landes.

08:35 Uhr (Beirut GMT +3)
Die pro Regierungsmedien der Familie Hariri, die Zeitung Al Mustaqbal und Future TV, sind soeben von Bewaffneten gestürmt worden. Future TV hat den Sendebetrieb eingestellt. Das melden Medien in Beirut.

08:16 Uhr (Beirut GMT +3)
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat sich gestern Abend sehr besorgt gezeigt über die aktuellen Entwicklungen im Libanon und die an den Kämpfen beteiligten Fraktionen zur Ruhe aufgerufen und dazu, die Straßen des Landes wieder zu öffnen.

07:28 Uhr (Beirut GMT +3)
Die Situation im Libanon ist derzeit ruhig. Bei den gestrigen Kämpfen sind laut Reuters zehn Menschen getötet und 20 verletzt worden.

00:51 Uhr (Beirut GMT +3)
Wie Al Jazeera berichtet, hat die Hisbollah Organisation in den größtenteils muslimischen Teilen Beiruts - westlich und südlich der ehemaligen “Greenline” - Hauptquartiere der 14. März Koalition unter ihre Kontrolle gebracht.

00:34 Uhr (Beirut GMT +3)
Die Hisbollah Organisation hat das Dialog Angebot von Saad Hariri ausgeschlagen. Man werde nicht weniger akzeptieren, als dass die Regierung die Entscheidung rückgängig mache, das von Hisbollah installierte Telekommunikationsnetzwerk als illegal zu bezeichnen und dagegen vorzugehen.

Hisbollahs Generalsekretär Hassan Nasrallah hatte heute in einer Fernsehansprache deutlich gemacht, dass Hisbollah ihre Telekomstruktur als eine der wichtigsten Waffen im Kampf gegen Israel ansehe und sich diese und alle anderen Waffen unter keinen Umständen werde wegnehmen lassen.

Beirut-Reporter.de - Sicherheitspolitische Nachrichten aus Libanon und der Levante


Über Beirut-Reporter.de

Vorname
Redaktion

Nachname
Beirut-Reporter.de

Homepage
http://www.Beirut-Reporter.de

Branche
Nachrichten, Naher Osten, Libanon