Kärnten im Spitzenfeld bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung

Klagenfurt, am 13. Mai 2011. Career Moves, die österreichweite Online-Jobinitative für Menschen mit und ohne Einschränkungen gewinnt nun auch in Kärntnen an Bedeutung. Am Freitag diskutierten auf der ReCare-Fachmesse für Pflege, Rehabilitation und Integration regionale Wirtschaftsvertreter, Career-Moves-Gründer und Betroffene neue Impulse am österreichischen Arbeitsmarkt.

„In Kärnten müssten die Unternehmen 5.198 Pflichtstellen mit begünstigt behinderten Personen besetzen, wir schaffen aber leider nur 3.821“, berichtete Mag. Christof Trattler, Leiter der Abteilung Arbeits- und Sozialrecht der Wirtschaftskammer Kärnten. „Das sind zwar nur rund 70%, aber spitze im österreichischen Durchschnitt“. Trattler weist jedoch darauf hin, dass andererseits über 1.000 Arbeitsplätze für begünstigt Behinderte in regionalen Betrieben zur Verfügung gestellt werden, die gesetzlich dazu nicht verpflichtet wären. Laut Behinderteneinstellungsgesetz müssen Unternehmen pro 25 Mitarbeitern einen begünstigt Behinderten beschäftigen, wenn nicht ist eine Ausgleichstaxe zu bezahlen. Trattler begrüßt die Online-Jobplattform Career Moves und betont, dass es Kärntner Unternehmen vielfach gar nicht gelinge, genügend begünstigt behinderte Mitarbeiter zu finden.

Dem wirkt Career Moves entgegen. „Seit dem Start der Job-Initiative brachten wir mehr als 520 Stelleninserate für Menschen mit und ohne Einschränkung auf den Arbeitsmarkt“, erklärt Mag. Wolfgang Kowatsch, Geschäftsführer der Online-Jobbörse Careesma und Career Moves-Exklusivpartner, „rund die Hälfte aller Bewerbungen stammen von Jobinteressierten mit Behinderung.“ Bis 2020 will Career Moves insgesamt 7.000 Arbeitsplätze für Betroffene schaffen. In den letzten Wochen hat die Performace der Plattform enorm zugelegt, das Unternehmen BauMax macht jetzt alle Stellen in der Zentrale für Menschen mit Einschränkungen zugänglich, auch die Wirtschaftskammer Österreich hat mehrere Jobangebote mit Career Moves-Symbolen versehen.

Verzicht auf motivierte Arbeitskräfte schafft wirtschaftlichen Schaden in Millionenhöhe

Dass Menschen mit Behinderung keine gleichen Chancen am Arbeitsmarkt gewährt bekommen, schade der österreichischen Wirtschaft maßgeblich. „Immer wieder erleben wir es, dass hochmotivierte und leistungsfähige Arbeitssuchende aufgrund ihrer Behinderung nicht einmal zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden“, klagt Mag. Gregor Demblin, Career Moves-Gründer und durch einen Badeunfall selbst Betroffener. „Viele Unternehmen nehmen Menschen mit Behinderung noch immer als soziale Phänomene und nicht als normale Kunden oder Arbeitnehmer wahr. Dadurch werden wirtschaftliche Potenziale nicht genutzt, und zugleich entstehen infolge der überproportionalen Behindertenarbeitslosigeit Budgetbelastungen in Milliardenhöhe.“

„Eine Teilbehinderung ist kein Hindernis für eine Beschäftigung in einem Unternehmen, sofern es das geforderte Stellenprofil zulässt“, bestätigt Heinz Haberl, Geschäftsführer der zur Wozabal-Gruppe gehörenden Umlauft Textilservice GmbH in Klagenfurt mit insgesamt 900 Mitarbeitern: „In unserem Unternehmen beschäftigen wir aktuell 5 Mitarbeiter mit einer Behinderung – und zwar sowohl körperlich als auch geistig Eingeschränkte. Die Praxis zeige, dass gerade diese Mitarbeiter einen wertvollen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. „Sie sind vorbildlich im Einsatz, haben Freude an der Arbeit und zählen sicher zu unseren loyalsten Mitarbeitern.“ Das kommt aber nicht von ungefähr, sondern dieser Erfolg muss konsequent forciert werden: „Bei uns wird jedem behinderten Mitarbeiter ein sogenannter „Pate“ zugeteilt“, so Haberl, „dieser erfahrene Kollege steht dem begünstigt Behinderten nicht nur in der Einschulungsphase zur Seite, sondern betreut ihn als Schnittstelle bei Problemen während des gesamten Dienstverhältnisses.“

Viele Unternehmen bringen sich noch immer um die Chance, Mitarbeiter zu bekommen, die trotz ihrer Behinderung vollwertige und vollkommen im Betriebsablauf integrierte Arbeitskräfte sein können, sondern die – nicht zuletzt aufgund der bei ihnen wegen ihres Handicaps besonders ausgeprägten Improvisationsgabe – oft sogar über weitere nutzenstiftende Fähigkeiten verfügen als ihre nicht behinderten Kollegen.

Vertreter der Arbeiterkammer sprachen bei der Podiumsdiskussion in Klagenfurt das Thema des Kündigeungsschutzes an. Sie sehen darin eine Art notwendige Pragmatisierung für begünstigte Behinderte, während Unternehmer und selbst Behindertenvertreter eine allzu strenge Regelung – wie etwa vor der Novellierung 2011 – als kontraproduktiv erachten, weil dadurch die Bereitschaft der Unternehmen minimiert wird, die vorgeschriebene Quote von Pflichtarbeitsstellen zu erfüllen.

Über Career Moves

Career Moves ist die erste Online-Job-Initiative in ganz Europa, auf der sich Menschen mit Behinderung völlig chancengleich bewerben können. Mittels einfacher Piktogramme können Unternehmen auf der Plattform signalisieren, ob Jobangebote auch für Menschen mit körperlichen und Sinneseinschränkungen in Frage kommen. Dadurch sind Betroffene willkommene MitarbeiterInnen, die ihre Behinderung nicht mehr „verschweigen“ müssen. Neben der optimierten Arbeitsvermittlung setzt Career Moves auf konkrete Informationsvermittlung. Ein Online-Service-Center vernetzt Unternehmen und Jobsuchende mit Organisationen und Behörden in ganz Österreich und beantwortet innerhalb nur 48 Stunden alle Fragen zu Beschäftigung und Behinderung.

Die 2009 von der online-Jobbörse Careesma gestartete Initiative ist seit 2010 ein eigenständiges Projekt, das von zahlreichen Unternehmen und Organisationen in ganz Österreich unterstützt und durch das Bundessozialamt gefördert wird. Bis dato wurden rund 520 Jobangebote von 150 Unternehmen auf Career Moves veröffentlicht.


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