Die Stresstests 2011 – aus Erfahrung lernen

Autor: Selwyn Blair-Ford, Leiter des Bereichs Global Regulatory Policy bei FRSGlobal, einem Unternehmen des weltweit führenden Konzerns Wolters Kluwer Financial Services

Regierungen und Finanzbehörden weltweit haben Richtlinien eingeführt, um Banken zu stützen und ihre Widerstandsfähigkeit gegen weitere finanzielle Schocks zu stärken. Zu den Maßnahmen zählt auch der im Juli 2010 durchgeführte Stresstest des Committee of European Banking Supervisors (CEBS), der Aufschluss über die Belastbarkeit des EU27-Bankensektors geben sollte.

Im Ergebnis wollte man es dem Gesetzgeber ermöglichen, die Stärke der Banken in Europa verlässlich einzuschätzen. Zusätzlich sollte das durch die Finanzkrise angekratzte Vertrauen in den Finanzsektor gestärkt und die Reputation der weltweiten Finanzmärkte, sowie insbesondere der Banken in der EU, wieder hergestellt werden.

Wer hat den Test bestanden?

91 Banken mussten sich am Test beteiligen und Ergebnisse vorlegen. Sie repräsentieren 65% der europäischen Bankenaktiva sowie über 50% der Bankvermögen in jedem der 27 Mitgliedsstaaten. Eine einzige mediale Schlagzeile war das Ergebnis: lediglich sieben von 91 Banken erreichten den Richtwert von 6% Kernkapital gegenüber ihren risikogewichteten Anlagen nicht. Damit steht Europa im krassen Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, wo bei einem Stresstest der US Fed im Jahr 2009 zehn von 19 Banken diese Voraussetzungen nicht erfüllten.

Im Nachhinein wurde vielfach kritisiert, dass die Voraussetzungen und Annahmen für einzelne Aspekte des Stresstests unrealistisch waren und somit die Ergebnisse teilweise ihre Bedeutung einbüßten. Für die Kritiker waren demnach die Testresultate weniger von Bedeutung als die eigentlich abgefragten Faktoren.

Welche Aspekte kann die Europäische Banken Aufsicht (EBA) folglich in der nächsten Stresstest-Runde berücksichtigen, um Kritiker zu besänftigen? Diese Frage muss zweigeteilt betrachtet werden. Erstens: werden die wirklichen Risiken umfassend getestet? Und zweitens: werden identifizierte Schwächen ganzheitlich und angemessen adressiert?

Eine Frage des Eigenkapitals

Für die Stresstests im Jahr 2010 verwendete die CEBS die Kernkapital-Definition gemäß Basel I, die aus heutiger Sicht nachweislich Ansätze zur Abfederung von finanziellen Verlusten beinhaltet. Seitdem wurde Basel II mit einer wesentlich strikteren Definition von Kernkapital eingeführt. Um glaubwürdig zu sein, müssen neue Stresstests demnach diese oder die noch strengeren Kernkapitalvorgaben von Basel III anwenden.

Anders als beim vorigen Test sollten sowohl Liquiditäts- als auch Kredit- und Marktrisiken sowie staatliche Risiken zusätzlich in die Betrachtung einbezogen werden. Schließlich ist sich der Finanzsektor sehr bewusst, dass gerade die Liquidität eine wichtige Schlüsselposition besitzt. So spielt das Thema eine große Rolle im neuen Basel III-Abkommen und hing wie ein Damoklesschwert während der Finanzkrise über der gesamten Branche. Würden Liquiditätsrisiken in künftigen Stresstests ausgeklammert, ließe sich damit eher kein neues Vertrauen erzeugen.

Nach den Basel III-Regelungen müssen Unternehmen künftig über ein Minimum Kernkapital (Tier 1) von 6% sowie eine Eigenkapitalquote von 8% verfügen. Diese neuen Vorgaben sollten daher beim nächsten Test überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Banken den zukünftigen Anforderungen gerecht werden. Zudem sollten die Ergebnisse des Stresstests den Lesern verdeutlichen, wie sensibel Banken auf eine leichte Veränderung der Schwellenwerte von beispielsweise 1% reagieren würden. Denn wie viele Banken würden den Test bestehen beziehungsweise durchfallen, wenn die Anforderungen auf 7% oder 9% risikogewichteter Anlagen angehoben würden?

Welchen Einfluss nimmt der Staat?

Verschiedene Mechanismen wurden eingeführt, um der Staatsverschuldung von Ländern wie Griechenland, Spanien und Portugal entgegenzuwirken. Sie haben dafür gesorgt, dass Stresstests für Staaten auf einen möglichen Staatsbankrott zunächst einmal in den Hintergrund gerückt sind. Solche Tests wären jedoch sinnvoll, da sich die Märkte mit diesen Angstthemen befassen und versuchen, solche Schwierigkeiten einzupreisen.

Zudem haben viele Finanzinstitute Staatsanleihen und -schulden in ihren Büchern. Viele Menschen fänden es unverständlich, wenn ein Staat in finanzielle Schwierigkeiten gerät und die Vermögen der Regierungen in den Büchern der Banken von möglichen Veränderungen nicht betroffen wären. Als Konsequenz müssten Banken wenigstens ihre finanziellen Reserven erhöhen, wodurch sich das verfügbare Kapital weiter verringern würde.

Der Blick in die Zukunft…

Unbestritten ist, dass – sollten nicht alle erwähnten Details tatsächlich veröffentlicht werden –die Kritik anhält und sich im schlimmsten Fall verschärft, wodurch es zu weiteren Verwerfungen im Markt käme. Mangelnde Transparenz könnte zudem als Zeichen von Schwäche ausgelegt werden und letztendlich das Vertrauen in den Sektor mittel- und langfristig negativ beeinflussen.

Marktteilnehmer akzeptieren, dass Stresstests keine Prognosen darstellen. Werden die unterschwelligen Ängste rings um das Thema Bankenstabilität jedoch ignoriert, könnten sowohl die Seriosität der Tests als auch die Fähigkeit der Gesetzgeber, mit den gelieferten Ergebnissen umzugehen, in Frage gestellt werden. Anders ausgedrückt: unter der Voraussetzung völliger Transparenz, könnte das Vertrauen der Märkte in den Sektor steigen und die Weltwirtschaft einen weiteren Schritt in Richtung Markterholung gehen.

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07.06.2011:

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Die Auferstehung der Toten

"Die Ursache für das Sinken des Zinsfußes wird vorzüglich darin gefunden, daß die besonders rentablen Kapitalanlagen großen Maßstabes heute erschöpft sind und nur Unternehmungen von geringer Ergiebigkeit übrig bleiben. …Nur ein allgemeiner europäischer Krieg könnte dieser Entwicklung Halt gebieten durch die ungeheure Kapitalzerstörung, welche er bedeutet."

(Aus der Zeitschrift des Sparkassenverbandes, 1891)

"Trotz der heiligen Versprechen der Völker, den Krieg für alle Zeiten zu ächten, trotz der Rufe der Millionen: 'Nie wieder Krieg', entgegen all den Hoffnungen auf eine schönere Zukunft muß ich sagen: Wenn das heutige Geldsystem, die Zinswirtschaft, beibehalten wird, so wage ich es, heute schon zu behaupten, daß es keine 25 Jahre dauern wird, bis wir vor einem neuen, noch furchtbareren Krieg stehen.
Ich sehe die kommende Entwicklung klar vor mir. Der heutige Stand der Technik läßt die Wirtschaft rasch zu einer Höchstleistung steigern. Die Kapitalbildung wird trotz der großen Kriegsverluste rasch erfolgen und durch Überangebot den Zins drücken. Das Geld wird dann gehamstert werden. Der Wirtschaftsraum wird einschrumpfen, und große Heere von Arbeitslosen werden auf der Straße stehen. An vielen Grenzpfählen wird man dann eine Tafel mit der Aufschrift finden können: 'Arbeitssuchende haben keinen Zutritt ins Land, nur die Faulenzer mit vollgestopftem Geldbeutel sind willkommen.'
Wie zu alten Zeiten wird man dann nach dem Länderraub trachten und wird dazu wieder Kanonen fabrizieren müssen, man hat dann wenigstens für die Arbeitslosen wieder Arbeit. In den unzufriedenen Massen werden wilde, revolutionäre Strömungen wach werden, und auch die Giftpflanze Übernationalismus wird wieder wuchern. Kein Land wird das andere mehr verstehen, und das Ende kann nur wieder Krieg sein."

Silvio Gesell, 1918

Es dauerte tatsächlich "keine 25 Jahre" vom Ende des ersten bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges. Der dritte Weltkrieg wäre in den 1980er Jahren fällig gewesen und wurde nur durch die atomare Abschreckung bis in die Gegenwart verhindert. Durch das Ausbleiben dieser "überfälligen Sachkapitalzerstörung" hat die Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz - sowohl innerhalb der Nationalstaaten als auch zwischen den Staaten - heute ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht, sodass genau drei mögliche Szenarien unmittelbar bevorstehen:

Das Ende mit Schrecken (finaler Atomkrieg)
Der Schrecken ohne Ende (globale Liquiditätsfalle)
Die Natürliche Wirtschaftsordnung (echte Soziale Marktwirtschaft)

Eine "vierte Möglichkeit" gibt es nicht:
http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?graph_diff=r...

Über die erste Möglichkeit gibt es nichts zu sagen, die zweite ist das Lieblingsthema aller Crash-Phantasten und die dritte ist wahrscheinlich. Der Crash-Phantast, der "zur Sicherheit" noch ein paar Goldklötzchen bunkert, weiß nicht, was es bedeutet, wenn in einer globalisierten Zinsgeld-Ökonomie mit über 6.500.000.000 Menschen der Geldkreislauf - und damit die Arbeitsteilung - mitgekoppelt zusammenbricht. Die Heilige Schrift bezeichnet dieses Ereignis als "Armageddon".

Für die dritte Möglichkeit bedarf es der "Auferstehung der Toten". Als geistig Tote sind alle Existenzen zu bezeichnen, die vor lauter Vorurteilen nicht mehr denken können. Werden Sie lebendig: http://www.deweles.de