Bilder aus dem wahren Leben. Der Maler Rudi Kargus erstmals in Harburg

„Vita brevis, ars longa“ schrieb 400 vor Christus schon Hippokrates in seinen Aphorismen. Goethe übersetzte es im Faust mit „Die Kunst ist lang, das Leben kurz“. Und so ist anzunehmen, dass die Geschichts-bücher einmal den Maler Rudi Kargus beschreiben und seine Bilder katalogisieren. Den kraftvollen Expressionisten, der sich und seine Themen in eindringlichen und provokanten Strichen auf die Leinwand wuchtet. Ein Schaffensprozess, der dem Künstler geistig und körperlich viel abverlangt. Und am Ende gibt Kargus den großformatigen Werken ironisch-verschlüsselte Titel, die von den Betrachtern assoziatives Sehen einfordern .

Viel erklären möchte Rudi Kargus , der seine Bilder bis zum 9. Oktober 2010 im hit-Technopark, Tempowerkring 6, erstmals in Harburg ausstellt, seine Kunst nicht. Er wolle die Kunst nicht verkopfen, sagt er. Muss er auch nicht: Allein die überbordende Intensität und die ideenreichen Bildsprache, gepaart mit explosiver Farbigkeit und rätselhaft-provokativen Titeln, fesseln das Auge und machen nachdenklich. Bei aller Planung und einem durchdachten Aufbau wirken die Öl-Bilder irgendwie spontan und aufrüttelnd zugleich, düster-melancholisch aber auch hoffnungsfroh. „Wie das wahre Leben eben“, sagt der 58-Jährige.

Sein den Raum beherrschendes Bild „Bad Boys“ im zweiten Stock der hit-Technopark-Galerie zeigt virtuos die Auseinandersetzung mit einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft, den Kampf der Monster mit einem Rest an heiler Welt. Dabei trägt im Mittelpunkt des Bildes einer der Protagonisten eine grüne Atemschutzmaske und hält den dreiköpfigen Zerberus im Arm.
Mythologische Anspielung und Auseinandersetzung mit Lebensrealität bilden miteinander einen Schnittpunkt und weisen unmittelbar auf das im Hintergrund lodernde Fegefeuer hin.

Rudi Kargus selbst hat das Malen seit 1996 zu seiner Welt gemacht. Mit dem kreativ-intensiven Prozess an der Staffelei hat er sein erstes Leben abgearbeitet. Als er in den 70er-Jahren der umjubelte Fußballtorwart des HSV war. Ehrgeizig und sensibel, in 254 Bundesligaspielen erfolgreich aber auch leidgeprüft vom harten Profigeschäft. In dem Gemälde „Schattenallee“ verarbeitet Kargus Erinnerungen aus seiner Sportlerkarriere, die für ihn lange vorbei ist. Die „bewegten“ Bilder aus dem ersten Leben des Rudi Kargus und die Rekorde von gehaltenen Elfmetern geraten in Vergessenheit, seine „gemalten“ Bilder bleiben in den Köpfen der Betrachter.

Die Ausstellung ist Mo-Fr, 8:30 - 16:30 Uhr geöffnet.
hit-Technopark, Tempowerkring 6, 21079 Hamburg

19.08.2010: | |