Pietätlos – Evangelischer Pfarrer beleidigt Opfer von Christenverfolgung

Von Marianne Brückl
2011-03-17

Geschmackloser geht es nicht mehr. Es grenzt an blanken Hohn, was der evangelische Pfarrer Christoph Stoodt in einem Online-Flyer über die Demonstration der orientalischer Christen und ihrer Unterstützer gegen Christenverfolgung in islamischen Ländern in Frankfurts Innenstadt vom vergangenen Samstag, 12 März 2011, von sich gab. Pietätlos stellt der Frankfurter Geistliche Tatsachenbilder von gefolterten und getöteten Gewaltopfern als „Bilder eines fehlgeschlagenen Exorzismus“ hin und bezeichnet die Kreuze der orientalischen Demonstranten als seltsam. Eines scheint für den Frankfurter „Anti-Nazi-Koordinator“ festzustehen: Alle Teilnehmer der Demo sind rechte oder christliche Fundamentalisten.

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16300

Christoph Stoodt, evangelischer Pfarrer, wird diesem christlichen Titel wohl eher nicht gerecht. Anstatt seinen Glaubensbrüdern und –schwestern, die in ihren Heimatländern vergewaltigt, gequält und auf grausamste Weise von radikalen Muslimen getötet werden bei der Demonstration gegen Christenverfolgung in islamischen Ländern den Rücken zu stärken, werden sie von ihm beleidigt. Die Betroffenen selbst sind schockiert über die Äußerungen des Geistlichen, der die Bilder von Opfern islamischer Grausamkeit, die die realen Ausmaße der Gewalt gegen Christen zeigen, in seinem Online-Flyer als „Bilder eines fehlgeschlagenen Exorzismus“ hinstellt. Die Gestaltung der Kreuze der orientalischen Christen nennt er seltsam.

Wie viel die Christen erleiden mussten, die sich hierher nach Europa geflüchtet haben, weil sie in ihren Heimatländern extremer Verfolgung durch Islamanhänger ausgesetzt sind, und wie viele ihrer Familienangehörigen tödlichen Anschlägen zum Opfer gefallen sind, scheint nicht zu zählen. Ob der sogenannte Pfarrer jemals seinen Fuß in ein islamisches Land mit extremer Christenverfolgung, und insbesondere in Gebiete außerhalb der Touristenrouten gesetzt hat, sei dahingestellt. Wohl kaum, denn sonst wäre ihm bekannt, dass die gezeigten Aufnahmen der brutalen Realität entsprechen.

Ganz im Gegenteil erweckt es den Anschein, dass Stoodt jeden erdenklichen Vorwand sucht, um seriöse Menschenrechtsorganisationen, islamkritische Gruppierungen und Politiker, die sich für die verfolgten Christen aus den muslimisch dominierten Ländern einsetzen und auch selbst vor Ort Einblicke gewonnen haben, in das Lager der Rechtsradikalen zu schieben. Um berechtigte Islamkritik und Opferschutz der Christen als Islamfeindlichkeit, Radikalität und Fundamentalismus hinzustellen, dafür ist Stoodt jedes Mittel recht, auch die Beleidigung der orientalischen Christen in ihrer Menschenwürde und Trauer. Ein Pfarrer, für den Solidarität gleichbedeutend ist mit Nationalsozialismus, von dem die teilnehmenden Organisationen und Gruppen jedoch weit entfernt sind.

Wer als Europäer die Opfer von Anschlägen oder Folter mit ihren schweren Verletzungen oder die Angehörigen von Ermordeten, beispielsweise im Irak, mit eigenen Augen gesehen und ihre Schilderungen gehört hat, weiß, wie nahe die Christen dort an der Grenze zum Tod stehen. Ein solcher Flyer entwürdigt die Toten, die auf den Bildern gezeigt werden und die christlichen Völker, die zusammen mit solidarischen Gruppen für ein Ende der Verfolgungen in ihrer Heimat demonstrieren. So etwas darf nicht hingenommen werden.

18.03.2011: | |

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