Hohensee: Lob der Faulheit

Das Wort „Faulheit“ hat in unserer Gesellschaft oft so eine negative, untugendhafte Bedeutung, dass vermutlich viele Menschen mit dem Titel von Thomas Hohensees Buch: „Lob der Faulheit“ (Gütersloher Verlagshaus 2012) Mühe haben. Ein Lob der Faulheit?! Geht’s noch?!

Was wohl kaum jemand ahnt: Hinter diesem Buch mit dem Untertitel: „Warum Disziplin und Arbeitseifer uns nur schaden“ steckt ein höchst ernst zu nehmender, zukunftsweisender philosophischer Beitrag. Hohensees Buch ist sehr lesenswert und bringt einen zum Nachdenken, indem es die Dogmen unserer Leistungsgesellschaft hinterfragt und die tugendhaften Seiten der Faulheit beleuchtet.

Dabei meint Hohensee mit Faulheit nicht ein zielloses Nur-noch-im Bett-liegen oder dumpfes Herumhängen, sondern ein Zurückfinden zu einem verinnerlichten, ruhevollen, selbst motivierten und selbst bestimmten Leben, in dem die Vision und die Freude die treibende Kraft ist.

Das Übermaß an Arbeit hindert nach Hohensee die Menschen nicht nur daran, „befriedigende soziale Beziehungen aufzubauen und zu pflegen“ (S.144), sondern es „zerstört zuerst die Beziehung, die man zu sich selbst hat. Die leise innere Stimme, die einen den richtigen Weg weisen könnte, geht im Lärm des Stresses unter. Es fehlt die Zeit zum Nichtstun, zur Muße, zur Erholung.“ (S.145)

Mit der positiven Faulheit weiß sich Hohensee auch verbunden mit großen Lehrern der Menschheit, z.B. mit Laotse oder Buddha. „Indem der Buddha so faul war, veränderte er die Welt.“ (S.28)

Statt Leistungswahn, Disziplin und vermeintliche Willensstärke, statt Zwang, Unterordnung und Manipulation mittels Angstmache und schlechtem Gewissen und krass ungleicher Vermögensverteilung (die 500 reichsten Deutschen besitzen laut Ratinglisten 3300 Milliarden Euro, die Hälfte des Gesamtvermögens; S.111), treten bei Hohensee Selbstbestimmung, Bewusstsein und Motivation. Alles Voraussetzungen, um die Erde, das Jammertal aus katholischer Sicht, in ein kleines Paradies zu verwandeln.

Das Buch endet mit ein paar Anregungen, wie man negative Disziplin in positive Faulheit verwandeln kann. Denn „Faulheit will gelernt sein.“ (S.182)

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06.01.2013: | |