Bücher, in denen das Ende einer alten Zeit und der Beginn einer neuen Zeit behauptet wird, haben eine Eigenart: Sie erscheinen wie vom Himmel gefallen und behaupten konsequent, beinahe über Nacht habe sich die Lage der Welt oder unsere Wahrnehmung derselben verändert, und zwar grundlegend. Und nur wenn in solchen Büchern viel Mühe darauf verwandt wird, die Vorgeschichte jener Entwicklung offenzulegen, wird dem Leser deutlich, daß freilich und zuerst eine lange Phase der Hinleitung und der Vorbereitung durchlaufen werden mußte, bis die These schließlich handfest genug war, um tatsächlich Hand und Fuß zu haben. Stilistisch hat es seinen Charme, die Eierschalen einer neuen Idee am Ende wegzuräumen, redlicher ist es freilich, die Bedingungen der Ideen-Genese mitzubedenken.

Zur Zukunft der Hermeneutik
Martin Gessmann
Verlag Wilhelm Fink

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Im nachfolgenden Buch werden die atmosphärischen und akademischen Hinführungen zu unserer neuen Zeitrechnung ausführlich zur Sprache kommen. Dennoch wäre die ganze Redlichkeit der Darstellung nicht gegeben, wenn im Vorwort nicht wenigstens ein Mal auf die näheren Umstände der Entstehung nachfolgender Gedankengänge eingegangen würde. Es kommt dieses Anliegen auch mit einer schönen Dankespflicht überein, die gegenüber all jenen besteht, die geholfen haben, dem Autor klarer zu machen, was er eigentlich wollte und meinte. So gilt mein Dank der Unterstützung durch die Heidelberger Kollegen und Einrichtungen, im besonderen dem Marsilius-Kolleg der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, das in ausgezeichneter Weise Begegnungen mit Kollegen anderer Fakultäten ermöglicht. Gerade wenn Thesen erarbeitet werden, die im Geltungsanspruch über den Horizont der eigenen Disziplin hinausreichen müssen, braucht es den Gegenhalt durch Experten, die sich jenseits der eigenen Kompetenz wirklich und verläßlich auskennen.
Die Zusammenarbeit mit Hannah Monyer hat mir in diesem Zusammenhang Zuversicht für die These gegeben, daß die Philosophie und die Neurobiologie heute das Geschäft der Hermeneutik gemeinsam betreiben können und damit zuletzt auch zusammen an der Frage arbeiten, wie sich der Mensch die Welt erklärt und wie er offenbar nicht umhinkann, sie zu verstehen.