Unterwegs mit Bonhoeffer

„Ich bin dann mal weg.“ Unter diesem Motto haben sich viele auf den Weg gemacht und den wichtigen Fragen des Lebens genähert. Eine große Zahl von Pilgerbüchern und Wegbeschreibungen ist entstanden, die Menschen motivieren, selbst eine Reise anzutreten.

Martin Schramm hat das breite Spektrum der „Unterwegs-Literatur“ um eine faszinierende Variante erweitert. In den vielfältigen Fragen, die in der Lebensmitte auftauchen, stößt er auf der dänischen Nordseeinsel Fanø auf den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer, der 80 Jahre zuvor seine Spuren auf der Insel hinterließ. Bei der Beschäftigung mit dem Leben und Werk des Theologen ergeben sich Anstöße, die den Autor neugierig machen. Er taucht in Bonhoeffers theologische Gedanken über die Nachfolge ein und begibt sich auf eine Reise. Eine Station nach der anderen: Friedrichsbrunn im Ost-Harz, wo der gebürtige Breslauer als Jugendlicher seine Ferien verbringt. In New York studiert Bonhoeffer Anfang der dreißiger Jahre, in Zingst an der Ostsee bildet er junge Theologen für die Bekennende Kirche aus. Berlin steht für sein Engagement im Widerstand – gemeinsam mit anderen Familienmitgliedern. Hier verlobt er sich kurz vor seiner Verhaftung. Und schließlich Buchenwald und Flossenbürg, wo der lutherische Theologe noch vor Kriegsende hingerichtet wird.
Während dieser Reise lernt Martin Schramm den „ganzen Bonhoeffer“ mit seiner Wandlung vom Theologen zum Christen und Zeitgenossen kennen – ebenso wie es Freund und Biograf Eberhard Bethge beschreibt. Dieser „ganze Bonhoeffer“ macht es dem heutigen „Zeitgenossen“ nicht leicht, nicht „billig“ würde Bonhoeffer selbst sagen, denn inhaltlich wie sprachlich ist sein Werk eine Herausforderung.
Auf jeder der Stationen saugt Martin Schramm die Atmosphäre des Ortes auf und beginnt einen Dialog mit Dietrich Bonhoeffer: Was versteht er unter christlicher Nachfolge? Wie löst er die Frage nach dem „Wer bin ich?“, die er so eindrucksvoll in einem Gedicht während seiner Zeit im Gefängnis formuliert? Wie geht er mit den Enttäuschungen des gemeinsamen Lebens um? Was heißt „verantwortlich leben“ in seiner und in unserer Zeit? Welche vitalen Impulse machen das Leben wirklich aus? Und schließlich: Woher kommt die Kraft, auch schwere Lebensstrecken zu überstehen, ohne zu zerbrechen?

Entstanden ist ein inspirierender, lebendiger und herausfordernder Dialog mit einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. In kleinen Texteinschüben erläutert der Autor zeitgeschichtliche Zusammenhänge und entführt den Leser auf seine Entdeckungsreise.
Es wird deutlich, dass Dietrich Bonhoeffer auch den Menschen des 21. Jahrhunderts noch viel zu sagen hat. Ein Buch wie ein Roadmovie, das an manchen Stellen auch zu einem Pilgerbuch wird. Bonhoeffers Gedanken über die christliche Nachfolge, das gemeinsame Leben und den Glauben mitten im Leben fordern den Leser heraus, lassen ihn aber nach einem „steilen Berganstieg“ das Weite und Ganze sehen. Ein Buch, das nicht unberührt lässt und vieles anstoßen kann.

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22.01.2014: | | |

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