Lebensversicherung: Wirtschaftliche Nachteile bei vorzeitiger Kündigung

Kapitallebensversicherungen sind in Deutschland beliebt. Sie gelten als sichere Geldanlage, vor allem für die Altersvorsorge. Doch die Finanzkrise hat ihnen heftig zugesetzt. Der gesetzlich festgelegte Höchstrechnungszins, auch Garantiezins genannt, ist in den letzten Jahren ständig gesunken und hat mit 1,75 % für 2012 seinen vorläufigen Tiefststand erreicht. Auch die variablen Überschussbeteiligungen können in der bei Vertragsschluss versprochenen Höhe nur noch in den seltensten Fällen an die Inhaber von Versicherungspolicen ausgeschüttet werden. Zwar werden auf Altverträge noch etwa 4 % gutgeschrieben. Aber nach Ansicht einiger Experten verschlechtern sich die Renditeaussichten in absehbarer Zeit noch weiter, jedenfalls werden sie sich nicht verbessern.

Viele Inhaber einer Kapital Lebensversicherung erwägen deshalb gegenwärtig eine vorzeitige Kündigung der Lebensversicherung, um frei werdende Beträge anderweitig anzulegen. Doch dieser Schritt will gut überlegt sein. Nicht nur, dass bei einer vorzeitigen Auflösung der Lebensversicherung erhebliche Vermögenseinbußen drohen, auch die Renditen alternativer Geldanlagen vergleichbarer Risikoklasse sind eher mager. So lag die Durchschnittsrendite europäischer Anleihen Ende 2011 bei nur 1,6 % und erreichten damit nicht einmal die Höhe der Garantieverzinsung für neu abgeschlossene Lebensversicherungsverträge.

Die vorzeitige Kündigung einer Kapital Lebensversicherung löst automatisch den Rückkauf der Versicherung durch den Versicherungsgeber aus. Die Ansprüche des Versicherungsnehmers sind auf den Rückkaufswert beschränkt. Der setzt sich aus den bis zur Kündigung gezahlten Beiträgen für die Kapital Lebensversicherung zuzüglich der bis dahin verdienten Überschussbeteiligungen zusammen. Abgezogen werden jedoch die nicht amortisierten erheblichen Vertragskosten und Versicherungsgebühren. Vor allem bei jungen Verträgen führt dieser Abzug dazu, dass häufig nicht einmal die Beiträge in voller Höhe erstattet werden, zumal Überschussbeteiligungen erst nach längerer Laufzeit richtig ins Gewicht fallen. Eine vorzeitige Kündigung führt also zu Verlusten, die gegenwärtig durch andere „sichere“ Geldanlagen realistischerweise kaum ausgeglichen werden können.

Eine Alternative zur vorzeitigen Kündigung ist der Verkauf der Kapital Lebensversicherung auf dem Zweitmarkt. Der Kaufpreis liegt um einige Prozentpunkte über dem Rückkaufswert, so dass sich Verluste begrenzen lassen. Doch nicht jede Kapital Lebensversicherung findet einen Käufer. Grundsätzlich gilt, dass sich eine Lebensversicherung nur verkaufen lässt, wenn bereits ein Großteil der Überschussbeteiligung verdient wurde. Das ist bei Kapitallebensversicherungen der Fall, deren Restlaufzeit nur noch wenige Jahre beträgt. Außerdem gibt es Mindestbeträge bei den Versicherungssummen.

Neben Kündigung und Verkauf können Policeninhaber ihre Lebensversicherung ruhen lassen. Unter den gegenwärtigen Bedingungen scheint das die beste Lösung zu sein, wenn andere Geldanlagen in Betracht gezogen werden. Zwar verringert sich die Versicherungssumme, aber der Versicherungsnehmer hat die Möglichkeit, die frei werdenden Beiträge in eine Kapitalanlage seiner Wahl zu stecken. Manche Versicherungen akzeptieren auch eine Kürzung der Beiträge bei gleichzeitiger Reduktion der Versicherungsleistung. Die Lebensversicherung ruhen zu lassen, kommt auch in Betracht, wenn die laufenden Beiträge nicht mehr aufgebracht werden können.

Für Versicherungsnehmer, die die bereits erbrachte Sparleistung anderweitig benötigen, gibt es neben der Kündigung und dem Verkauf der Lebensversicherung noch eine weitere Möglichkeit. Sie können ihre Lebensversicherung beleihen oder als Sicherheit für einen günstigen Kredit an eine Bank abtreten. Der Vorteil: Neben niedrigen Zinsen, entfällt eine gesonderte Prüfung der Kreditwürdigkeit durch eine Schufa Auskunft.