Globales Wirtschafts-, Schulden- und Finanzsystem nach Beurteilung von Dr. Horst Werner ( Göttingen ) am Scheideweg

Die Zentralbanken der USA, Europas und der Japaner überschwemmen die Finanzmärkte, so Dr. Horst Werner ( www.finanzierung-ohne-bank.de ) , mit frisch gedrucktem, billigem Geld in mehrfacher Billionenhöhe, um Liquiditätsengpässe an den Märkten und bei den Staaten und Banken zu verhindern. Die Zentralbanken der Wirtschafts-Schwergewichte Amerika, Europa und Japan haben unterschiedliche Anlässe und Motivationen zum Gelddrucken: Die Europäer wollen die Banken retten, Staatspleiten vermeiden und über die Kreditinstitute mehr Geld in die Realwirtschaft zur Kreditfinanzierung als Stimulation für die Konjunktur lenken. Die Japaner wollen ihre Währung zur besseren Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten abwerten ( das ist in den letzten Monaten mit der Abwertung des Yen um 20 % gelungen ) und im Inland deflationären Tendenzen entgegenwirken. Und die US-Amerikaner finanzieren mit der Gelddruckmaschine der FED unverhüllt über den Ankauf von US-Bonds ihren eigenen Staatshaushalt. Allen ist gemeinsam, dass die weltweite Geldmenge exorbitant aufgebläht wird, ohne dass dem reale Werte oder produzierte Wirtschaftsgüter gegenüber stehen. Papiergeld ohne einen „Wert-Deckungsstock“ ist aber auf Dauer „heiße Luft“ und fördert zwangsläufig die Inflation als Begriff für die Geldentwertung. Noch ist weltweit die Konjunktur so schwach, das bislang keine inflationären Tendenzen sichtbar sind – noch blüht die Inflation im Verborgenen.

Das frisch gedruckte Geld fließt über die Banken an die Investment- und Börsenmärkte, was an den Rekordständen der Weltbörsen zu erkennen ist. Es fließt zum Leidwesen der EZB nicht über die Banken als Investitionskredite in die Wirtschaft zur Ankurbelung der Konjunktur, was gerade in Südeuropa und Frankreich dringend notwendig wäre. Die überbordende billige Liquidität der Zentralbanken fließt auch kaum wegen der sehr geringen Zinsen an die Anleihemärkte, sondern dorthin, wo noch angemessene Renditen zu erzielen sind: das sind die Aktien an den Börsen mit aktuellen Dividendenrenditen von 3 % bis 8 % p.a. und dazu die Aussicht auf eventuelle Kursgewinne. Den Versicherungen bleibt zur Erzielung ihres den Kunden versprochenen Garantiezinses kaum anderer Spielraum als die Aktienbörse oder andere höher verzinsliche Risikoanlagen.

Auf eine gewisse Zeit und bei einer gewissen Menge mag frisch gedrucktes Geld wie eine Schmerztablette vorübergehend helfen. Aber irgendwann muss die richtige Diagnose erarbeitet und die Therapie zur Heilung stattfinden, anderenfalls stirbt der Patient. Das ist beim Geldrucken ganz genauso, weshalb die Deutsche Bundesbank mit dem konservativen Präsidenten Weidmann immer nervöser wird. So gilt es den richtigen Zeitpunkt für das Absetzen der Schmerztabletten ( sprich das Ende des Gelddruckens ) und der Durchführung der Therapie ( sprich Schuldenabbau ) zu finden.

Das weltweite Finanzsystem befindet sich am Ende eines seit Jahrzehnten betriebenen Zyklus des Schuldenmachens. Jetzt hilft nicht mehr allein die Neuverschuldung zu begrenzen; es hilft nur noch konsequent und systematisch Schulden abzubauen, ansonsten ersticken die nachfolgenden Generationen an den Zinslasten, die wegen der Alterspyramide durch den demographischen Wandel pro Kopf ohnehin immer größer werden. Die Zentralbanken, die Staaten und die systemrelevanten Banken stehen am Scheideweg der Bendigung der Geldvernichtung: Inflation oder Schuldenabbau durch Konsumverzicht ( was für die Dritte Welt auf beiden Wegen leider die Steigerung der Armut bedeutet ).