Duisburg: Hetzjagd auf Sauerland
Pressetext verfasst von Jürgen Rohn am So, 2010-08-15 19:36.DER KOMMENTAR Pappkameraden sind schnell gebaut, Schuldzuweisungen eilig ausgesprochen. Warum führen wir dann keine Standgerichte nach der Love Parade in Duisburg ein?
Da wird nach Morddrohungen gegen Sauerland von einigen Teilnehmern im Kommentarbereich der Medien mit kaum verhohlener Häme festgestellt, dass die Familie des Oberbürgermeisters sicher nicht mehr in Duisburg wohnen will. Dies hat mit Trauer nichts zu tun, das ist Terror.
Etliche Beiträge weisen unübersehbar Sozialneid auf und manipulieren den Leser, als ob Sauerland nur wegen Geldgeilheit noch im Amt sei. Ist ein Mensch auf einmal vogelfrei, weil die Menge auf der Straße ein Opfer haben will?
Anstatt die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu überlassen, versucht man hier unter dem Deckmantel der ''Wahrheitsfindung'' Oberbürgermeister Sauerland mehrfach an den Pranger zu stellen.
Es sollte jedoch ein Zeichen gesetzt werden gegen Hassprediger, die mit Totschlagparolen und Vorverurteilungen einen Menschen fertig machen wollen, ohne das Ergebnis staatsanwaltschaftlicher Untersuchungen abzuwarten. Jeder Hinz und Kunz schwadroniert in den letzten Tagen, als ob schon alle Fragen beantwortet wären. Landes- und Bundespolitiker mischen sich zudem in die Lokalpolitik ein und kochen ihr eigenes Süppchen.
Die Verantwortung für den Tunnel hatte möglicherweise nicht der Oberbürgermeister sondern die Polizei, weil der Tunnel öffentlicher Raum ist. Ganz schüchtern wagt der ein oder andere Journalist diese Tatsache anzusprechen. Aber das liegt momentan nicht im Mainstream und gerät deshalb in den Hintergrund. Und auch die Besucher, die andere tottrampeln, sind die gar ohne Schuld?
Die Unschuldsvermutung gilt für alle Bürger, daher auch für Oberbürgermeister, Polizeipräsidenten und für unbedarfte Besucher der Love Parade, die andere erdrückt haben mit ihrem Körpergewicht.
Wenn ein Zug oder eine U-Bahn überfüllt ist, kommt der Normalbürger nicht auf den Gedanken, sich auch da noch rein zu quetschen sondern wartet ab mit gesundem Augenmaß.
Schon weit vor dem Tunneleingang konnte man sich entscheiden, dort ernsthaft hinzugehen, wo die Überfüllung nicht mehr zu übersehen war. Sehenden Auges wurden viele Besucher zum Teil des Problems. Augen zu und durch, wird schon gut gehen. Es ging aber nicht gut. Haben diese Teilnehmer der Loveparade in Duisburg etwa weniger Schuld auf sich geladen?
Viele tragen Verantwortung und nicht nur ein CDU Oberbürgermeister, der wie die meisten im Rat für die Love Parade stimmte. Wer Gerechtigkeit fordert und keine Selbstgerechtigkeit, müsste konsequenterweise fast den gesamten Stadtrat in Duisburg zum Teufel jagen.
Wir leben glücklicherweise in einem Rechtsstaat, und da entscheiden nicht die Jakobiner und der Mob der Straße sondern die Gerichte. Und bis die entschieden haben, sollte man sich mit Vorverurteilungen vom grünen Tisch des trauten Heims zurückhalten.
Hintergrund
Zum Sündenbock will man den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland machen für die Folgen der Loveparade. Ein externes Gutachten entlastet dagegen die Stadtverwaltung, keine folgenschweren Fehler beim Genehmigungsverfahren begangen zu haben. Durch Dritte seien Auflagen der Stadt nicht eingehalten worden. Aus Kreisen von FDP und SPD soll ein Abwahlverfahren gegen Sauerland angeregt werden. Die Ratsmitglieder der Grünen im Rat der Stadt Duisburg, Doris Janicki und Dieter Kantel, erklärten hingegen, sich nicht an der Hetzjagd auf Sauerland beteiligen zu wollen. Auch die CDU Fraktion im Rat der Stadt Duisburg steht geschlossen hinter Sauerland beim derzeitigen Sachstand.
Über Jürgen Rohn
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Jürgen
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Fauststr. 14
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