Die Musik der wilden ´68iger

Der rbb-Moderator und Autor Daniel Gäsche stellte sein neues Buch „Born to be wild-Die ´68er und die Musik“ in einer sehr interessanten und kurzweiligen Lesung mit Talk und Livemusik der „Ton-Steine-Scherben-Family“ in der Tempelhofer ufa-fabrik vor.

Juppy, als temperamentvolles nicht ruhig zu stellendes ufa-fabrik Fossil, sorgte für den unkonventionellen Einstieg und für einige Intervieweinlagen. Als bekannter Anti-´68 zählte auch Klaus-Rüdiger Landowsky zu den Ehrengästen. Landowski ist sicher nicht zur „Seligsprechung“ der ´68er erschienen, kann aber auch stolz auf ein Exemplar der damals so beliebten Mao-Bibel, die in keinem Bücherschrank fehlen durfte, verweisen.
Der Lichtenrader Buchautor Daniel Gäsche versteht es, dass Publikum in die Zeit um 1968 zu beamen: Jimi Hendrix, Beatles, Rolling Stones, Bob Dylan, Janis Joplin, Joan Baez, die Doors, Woodstock, Rudi Dutschke, Axel Springer, Studentenunruhen, Vietnamdemonstrationen, Hippiebewegung, Prager Frühling und die APO werden bildlich und im Ton in die Zeitmaschine der ufa-fabrik geholt. „Sex, Drugs & Rock´ n Roll“ waren die Schlagworte, die zum Inbegriff einer ganzen Generation wurden. Das Lebensgefühl dieser Zeit wurde deutlich von der heute noch lebendigen Musik geprägt.
Gäsche ist kein Alt- ´68er, sondern erblickte zu dieser Zeit erst das Licht der Welt. So kann er auch mit Abstand und nicht verbissen viele Dinge betrachten, zumal für ihn auch das Hauptthema die immer noch aktuelle Musik dieser Zeit ist: „Man kann die ´68er auch nicht auf Happening und Gewalt reduzieren“. Zum 40 jährigen „Jubiläum“ sind auch schon viele Bücher zum Thema „1968“ erschienen und kein Fernsehsender lässt einen Rückblick aus. Das Buch von Daniel Gäsche fängt den Zeitgeist ein und ist eine wohltuende Alternative. Es werden Hintergründe von Songs der Zeit erklärt, aber es kommen auch Prominente zum Thema „Musik und 1968“ zu Wort und „outen“ ihren persönlichen ´68er-Lieblings-Song.
Das Publikum erfährt von Daniel Gäsche, dass „Purple Haze“ von Jimi Hendrix der Begriff für eine Cannabis-Züchtung ist, Santana und „Samba Pa Ti“ für die Gefühle zuständig war, Rezzo Schlauch die kulturelle Revolution wichtiger als die politische Revolution fand und das Scott McKenzie und sein „San Francisco“ ursprünglich aus der Flower-Power-Bewegung kam und nicht als Protest gemeint war.
Die Einlagen der „Ton-Steine-Scherben-Familiy“ und die noch gut im Ohr klingende unverkennbare straßenkampfbetonte Stimme, die fast wie vom verstorbenen Sänger Rio Reiser klingt, gehen auch heute immer noch unter die Haut. „Mein Name ist Mensch“ ist ein besonderes Highlight, was die „Familiy“ und ihre teils in die Jahre gekommenen aktiven Musiker mit viel Spaß und handgemachter Musik, zum Auftakt ihrer ´68er Revue, zum Vortrag bringen.
Der Rockfan Daniel Gäsche kann viele Geschichten erzählen. Er erläutert die Entstehungsgeschichte von „Street Fighting Man“ der Rolling Stones und spricht vom Streit der 68er Musikfans: Beatles oder Rolling Stones? Aber auch viele deutschsprachige Schlager- und Schnulzensänger gehörten in die Zeit. Die Musik die Gäsche meint und gut findet ist sicher die, die man halt als „aufgeklärter“ Mensch in dieser Zeit gehört haben muss und sich so ein Stück von seinen Eltern abgegrenzt hat. Als Spätgeborener kann der Autor locker und mit Distanz die Welt vor 40 Jahren betrachten. Das ist neben der Fachkompetenz sicher auch ein Grund, das Buch bei seinem nächsten Einkauf näher in Betracht zu ziehen. Wer 1968 bei sich im Kopf wieder lebendig werden lassen will, sollte nicht lange überlegen!

Thomas Moser BerLi-Press (www.berli-press.de) für www.lichtenrade-berlin.de

Buchhinweis:
Born to be wild oder Die ´68er und die Musik
Mit einer Vielzahl bisher kaum oder nicht veröffentlichter Fotos (380 Seiten, 16x24cm)
ISBN 9783861898061 Militzke-Verlag 24,90€

Zur Auseinandersetzungen mit Rezzo Schlauch im Zusammenhang mit dem Buch siehe:
http://weblog.lichtenrade-berlin.de/archive/2008/03/27/16teg0l33kbh9.htm

Link zur Ton-Steine-Scherben-Familiy: http://www.scherbenfamily.de


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