Finanzierung bei steigenden Zinsen und Zinssicherung - von Dr. Horst Siegfried Werner

Die Europäische Zentralbank und auch die deutsche Bundesbank, sagt Dr. Horst Siegfried Werner, haben signalisiert, dass sie Handlungsbedarf an der Zinsschraube sehen. Damit steht offenbar ein langfristig andauernder Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes bevor. Der Spagat, einerseits die hohe Staatsverschuldung zu schultern und andererseits die Geldwertstabilität durch Erhöhung der Zinsen zu sichern, ist fast nicht mehr zu schaffen. Es wird den Mittelstand und die ärmeren Länder dieser Welt hart treffen. Mit dem Abklingen der unmittelbaren Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise müssen die geldpolitischen Stützungsmaßnahmen zum richtigen Zeitpunkt beendet werden. Die Notenbankpräsidenten sprechen demgemäss von "starker Wachsamkeit". So wurden jedenfalls in der Vergangenheit Zinserhöhungen der EZB für das Finanzpublikum vorbereitet. Das wird auch für Deutschland teuer: Jedes einzelne Prozent Zinserhöhung kosten die bundesdeutschen Haushalte jährlich Euro 20 Mrd. mehr. Arme Steuer- und Abgabenzahler (!), denn Vater Staat holt sich von seinen Bürgern das Geld, was er braucht.

Viele Experten sind der Ansicht, dass die (aus-)laufenden Konjunkturprogramme und der Wideraufbau in Japan mit über Euro 300 Mrd. Kosten zu einer langfristig höheren Inflation führen werden. Es gibt wegen des Japan-Erdbebens und des Atom-Desasters sowie wegen der Unruhen in den arabischen Ländern sowie der damit verbundenen Spekulation bei den Rohstoffen zahlreiche Gründe, die für das Anziehen der Inflation sprechen. Zum einen ist die Alternative - konsequentes Sparen des Staates im Aufschwung - bisher in den europäischen Ländern kaum sichtbar. Selbst in konjunkturell guten Phasen hat es Deutschland nicht geschafft, auch nur einen Euro des angesammelten Schuldenberges abzutragen. Zu der Schuldenlast kommen jetzt noch steigende Zinsen sowohl für die öffentlichen Haushalte als auch für die Unternehmen hinzu.

Nachdem Immobilienkredite im vergangenen Jahr ein neues Zinstief erreicht hatten, sind die Zinskosten von September 2010 bis heute um mehr als 1,2 Prozentpunkte gestiegen. Allein in den ersten beiden Monaten des Jahres 2011 haben die Darlehenzinsen um rund 0,4 % zugelegt. Ein Darlehen über 100.000 Euro hat sich somit in den letzten Monaten um rund 7.000 Euro verteuert. Soll eine zur Zeit noch günstige Zinskondition für eine anstehende Anschlussfinanzierung oder eine vorgesehene weitere Darlehensfinanzierung gesichert werden, kommt der Abschluss eines Forward-Darlehens in Betracht. Der Forward-Darlehensvertrag ist ein zinsbegrenzender Vertrag mit entsprechender Laufzeit. Bei den Kapitalzinsen können Zinssätze bis zu fünf Jahre im voraus vertraglich vereinbart werden. Bei der Begebung von bankenunabhängigen Anleihen mit mittel- bis langfristigen Laufzeiten findet praktisch auch eine vorgreifliche Zinsfestschreibung statt ( siehe www.finanzierung-ohne-bank.de ). In der Forward-Periode fallen grundsätzlich keine Kosten bzw. Bereitstellungszinsen an. Die Kreditinstitute verlangen für die Festschreibung des Zinssatzes einen Aufschlag. In der Vergangenheit bewegte sich dieser Zuschlag je nach Zinsniveau und Laufzeit zwischen 0,04 % bis 0,05 % pro Monat bis zur Inanspruchnahme des neuen Darlehens. Dabei gilt die Regel, je länger die Vorlaufzeit, desto höher der Aufschlag, den die Bank verlangt. Der Abschluss eines Forward-Darlehens beinhaltet einen verbindlichen Darlehensvertrag, der nicht (einseitig) wieder aufgehoben werden kann, wenn sich beispielsweise die Zinsen gegenläufig als erwartet entwickeln. Bei Nichtabnahme eines Forward-Darlehens verlangen die Banken regelmäßig eine Nichtabnahmeentschädigung, die im Forward-Darlehensvertrag vereinbart ist.