Ein Plädoyer für ein sensibles Thema: Symposium zum Generationenwechsel in deutschen Familienunternehmen

Unternehmenstransaktionen bestehen aus komplexen Verläufen, an deren Ende ein zufriedenes Ergebnis für alle Beteiligten stehen soll. Wie lassen sich Nachfolgeprozesse erfolgreich strukturieren, deutsche Familienunternehmen in die nächste Generation überführen oder bei Veräußerung geeignete Käufer finden, die das Unternehmen langfristig begleiten wollen und für künftige Herausforderungen rüsten? Tiefe Einblicke in die verschiedenen fachlichen Perspektiven wie auch die Präsentation von Best-Practice-Beispielen ermöglichte das Mergers & Acquisitions Symposium, das bereits zum siebten Mal in Nürnberg stattfand.

„Nicht ohne meine Tochter“ – unter diesem Motto erzählt Winzer Horst Sauer über die fließende Übergabe des Weinguts in Escherndorf an seine Tochter Sandra. Der vorbildliche Generationenwechsel wurde 2004 gestartet, als die Tochter ins Familienunternehmen eintrat und ihr nach und nach mehr Rebflächen, Aufgaben und Verantwortung übertragen wurden. Die Kinder langsam mit dem Betrieb wachsen lassen, Neugierde für den Beruf wecken und die Wissbegierde fördern – das war die Strategie des Winzers. „Die Übergabe hat einerseits mit Arbeitsteilung und Entlastung zu tun, andererseits muss man auch Verantwortung übergeben und das Konkurrenzdenken ausblenden.“ Die Abgabe des Betriebs in dem Bewusstsein, dass nun eine neue spannende Entwicklung unter teilweise anderen Vorstellungen bevorsteht, sei nur durch einen ehrlichen Umgang miteinander möglich. Und nur, wenn in der Familie Einigung über den Nachfolgeprozess herrsche, könne dieser auch erfolgreich sein. Dass die Übergabe in die nächste Generation eine emotionale Komponente hat, veranschaulicht der Senior deutlich. „Letztendlich geht es darum, dass der eine Erfahrung und Behutsamkeit, der andere Kreativität und Dynamik einbringt. Als Duo können wir unsere Stärken bündeln und uns mit den Produkten als Trendsetter am Markt positionieren.“ Sandra Sauer kennt ihr Vorhaben genau: „Ich will nicht in die Fußstapfen des Vaters treten, sondern eine Weile mit ihm den Weg gemeinsam gehen und unsere Kenntnissen verbinden, sodass ich eines Tages eigene Fußabdrücke hinterlasse.“

Ob eine Unternehmensübergabe gelingt, hängt neben dem ehrlichen Umgang aber auch vom richtigen Zeitpunkt ab. Bis Ende 2013 ist ein guter Zeitraum, um ein Unternehmen zu verkaufen – so sieht es Matthias Tröger, geschäftsführender Gesellschafter von seneca Corporate Finance. „Weiter voraus lässt sich kaum schauen. Aber wer die Transaktion anstrebt, der sollte sie jetzt langsam anstoßen – die Marktbedingungen sind vorteilhaft.“ Nach dem Einbruch 2009 erholt sich der Markt wieder, seit 2010 gibt es auch einen leichten, aber steten Anstieg im M&A-Geschäft. Tröger: „Wir sind wieder gut im Rennen. Zwar fehlt es an großen Übernahmen, aber es gibt eine ganze Reihe von Transaktionen im deutschen Mittelstand.“ Was aber folgt auf die Entscheidung des Unternehmers, den Betrieb zu verkaufen? „Es ist sinnvoll, einen Berater heranzuziehen, der den Prozess begleitet.“ Gemeinsam werden Ziele definiert und die Schnittmenge der Erwartungen auf Seiten des Käufers und Verkäufers analysiert. Hierbei geht es um eine marktgerechte Betrachtung, bei welcher u.a. Themenkomplexe wie Kaufpreisindikation, Wertermittlung und Risikobewertung eine entscheidende Rolle spielen. Sein Fazit: „Es gibt einige Stellschrauben, um ein optimales Ergebnis zu erwirken.“

Sowohl bei der internen wie auch der externen Nachfolgeregelung ist der Mittelstand vor allem auch daran interessiert, das Familienvermögen im Unternehmen zu sichern. Welche Fallstricke beim Generationenwechsel lauern, davon weiß Frank Schmidt als Direktor der DZ Privatbank zu berichten. „Ich habe einige Unternehmer den Tränen nahe erlebt, weil sie das Thema nicht konsequent angegangen sind. Unangenehm wird es, wenn man dann die Vermögenswerte verschwinden sieht. Am schlimmsten jedoch ist die Liquidation, wenn der Firmenleiter den Verkauf nicht übers Herz bringt und auch keinen Nachfolger hat.“ Er plädiert daher dafür, intensiver für das Thema zu sensibilisieren und professionelle Unterstützung durch erfahrene Berater in Anspruch zu nehmen.

Im vergangenen Jahr gab es 22.000 Übertragungen – zu diesem Ergebnis kommt der Rapport zur Unternehmensnachfolge des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Insbesondere steuerliche Aspekte wirken dabei oft als Hemmnisse. Dabei wäre der Verschonungsabschlag für Betriebsvermögen in Höhe von 85 Prozent durchaus zu nutzen. „Aus monetären Gründen sollte eine Übergabe daher nicht scheitern“, erklärt Schmidt und rät aufgrund der Komplexität von Unternehmensstrukturen zu einer ganzheitlichen Beratung. Sein Tipp: „Das Vermögen in die nächste Generation zu übertragen ist derzeit attraktiv, denn es ist eine Verschärfung durch die Politik zu erwarten.“

Bei den meisten Betrieben ist der Wunsch groß, das Unternehmen innerhalb der Familie weiterzugeben. Was aber tun in den Fällen, in denen das nicht funktioniert? Über anderweitige Lösungen informiert Martin Franke, Mitglied der Geschäftsleitung bei DZ Equity Partner. Am Beispiel der Ismet AG – eines 1902 gegründeten Unternehmens, das sich auf die Herstellung von Transformatoren im Niederspannbereich spezialisiert hat – zeigt er, welche verschiedenen Ebenen bei einem Gesellschafterwechsel zu berücksichtigen sind. Im Fokus stehen dabei Wahrung des Know-hows, Schaffung von Wachstumsstrukturen und Managementvoraussetzungen wie auch Spielregeln für die zukünftige Zusammenarbeit. Erst recht ein „geräuscharmer“ Transaktionsprozess innerhalb einer Organisation brauche dabei nicht nur kundige Finanzierungsberater und M&A-Experten, sondern auch einen unternehmerisch denkenden Coach.

Als einen solchen versteht sich auch Joachim Exner, der sich als Fachanwalt auf Unternehmenskäufe bzw. -verkäufe aus Insolvenzen konzentriert. Den M&A-Prozess aus einer Insolvenz hält er für eine große Chance. „Die Möglichkeiten werden häufig unterschätzt, da der Mittelstand das Risiko scheut. Das liegt daran, dass der Ablauf weitgehend unbekannt ist.“ Am Fallbeispiel eines Automobilzulieferer mit sechs europäischen Produktionsstandorten macht er die Rechtstechnik deutlich. Sanierung und Restrukturierung als Vorbereitung für den M&A-Prozess oder die Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital, um das Unternehmen für den Verkauf wieder interessant zu machen, stehen dabei im Fokus. Da Verträge in der Insolvenz nicht weiter existieren, sind zahlreiche Möglichkeiten – auch in Sachen Mitarbeitermaßnahmen – gerade für strategische Investoren gegeben. Sein Fazit: „Als Insolvenzverwalter kann man auch mal durchregieren und sagen, was getan werden muss.“

Führt der Unternehmer seine Verhandlungen selbstständig, könnten ihm dabei die strategischen Tipps von Matthias Schranner vom Negotiation Institute helfen. Seine Prinzipien betreffen vor allem schwierige Verhandlungen und den Meinungsaustausch unter Experten, die im M&A-Prozess gerne auch auf ihrem „Recht“ zu verharren suchen. Dass es dabei um Machtdemonstration und verbalen Druck geht, kennen viele Unternehmer aus eigener Erfahrung. Warum hier weder eine offensive Herangehensweise noch Rückzug, weder Appell an die Vernunft noch Humor helfen, beantwortet Schranner. „Eine Verhandlung ist immer ein Wettkampf und kann so lange gelassen geführt werden, bis es emotional wird. Bei der Verhandlungsführung kommt es also darauf an, dem Gespräch eine positive Wendung zu geben, das Tempo herauszunehmen und nüchtern zu agieren, anstatt sich um Kopf und Kragen zu reden.“

Mit sechs Fachvorträgen zeigte das M&A Symposium im Presseclub Nürnberg vor rund 100 Teilnehmern, dass bei der Unternehmensnachfolge neben der rechtzeitigen Beratung und der professionellen Vermögensverwaltung auch emotionale Prozessbegleitung eine wichtige Rolle spielen. Dieses Mal gehörten neben seneca Corporate Finance auch die DZ Privatbank und die DZ Equity Partner zu den Veranstaltern. Seit 2005 findet das M&A Symposium als eine jährliche Veranstaltung statt, bei der Fachthemen rund um Unternehmenskäufe und -verkäufe aufbereitet, aktuelle Schwerpunkte marktgerecht kommuniziert und der Austausch zwischen Unternehmern und Bankern, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern gefördert werden.

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Unternehmensprofil:
seneca Corporate Finance entstand 2004 als Management Buy-Out aus der international tätigen Kanzlei Rödl & Partner. Als unabhängiges Beratungsunternehmen blickt es auf 20 Jahre erfolgreiche Marktpräsenz zurück. seneca ist spezialisiert auf Unternehmenstransaktionen – insbesondere Unternehmenskäufe und -verkäufe, Nachfolgeregelungen sowie Transaktionsfinanzierungen.