Akademische Ghostwriter - Plusterbacken

Die Spekulationen über die „Großbranche“ akademischer Ghostwriter und deren sagenhaften Reichtum wird immer irrer. Aktueller Patient: Der „Deutschlandfunk“!

Anfang August 2012 erhielt Ghostwriter.nu eine Email von einem „freien Autor für Print- und Hörmedien“ mit dem Inhalt (Auszug):

„Der Grund meines heutigen Schreibens an Sie ist …: Derzeit arbeite ich an einer Geschichte für ein Feature, das im „Deutschlandfunk“ gesendet wird. Es geht um Ihre Berufsgruppe, die akademischen Ghostwriter. Ich habe in dieser Hinsicht schon viel recherchiert und bin auf folgenden Umstand gestoßen: Es soll sogenannte „Promotionsberatungen“ geben, die mit Universitätsprofessoren, ja ganzen Lehrstühlen kooperieren. Wie ich hörte, sollen diese Promotionsberatungen Studenten an Professoren vermitteln, deren Dissertationen gegen Honorare liefern – und (das interessiert mich am meisten) die Prüfer, also die Professoren daran finanziell beteiligen. Viele Universitätsvertreter, so heißt es, würden sich daran beteiligen, weil sie mit dem erworbenen Geld Forschungsprojekte finanzieren würden, für die ansonsten kein Geld da wäre. Ich frage mich daher, ob Ihre Geschäfte auch in diese Richtung gehen und Sie mir, gegebenenfalls für ein Interview oder für Hintergrundinformationen zur Verfügung stehen könnten und würden.“

Der Inhaber von Ghostwriter.nu schrieb einen Tag später zurück (Auszug):

„Mein Unternehmen bewegt sich in derlei Gefilden, die Sie ansprechen,
indes überhaupt nicht. Ich halte Ihre gesamten Ausführungen und auch das
gesamte Thema schlichtweg für kompletten "Fake". Zu dieser "Story"
fallen mir nur Verschwörungstheoretiker ein, und hier spontan diejenigen, die glauben, alle US-amerikanischen Mondlandungen habe es nie gegeben, die seien in Hollywood nur gedreht worden. Kurz: Ich stehe nach über 20 jähriger Tätigkeit als wissenschaftlicher Ghostwriter für diesen aus meiner Sicht Blödsinn nicht zur Verfügung.“

Vor drei Tagen, am Freitag, den 16.11.2012, von 19:15 Uhr bis 20:00 Uhr war’s dann soweit: Dieser „Blödsinn“ war tatsächlich im Radio zu hören, von eben demselben obigen „freien Autor für Print- und Hörmedien“ von Anfang August 2012, und in der Tat wie von diesem Autor angekündigt im ansonsten renommierten „Deutschlandfunk“. Besagter Autor hatte offenbar einen Menschen gefunden, der in einer „Unreality-Show“ – Stichwort: alle paar Minuten einen Auftrag über das Smartphone annehmen – über akademisches Ghostwriting zu „plaudern“ gewillt war. Oder war das Ganze doch nur gestellt? Abgesehen von den so üblichen wie haltlosen Verdächtigungen - der Titel dieses Hörfunk-„Features“ lautete „Schreibende Geister und ihre Auftraggeber- Einblicke in eine Betrugswirtschaft“ - und dieser alle paar Minuten angeblich eingehenden angeblichen Aufträge, die so leider kein wissenschaftlicher Ghostwriter erlebt, und sei er noch so groß und bekannt, wiederholte besagter Autor seinen „Blödsinn“ von vor fast genau einem Viertel Jahr in anderen Worten:

„Experten gehen davon aus, dass etwa ein Drittel aller in den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften eingereichten Doktorarbeiten von einem Ghostwriter stammen. Im Jahr 2011 wären das 982 gewesen – über drei Prozent aller in Deutschland geschriebenen Dissertationen. Wie viele Personen tatsächlich darauf zurückgreifen, bleibt im Dunklen, denn naturgemäß fehlen dazu Erhebungen und Statistiken …“
(Boehm 2012b, S. 5)

Stellt sich dann nur die Frage, wie und warum überhaupt solche Aussagen wie die vorstehende getroffen werden (können). Und an einer anderen, vorherigen Stelle:

„Je nach Thema, Umfang und Agentur kosten diese Dienstleistungen bis zu 50.000 Euro für eine Dissertation und bis zu 9.000 Euro für eine Diplomarbeit - Seminararbeiten sind manchmal schon zum „Schleuderpreis“ von 100 Euro zu haben.“
(Boehm 2012b, S. 3)

Abgesehen von Seminararbeiten, diese angegebenen „Preise“ stimmen teilweise (was man dafür bekommt, muss indes jedem normal denkenden Menschen klar sein): Was für ein Schlaraffenland für wissenschaftliche Ghostwriter für Diplomarbeiten und vor allem Dissertationen und das Ganze auch nur in den beiden Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaften – von Hunderten von weiteren akademischen Fachbereichen im deutschsprachigen Raum. Nimmt man nur einen Mittelwert für diese angeblichen Dissertations-Preise lediglich in diesen beiden erwähnten Fachbereichen an in Höhe von 25.000 EUR (die Mitte zwischen 0 EUR und 50.000 EUR), ergäbe sich ein Markt allein für Dissertationen nur in den beiden Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaften in Höhe von 982 Dissertationen mal 33 Prozent laut diesen obigen nebulösen „Experten“ mal 25.000 EUR = 8,1 Millionen Euro Gesamtumsatz jährlich. Unterstellt man die Aussage des interviewten Ghostwriters „Also, es läuft fast ausschließlich praktisch über Internet“ (Boehm 2012b, S. 3) als wahr – die stimmt auch tatsächlich ausnahmsweise mal – und unterstellt man weiter, dass Ghostwriter.nu als einer der bekanntesten wissenschaftlichen Ghostwriter im deutschsprachigen Raum in allen marktrelevanten Suchbegriffen bei Google mit einem Suchmaschinenanteil von über 90 Prozent im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) an den ersten Stellen der organischen Suchergebnissen steht mit einer damit einher gehenden Gesamtmarktsichtbarkeit von 95 Prozent – die diversen zusätzlichen Medienberichterstattungen über Ghostwriter.nu nicht berücksichtigt -, dann würde der Inhaber von Ghostwriter.nu schon längst auf Bora Bora leben, auf seiner eigenen Insel dort, versteht sich.

Und vielleicht ein bisschen richtiges Zitieren üben wäre nicht schlecht, bevor man mittels welchen Mediums auch immer was auch immer ausgerechnet über akademische Ghostwriter erfabulieren will. Der Passus, der von der Ghostwriter.nu-Website „zitiert“ wird, ist nicht nur im Wortlaut falsch wiedergegeben, sondern kommt auch gänzlich ohne Quellenangabe aus, ist also ein typisches Plagiat (vgl. Boehm 2012b, S. 5, Absatz 2 „Sprecherin …“).

Vielleicht doch besser einen Film über Verschwörungstheoretiker gucken, die glauben, alle US-amerikanischen Mondlandungen habe es nie gegeben, die seien in Hollywood nur gedreht worden. Das hat wenigstens Unterhaltungswert.

Harald Bahner

Quellen:
Boehm, Michael (2012a): Dossier: Schreibende Geister und ihre Auftraggeber. Einblicke in eine Betrugswirtschaft. In: „Deutschlandfunk“ vom 16.11.2012, Sendezeit 19:15 – 20:00 Uhr. MP3-Datei, nachzuhören direkt unter: ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2012/10/19/dlf_20121019_1915_a4a82eaf.mp3 (URL am 19.11.2012)

Boehm, Michael (2012b): Dossier: Schreibende Geister und ihre Auftraggeber. Einblicke in eine Betrugswirtschaft. Sendung: Freitag, 16. November 2012, 19.15 - 20.00. Unkorrigiertes Exemplar. Hrsg. vom „Deutschlandfunk“. Dossier-Manuskript als PDF-Datei, nachzulesen direkt unter dradio.de/download/180271/ (URL ebenfalls am 19.11.2012)

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