Segelspektakel am Limfjord: „Big Mamma” kontra dicke „Martha”

(Von Jürgen Helm) Immer wenn sich nach der Ferienzeit langsam Ruhe über das nördliche Jütland legt, die Sommergäste wieder in ihre Städte zurückgekehrt sind und bis zu ihrem nächsten Urlaub vom langen blauen Band zwischen Ostsee und Nordsee träumen, dann nähert sich still und leise eine kleine, kampferprobte Schar dem Limfjord.

Mit geblähten Segeln, braun, weiß und rot, nehmen sie Kurs auf die Ansteuerungstonne von Hals, dem östlichen Eingang zum Limfjord im Kattegat. Sie kommen aus Norwegen, Schweden, Deutschland und vor allem aus Dänemark. Manche Fahrzeuge wirken beinahe plump, andere elegant. Auf einigen flitzen bis zu 20 Besatzungsmitglieder rum, um Segel, Fallen und Leinen zu bedienen, andere haben gerade Platz für drei oder vier Personen. Doch alle Schiffe haben eines gemeinsam: Sie hatten alle einmal die Aufgabe, für ihre Eigentümer Geld zu verdienen. Als Fracht- oder Transportschiffe wie die „Fulton“ oder „Martha“, als Lotsenboote wie die eleganten, vom Norweger Colin Archer entworfenen „Carina“, „Nanoq“ und „Nordland“ oder wie einer der zahlreichen ehemaligen Fischkutter wie die „Bolette“, „Johs. Hejlesen“ und die „Noatun“. Ihre Eigentümer, seien es nun Vereine, Eignergemeinschaften oder Privatleute, brauchen viel Zeit, Geld und ein außergewöhnliches Stehvermögen um die häufig über 100 Jahre alten Schiffe in Schuss zu halten.

Doch alle Mühen sind vergessen, wenn es zum spätsommerlichen Treffen in den Limfjord geht. In diesem Jahr werden sich wieder über 60 Boote im Hafen von Løgstør drängeln. Das muntere, unternehmungslustige Völkchen von den Veteranschiffen wird das sommermüde Städtchen aus der Ruhe scheuchen, sehr zur Freude der zahlreichen Landkrabben, die diesem Treiben fasziniert – und ein wenig neidisch – zuschauen.

Die Segelregatta „Limfjorden Rundt“ mit ihrem obersten Steuermann, Niels Sohn, ist im Laufe von 26 Jahren das geworden, was Touristenmanager wohlgefällig ein „Event“ nennen. Waren es 1988 nur sechs Schiffe, die um Ehre und Punkte segelten, so hat sich die Teilnehmerzahl verzehnfacht und sich dadurch zu einer beachtenswerten Schau ehemaliger Erwerbsschiffe entwickelt, deren primäre Antriebsart Segel und Wind sind.

In diesem Jahr beginnt das Spektakel am 10. September mit dem Start in Løgstør. Aufgeteilt sind die teilnehmenden Boote in acht Klassen, Boote unter fünf Brutto-Registertonnen bis zu den Dreimastern um die 100 BRT. Sie alle werden in den folgenden Tagen die Häfen von Thisted, Struer, Nykøbing Mors, Fur und Skive angelaufen.

Natürlich werden am 14. September, nach Abschluss der fünften Etappe, auch Preise für das schnellste Boot jeder Klasse verteilt, doch gleichzeitig nimmt man das alles nicht so ernst und überreicht augenzwinkernd Pokale an das „Schiff mit den meisten Pechpunkten“ oder dem am „besten aufgeräumten Schiff“. Und dann gibt es den begehrten Wanderpokal für ganz spezielle Erlebnisse, ein Pokal, der jedes Jahr die Phantasie der beteiligten Segler besonders herausfordert.

Die Ankunft der Flotte in jedem der angelaufenen Häfen entwickelt sich regelmäßig zu einem lebhaften Volksfest sowohl für die Besatzungen wie auch für andere Interessierte. Das Schöne ist, dass jeder eigentlich spontan entscheiden kann, ob er einen oder mehrere Tage an dieser einzigartigen Regatta teilnehmen will. Und für interessierte Mitsegler wird auf einem der Boote immer ein Charterplatz frei sein.

Wer Lust hat, den Limfjord zur besten Segelzeit und dessen attraktivste Hafenstädtchen kennenzulernen, kann sich direkt bei den teilnehmenden Booten nach freien Kojenplätzen erkundigen (www.limfjordenrundt.dk – Charter). Natürlich kann niemand für Sonne und milde Winde garantieren, doch ein außergewöhnliches Erlebnis zusammen mit den letzten Wikingern des Nordens, ist die Teilnahme an der Regatta „Limfjorden Rundt“ allemal.

Weitere Informationen zu
„Limfjorden Rundt“: www.limfjordenrundt.dk
den Limfjord: www.visitlimfjorden.com

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21.08.2013: | |