Systematische Ansätze in der Beratung von Patienten/Kunden mit chronischen Schmerzen

Sehr geehrte/r Leser/in,
ich möchte Ihnen in mehreren Teilen meine Seminararbeit im Rahmen der Ausbildung zum „Systemischen Berater“ INSYS® mit dem Titel „Systematische Ansätze in der Beratung von Patienten/Kunden mit chronischen Schmerzen“ vorstellen.
Teil 12
9. Lösungsorientierte Beratung

In der lösungsorientierten Beratung geht es darum, die persönlichen Kompetenzen
Und sozialen Ressourcen eines Klienten zu identifizieren und zu aktivieren. Ziel ist es,
mit dem Klienten den Beginn eines Lösungsweges zu finden und ihm selbsttätige
Lösungsschritte zu ermöglichen.

9.1 Von der Problemtrance zur Lösungstrance

Klagephase:
Dem Klienten wird Raum und Zeit gegeben, sein Problem zu schildern. Der Klient
möchte, dass der Berater erkennt, wie schwer er es hat. Im systemischen Kontext
nennen wir es die Betonung der schwere des Problems. Als Physiotherapeut würden wir sagen, wir holen den Patienten dort ab, wo er gerade mit dem Problem steht.
Aufgrund einer lösungsorientierten Grundhaltung kann der Systemische Schmerz-
Berater jedoch neben dem empathischen Verstehen immer wieder lösungsorientiert
anknüpfen und Fragen stellen, die den Klienten aus seiner „Problemtrance“
herausholen.

„Wenn sie sich überlegen, welche Bereiche durch die Erkrankungen eingeschränkt
sind und welche nicht, was fällt ihnen zu beiden Bereichen ein?“

9.2 Lösungen und Ausnahmen
Da chronische Schmerzpatienten auf den immer anwesenden Schmerz reduziert sind,
sollten sie während des Gesprächs Erfahrungen machen, die sich lösend auswirken.

Mir ist in einer Sendung vom Bayrischen Rundfunk vom 20.06.2009,
„Gesundheitsgespräch, Therapie bei chronischen Schmerzen“ aufgefallen, dass alle
Beteiligten in der Problemtrance bleiben.
Beide anwesenden Ärzte nahmen die Wortwahl der Patienten auf und sprachen
ebenso von starken und unerträglichen Schmerzen, die extrem negative Sprache
aller Beteiligt war unüberhörbar.
Obwohl die Patienten ihrerseits von Ausnahmen, in denen die Intensität des
Schmerzes deutlich niedriger war, blieb die Haltung der Ärzte problemorientiert.

Alle Patienten haben Phasen in denen sie die Schmerzen entweder besser
verdrängen können, oder in denen der Schmerz tatsächlich niedriger ist.
Aufgabe des lösungsorientierten Beratungsgesprächs ist es diese Phasen
Herauszuarbeiten. Abgezielt wird auf eine Veränderung der Wirklichkeitskonstruktion,
weg vom „Ich habe immer Schmerzen!“ hin zum „Ich habe schmerzfreie Phasen, in
denen es mir gut geht und ich Dinge machen kann, an denen ich Freude habe.“

9.3 Wunderfrage
„Stellen sie sich vor, wir haben mit der Beratung Erfolg und ihre Probleme sind
verschwunden. Was wäre dann anders? Woran würden sie das als erstes merken?
Woran würde ihre Familie merken, dass sich etwas verändert hat?“
Die Patienten finden diese Frage oftmals sehr befremdlich. Die erste Antwort ist oft
„Das passiert ja sowieso nicht“ oder „Darauf warte ich schon lange.“ Ich sage dann,
„Sehen sie es als Spiel und spielen sie mit mir.“ Das klappt ganz gut.
Dieses Verhaltensmuster ist ein Teil der Erkrankung, die Patienten sehen keine
Veränderungsmöglichkeiten.
Sie sind depressiv, da sich nichts verändert. Gleichzeitig haben sie Angst vor der
Veränderung.
Entscheidend ist, dass sich die Klienten auf die Wunderfrage einlassen und deine intensive Erfahrung mit dem Wunder, mit der Lösung machen.

9.4 Skalenfragen
Skalenfragen in Verbindung mit Vorher- und Nachher-Tests, die ebenfalls mit Skalen
abgefragt werden, sind einerseits für den Berater wichtig, da er durch die Skalierung
den Klienten besser versteht. Andererseits kann der Wert, der als Ziel genannt wird,
spezifiziert werden. „Was hat sich verändert, wenn sie bei der 5 angekommen sind?“
Berater und Klient bekommen so eine genauere Vorstellung wie das Ziel aussieht.

Vielen Dank für Ihr Interesse.
Mit freundlichen Grüßen
Sissi Tiedemann

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
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