Ist Spravato nur ein Medikament oder auch eine Droge?

Seit der Zulassung des Esketamin-Nasensprays Spravato als Medikament zur Behandlung von Depressionen befürchten verschiedene Experten, dass Teile des für die Patienten bestimmten Wirkstoffs über dunkle Kanäle auf den Drogenmarkt gelangen könnten. Schließlich handelt es sich bei Esketamin nur um eine leicht veränderte Form von Ketamin, das in der Szene schon länger kursiert. Wir sind der Frage nachgegangen, wie realistisch diese Befürchtungen sind.

Die Möglichkeit, dass Spravato als Droge missbraucht wird, besteht theoretisch, denn erstens hat Esketamin einen ähnlichen Wirkmechanismus wie Ketamin, dessen Missbrauch seit langem bekannt ist. Zweitens liegt das Missbrauchspotenzial von Esketamin auch in der Zielpopulation, da Depressionen häufig bei Alkohol- und Drogenabhängigen auftreten.

In den Studien zu diesem Medikament wurde keine Abhängigkeit als Nebenwirkung berichtet. Die relativ wenigen Sitzungen, die für die Behandlung von Depressionen vorgesehen sind, und die therapeutische Dosierung des Wirkstoffs machen die Entwicklung einer Abhängigkeit sehr unwahrscheinlich. Die Behandlung mit Spravato könnte jedoch zu einer Abhängigkeit führen, wenn sie auf eigene Faust und ohne ärztliche Aufsicht durchgeführt wird. In höheren Dosierungen kann das Medikament durchaus als Droge missbraucht werden.

Esketamin ist das S(+)-Enantiomer des Ketamins. Die halluzinogene Wirkung ist nahezu identisch. Ketamin ist eine dissoziative Droge, d. h. es kann dazu führen, dass sich der Konsument von der Realität und von sich selbst losgelöst fühlt. Die Halluzinationen können visueller, akustischer oder sensorischer Natur sein. Einige Personen, die Ketamin in hohen Dosen konsumiert haben, berichten von Nahtoderfahrungen und Begegnungen mit fiktiven Geistern.

Bei höheren Dosierungen wurden unerwünschte Wirkungen wie dissoziative Symptome beobachtet. Es wird davon ausgegangen, dass Patienten mit einer primären psychotischen Störung oder einer MDD mit Psychose wegen einer möglichen Verschlechterung der psychotischen Merkmale nicht mit Esketamin behandelt werden sollten.

Obwohl das Nasenspray Spravato alle Kriterien einer beliebten Freizeitdroge erfüllt, sind bisher weltweit nur Einzelfälle bekannt, in denen es tatsächlich zu diesem Zweck missbraucht wurde. Dies ist unter anderem auf den hohen Preis zurückzuführen: Während man auf dem Schwarzmarkt schon für wenige Euro ein Gramm Ketamin käuflich erwerben kann (aus der Veterinärmedizin oder aus Untergrundlabors), kann ein Spravato-Spray bis zu 1000 Euro kosten. Zudem wird das Medikament nur in sehr kleinen Mengen importiert, so dass eine Abzweigung in dunkle Kanäle sofort auffallen würde. Ein weiteres Hindernis ist die Tatsache, dass das Medikament nur in der Praxis eines Facharztes abgegeben und angewendet werden darf. Die Patienten haben also keine Möglichkeit, es mit nach Hause zu nehmen und gegebenenfalls eine Dosis unter der Hand zu verkaufen.

Mehr dazu: Kann Spravato als Droge missbraucht werden?


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