Fit in den Frühling mit Ayurveda

Der Frühling naht und damit das Ende der trägen Winterzeit. Über die kalten Tage war die Ernährung reichhaltig und schwer – viele von uns fühlen sich dadurch jetzt müde und antriebslos. Um mit Schwung in die wärmeren Tage zu starten, ist nun der richtige Zeitpunkt, für eine kleine Frühjahrskur. Ayurveda bietet hier vielfältige, natürliche Maßnahmen, die Körper und Geist wieder fit machen.

In vielen Kulturen ist das Frühjahr traditionell die Zeit des Fastens und Entgiftens, auch nach der ayurvedischen Lehre ist es die klassische Zeit für einen ganzheitlichen Reinigungsprozess.
Ayurveda ist eine altindische Medizin und bedeutet wörtlich übersetzt Wissen vom Leben.
Alexandra Müller-Benz, Ayurveda-Expertin und Leiterin der Akademie campus Naturalis erklärt: „Ayurveda ist eine ganzheitliche Gesundheitslehre, die einen natürlichen, dem Menschen zuträglichen Lebensstil vermittelt. Ziel aller Behandlungen und Maßnahmen ist, dem Körper dabei helfen sich selbst zu helfen.“

Frühjahrskur mit Ayurveda
Die ayurvedische Lehre unterscheidet drei verschiedene Konstitutionstypen, auf welche jegliche Behandlung abgestimmt werden sollte, die sogenannten Doshas: Vata, Pitta und Kapha. Diese kommen nach ayurvedischer Sicht in jedem Organismus vor. Dabei dominieren meist ein oder zwei Doshas. Welche Doshas einen Menschen bestimmen, kann am besten ein entsprechend geschulter Therapeut feststellen.
Nach dem ayurvedischen Prinzip sind die drei Doshas zu bestimmten Jahreszeiten erhöht. So ist im Winter etwa Kapha dominant. Da wir im Winter mehr Körperwärme brauchen, essen wir meistens schwere, fettige und kalorienreiche Kost, was ebenfalls Kapha erhöht. Das Ziel der ayurvedischen Frühjahrsreinigung ist also das angereicherte Kapha abzubauen und die angesammelten Giftstoffe zu reduzieren. Dieser Prozess wird als Panchakarma bezeichnet. Eine umfassende Panchakarma-Kur ist nur in einer ayurvedischen Kureinrichtung oder Klinik möglich, was recht kostspielig und zeitintensiv ist. „Es gibt jedoch einige grundlegende Maßnahmen, die auch jeder für sich zu Hause umsetzen kann“, erklärt Alexandra Müller-Benz

Kleine Reinigungskur für zu Hause
Um ganzheitlich zu entschlacken, ist es von großer Wichtigkeit, das Vorhaben in Ruhe und ohne Stress anzugehen. Keinesfalls sollte man eine solche Kur durchführen, wenn man sich krank oder ernsthaft geschwächt fühlt. Bei Unsicherheiten empfiehlt es sich, vor Beginn der Kur mit einem Arzt zu sprechen und eventuell einen Gesundheits-Check durchzuführen.
Die Tage der Frühjahrskur sollten ohne berufliche Tätigkeit, geistige Anstrengung und alltägliche Verpflichtungen ablaufen. Der Organismus soll wieder in seinen natürlichen Rhythmus von aktiven Wachphasen und beruhigenden Schlafphasen zurückfinden, das heißt ein bewusst gestaltetes Bewegungsprogramm mit Yoga, Spaziergängen und Atemübungen wechseln sich mit Ruhephasen im Liegen ab. Die Ernährung ist leicht, warm, anregend, bitter und ausscheidungsfördernd.

Reinigungsrituale
Am Abend vor Kurbeginn sollte man früh, vor 22.00 Uhr, schlafen gehen und an den Kurtagen jeweils gegen 6 Uhr aufstehen. Am ersten Morgen trinkt man zuerst 2 große Gläser abgekochtes warmes Wasser, dann empfiehlt sich die Reinigung der Zunge mit einem Zungenschaber oder Metalllöffel. Es folgt Gandusha – Ölziehen – wozu ein Esslöffel kaltgepresstes Biosesamöl in den Mund genommen und etwa fünf Minuten durch die Zähne gezogen wird. Anschließend wird eine Nasenspülung - Nethi – durchgeführt. Jedes Nasenloch wird mit einer Salzwasserlösung durchgespült, die dafür erforderlichen Nethi- oder Nasenkännchen erhält man in Apotheken. Abschließend massiert man sich selbst von Kopf bis Fuß mit einem hochwertigen Körperöl. Nach diesen Reinigungsritualen werden 1 – 2 Gläser warmes Ingwerwasser getrunken. Hierzu werden einige Scheiben frischer Ingwer mit Wasser 10 Minuten gekocht und anschließend abgekühlt. Das Ingwerwasser reinigt und regt die Verdauung an.

Bewegung, Ruhe und leichte Kost
Um den Körper beim Abbau der überschüssigen Schlacken- und Fettdepots zu unterstützen ist Bewegung unabdingbar. Darum sollten nach den Morgenritualen nun für eine halbe Stunde leichte Bewegungsübungen wie Yoga, Qi Gong oder schlicht ein schöner Spaziergang unternommen werden.
Gegen 9 Uhr wird ein Frühstück aus Getreidebrei eingenommen, ein typisches ayurvedisches Frühstück, das Energie gibt ohne den Körper zu belasten. Wie alle Mahlzeiten sollte das Frühstück in entspannter Atmosphäre eingenommen werden.
Es folgt eine Ruhephase, in der aber nicht geschlafen werden sollte – empfehlenswert ist ein Spaziergang, Lektüre oder kreative Beschäftigungen wie Malen oder Zeichnen. Frau Müller -Benz erläutert: „Wichtig ist, dass der Geist sich entspannen kann, Fachliteratur ist also nicht geeignet. Es geht darum sich mit schönen, angenehmen Dingen zu beschäftigen.“
Gegen 13 Uhr wird eine ayurvedische Suppe – Khichari - aus Mungobohnen und Reis eingenommen. Auch der Nachmittag wird in entspannter Atmosphäre verbracht. Wer möchte, kann gegen 16 Uhr eine Tasse Chai, ein Gewürztee, und etwas Trockenobst genießen. Dies ist ein gesunder Imbiss für den Nachmittag, der Energie gibt und wertvolle Nährstoffe liefert.
Zum Abendessen gibt es eine leichte Gemüsesuppe, sie rundet den Tag ab, ohne den Körper in der Nacht zu belasten. Idealerweise sollte sie bereits gegen 18 Uhr serviert werden.

Die nächsten Tage der Kur laufen in diesem ruhigen Rhythmus ab. So können sich Körper und Geist erholen und neue Kräfte sammeln für die kommenden aktiveren Monate.
Alexandra Müller-Benz kennt die positive Wirkung einer solchen Kur genau: „Selbst diesen einfachen Behandlungen kann man ein großes Maß an Vitalität gewinnen. Viele Anwender übernehmen die Morgenrituale auch in den Alltag, weil sie sie als überaus wohltuend erleben.“

Umfassende Ayurveda Maßnahmen
Die beschriebene kleine Reinigungskur kann durch weitere begleitende Maßnahmen noch ausgebaut werden, um den Körper beim Ausscheiden von Giftstoffen weiter zu unterstützen. Um sicher zu gehen, dass die Maßnahmen dem individuellen Typ und der jeweiligen Konstitution gerecht werden, sollte dafür jedoch ein Ayurveda-Therapeut zu Rate gezogen werden.

© campus Naturalis gGmbH, 03/2008


Über Christiane Hoppe