Autohersteller erklären EU-Klimaschutzpolitik den Krieg

Deutsche Umwelthilfe: Brüssel muss dem PS- und Geschwindigkeitsrausch der Autobosse durch klare Spritverbrauchsgrenzen begegnen

europaticker: Die im deutschen Automobilverband VDA zusammengeschlossenen deutschen Autobauer haben der EU-Klimaschutzpolitik nun offen den Krieg erklärt. In einem gemeinsamen Schreiben der fünf großen Hersteller an EU-Kommissionspräsident Barroso fordern sie nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) faktisch das Ende der EU-Klimaschutzpolitik. Gleichzeitig machen Sie in ungewöhnlich deutlicher Weise klar, was sie selbst von der so genannten freiwilligen Selbstverpflichtung zum Klimaschutz im Straßenverkehr halten – nämlich nichts.

„Die EU-Kommission hatte Ende der 90er Jahre für den Fall der Nichteinhaltung der Klimaschutzziele durch die europäischen Autobauer angekündigt, den Spritverbrauch von Neuwagen gesetzlich zu reglementieren“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Während italienische und französische Autobauer diese verbindliche Vereinbarung mit der EU ernst genommen haben und mit ihrem Spritverbrauch bereits heute nahe dem EU-Zielwert von 140 g CO2/km liegen, haben BMW, Audi, VW, Porsche und DaimlerChrysler eine Modelloffensive mit besonders durstigen Fahrzeugen gestartet und liegen heute mit durchschnittlich 160 – 295 g CO2/km deutlich über dem EU-Klimaschutz-Zielwert. „Die deutschen Autobauer kämpfen für ihr Recht, mit Vollgas in die Klimakatastrophe zu fahren. Und Wirtschaftsminister Glos sitzt dabei vergnügt auf dem Beifahrersitz.“


Die Deutsche Umwelthilfe hält die Situation für alarmierend. Durch eine ausgesprochen „kreative“ Lobbyarbeit gegenüber Parlament und Regierung sei es den deutschen Herstellern in den vergangenen Jahren gelungen, Anreize für spritsparende Fahrzeuge wie in anderen Ländern zu verhindern. Mehr noch: In Deutschland werden Dienstwagen mit Spitzen-Spritverbräuchen auch noch mit bis zu 49% vom Finanzminister subventioniert, wie die Deutsche Umwelthilfe am vergangenen Montag in Berlin vorrechnete. Vor einer derartigen „Förderkulisse“ sei es schon fast verständlich, wenn VW-Cheflenker Winterkorn spritsparende Pkw (Audi A2) aus dem Programm streicht, ein Monster-SUV in Verkehr bringt und den neu vorgestellten Audi R8 (Verbrauch 22,1 l/100 km im Stadtverkehr) liebevoll als „Auto zum Brötchen holen“ bezeichnet (siehe Auto Motor und Sport Heft 3/2007).

„Die deutsche Automobilindustrie wird langfristig nur überleben, wenn sie den Klimaschutz endlich ernst nimmt und Autos produziert, die die Welt tatsächlich benötigt. Hierzu muss Brüssel am kommenden Mittwoch (31.1.) die Weichen stellen“, so Resch. Wirtschaftsminister Glos leiste der Automobilindustrie mit seiner gedankenlosen Unterstützung einen Bärendienst. „Das Beispiel Toyota und Honda zeigt, dass Automobilunternehmen langfristig erfolgreich sind, wenn sie sich dem Klimaschutz verschreiben und spritsparende Technologien in allen Fahrzeugkategorien einsetzen.“

Die DUH hatte am 22.1.2007 ein „Sofortprogramm zur Minderung der Klimagas-Emissionen von Pkw“ vorgelegt, in dem unter anderem verbindliche Verbrauchsobergrenzen für Pkw und die Abschaffung der Subventionen Dienstwagen mit hohem Spritverbrauch gefordert werden.

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28.01.2007:

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Arbeitsplätze sind das Totschlagargument für alles....

In Deutschland sind Arbeitsplätze IMMER wichtiger als alles andere.... zumindest suggerieren uns das unsere Politiker.

Arbeitsplätze sind das Totschlagargument für alles - eigentlich ein Wunder, dass die Dünnsäureverklappung auf See eingestellt wurde - da hingen doch auch Arbeitsplätze dran.

Irgendwann haben wir dann ganz viele Arbeitsplätze - und verbringen unsere Freizeit entweder in Wirbelstürmen und Orkanen oder mit Sonnenschschutzfaktor 170 im Freien.

Arbeitsplätze werden völlig überbewertet - eine intakte Umwelt gewährleistet unserer aller Lebensqualität.

Hinzu kommt dass jedes Jahr nach Angaben der ILO (International Labour Organization = Internationale Arbeitsorganisation) weltweit rund zwei Millionen ArbeitnehmerInnen allein durch arbeitsbedingte Unfälle und Krankheiten sterben - das sind mehr als 5000 Todesopfer pro Tag!

Obwohl Arbeit also täglich wesentlich mehr Todesopfer fordert als z.B.Terroranschläge oder diverse Seuchen und Erkrankungen wird die Gier nach Arbeit(splätzen) von niemandem in Frage gestellt.

Bestimmte Schichten mit einer grossen Lobby verdienen einfach zu gut an der Arbeit anderer!

Strenge Grenzwerte schaden nur den Autobauern, die nicht in der Lage sind, sich den technischen Herausforderungen zu stellen und sie zu meistern.
(Können könnten sie schon. Aber warum sich damit aufhalten, wenn es einfacher ist der Politik die Einführung von Grenzwerten zu verbieten?)

Und was unsere Autobosse betrifft, halte ich sie für schlechte Manager (Unternehmer kann man ja nicht sagen). Gute Manager haben Visionen. Und ein Visionär würde sagen, "Wie, nur 120? Ich werde für mein Unternehmen dafür sorgen, dass der Austoß im Jahr 2010 bei 0 liegen wird!". Damit wäre er nicht nur Visionär, sondern würde auch die Zukunft seines Unternehmes sichern. Aber das kann man von einem Manager nicht erwarten, dessen Vertrag auf ein paar Jahre ausgelegt ist und der nach Ablauf dieses Vertrages mit mehreren Millionen Abfindung in den Aufsichtsrat wechseln wird.

Müssen wir uns also erpressen lassen, wenn ein Autohersteller irgendwo im Global Village mit ein paar outgesourcten Robotern Autos baut?

Wieso hat die ACEA überhaupt einer EU-Verordnung von 1999 zu der Vereinbarung zum CO2-Ziel von 140 bzw. 120 g/km zugestimmt wenn sie letztendlich nicht eingehalten werden will:
http://www.acea.be

Das Vorgehen der Automobilindustrie gegen die Vorgaben der EU ist schlichtweg ein Armutszeugnis - und erinnert mich schmerzlich an G.W.Bush.
Aber - Selbst der amerikanische Präsident ist inzwischen soweit mit seinen Erkenntnissen, dass nun "radikale Maßnahmen" für den Umweltschutz nötig sind.

Warum tut er das ?? - Weil er hofft, dass die amerikanische Wirtschaft sich in Umwelt- und moderner Energie-Technik einen Spitzenplatz in der Welt dadurch schaffen wird.

Die deutschen Autobauer setzen weiterhin auf "traditionelle" Technik. Und jammern nun, weil die Politik die Rahmenbedingungen daran anpassen will, was die Umwelt-Wissenschaften vorgeben, wie wir künftig mit Treibhausgasen umgehen müssen.

Dieses Wissen haben auch die Entscheidungsträger bei den Autoherstellern. Trotzdem haben Sie es nicht geschafft ihre eigenen gesteckten Ziele zu erreichen. - Warum wohl ??

Ihr eigener Arbeitsplatz wäre sicherer, wenn auch Ihre großen Chefs auf längere Sicht planen würden, anstatt zu warten, bis der Gesetzgeber technische Änderungen vorschreibt.

Solche Unternehmens-Bosse möchte ich deshalb nicht mit Entscheidungskompetenz ausgestattet sehen, nach ihren Maßstäben über Umfang und Zeitpunkt wirksamer Maßnahmen für Umweltschutz zu befinden!!!!

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