FAN-FONDS – Neues Beteiligungsmodell könnte Bundesliga-Vereine sicherer machen!

Ein Gespenst geht um in Europa: Top Fußballvereine haben enorme Schuldenberge angehäuft, manche sind bereits insolvent. TOP-Vereine in England kämpfen ums nackte Überleben. Die Vereine sind dort längst von den Mitgliedern entkoppelt, Großinvestoren haben das Sagen. Obgleich die Situation in Deutschland längst nicht so dramatisch ist, häufen sich auch bei uns die Probleme. In England organisieren sich inzwischen die Fans genossenschaftlich, durchaus entschlossen, ihre Vereine vor dem Aus zu bewahren. Auch in Deutschland wird die Lage der Vereine nicht besser. Höchste Zeit zum Handeln. Fans ohne ihre Vereine? Das wäre wie Autos ohne Räder ... Dazu muss es nicht kommen, wenn sich die Fans aktiv engagieren. Das VerbändeNetzwerk MMW (www.menschen-machen-wirtschaft.de)hat dazu u.a. das Modell der FAN-GENO entwickelt ...

England, das „Mutterland des Fußballs“, steckt in einer tiefen Krise: Große Traditionsvereine, wie Manchester United, FC Liverpool, West Ham United, FC Chelsea und andere stecken in höchsten finanziellen Nöten. Allein die vier Top-Teams (Manchester, Arsenal, Chelsea, Liverpool häuften die Hälfte der Gesamtverluste der englischen Liga an, in Höhe von fast 4.000 Millionen Euro an.

Italien, eine Hochburg des Fußballs in Europa, wo komplett die 2.Liga als „pleite“ eingeschätzt wird und man das Bild der 1.Liga fast ähnlich trist sieht.

Die Banken geben den Clubs in Europa fast keine Kredite mehr, denn die meisten Vereine haben inzwischen 3-stellige Millionen-Schuldenberge angehäuft – Tendenz steigend, in England im letzten Jahr um etwa 12%.

Auch den deutschen Fußball scheint inzwischen die Finanzkrise erreicht zu haben, obgleich der frühere Bayern-Manager Uli Hoeneß den deutschen Fußball vor einiger Zeit noch „gut gerüstet“ sah und bemerkte, dass man sich in Deutschland weniger Sorgen machen müsse als im Ausland.

Und Hoeneß merkt eher beiläufig aber vielsagend an: Bayern München wird „keinen Großinvestor an Bord holen und damit Anteile am Verein verkaufen“. Deutliche Worte eines Insiders, der aber inzwischen selbst von einer Kreditklemme im Fußball spricht und den Weg zu Banken als aussichtslos einstuft („Es gibt schlicht und einfach keinen Kredit. Welche Sicherheiten will ein finanzschwacher Fußballclub den Banken denn anbieten ... und alle anderen Vermögensgegenstände wurden ja oft schon verschachert“ – www.focus.de/sport vom 11.08.09)

Und in Deutschland melden bereits erste Traditionsvereine Insolvenz an (z.B. SSV Reutlingen), oder können solche nur mühsam abzuwenden (z.B. Carl Zeiss Jena) oder es werden vorsorgende „Rettungspläne“ geschmiedet (Hertha BSC)

Grund genug, sich bereits jetzt mit neuen Lösungsmodellen zu befassen, wie das VerbändeNetzwerk Menschen-Machen-Wirtschaft e.V. fand und lud jüngst Experten zu einem „SPORT-FINANZ-FORUM“ nach Halle ein.

Wir haben nicht nur Vertreter von Vereinen, Wissenschaftler, Verbändevertreter, Sport-Experten und –Berater eingeladen, sondern auch bewusst Mitglieder und Fans von Vereinen, begründete für den Vorstand des VerbändeNetzwerkes, Gerd K. Schaumann die etwas ungewöhnliche Zusammensetzung und machte zugleich damit deutlich, in welche Richtung mögliche Lösungsansätze vor allem gehen sollten: „Wir wollen besonders die „WIR-KRAFT“ in den Vereinen anstoßen und fördern und dazu gehören vor allem die Mitglieder und die zahllosen Fans der Vereine, die bisher von den Vereinsführungen eher als Zuhörer und Zuschauer gesehen wurden, denen jetzt aber eine aktive und praktische Rolle zufallen könnte: Mitzuwirken, bei einer nachhaltigen Existenzsicherung!

Vor allem aus den Arbeitskreisen:

· Nachhaltige Finanzstrukturen
· Wirtschaftliche Beteiligungsmodelle
· VEREINS-GENOSSENSCHAFTEN
· FAN-GENOSSENSCHAFTE

des VERBÄNDE-FORUMS kamen die interessantesten Vorlagen für die im Plenum verabschiedeten Empfehlungen.

Das Modell FAN-GENOSSENSCHAFTEN entwickelte sich zum mit Abstand interessantesten, aber auch stark kontrovers diskutierten Thema des gesamten Forums.

Zusammengefasst – so als Berichterstatter der Arbeitskreises, Lothar Kühne und Frank-Peter Evertz - basiert dieses Modell darauf, Fans (aber auch Mitglieder) die Möglichkeit einzuräumen, sich finanziell an einem FAN-FONDS zu beteiligen. Zur Vereinfachung sollte dieser in Form einer Genossenschaft gebildet. Fans könnten sich mit unterschiedlich hohen Anteilen an solchen vereinsbezogenen (aber auch vereinsübergreifenden) FONDS in Form einer Genossenschaft beteiligen (als Mitglieder oder investierende Mitglieder).
Ziel solcher Genossenschaften (und zugleich Förderzweck) wäre es, den Mitgliedern und Fans der Vereine diverse (wirtschaftliche, soziale, kulturelle) Vorteile im Zusammenhang mit ihrem Sportverein zu verschaffen.
Hierzu könnten z.B. gehören: Preisvorteile durch Gemeinschaftseinkauf von Vereinsleistungen (Eintritt, Fan-Artikel, usw. ) aber auch Einkaufsvorteile gegenüber anderen Anbietern.
Sofern sich eine solche FAN-GENO auch satzungsmäßig entsprechend öffnet, könne sie sich selbstverständlich auch an anderen Unternehmen oder Vereinen oder Unternehmen von Vereinen wirtschaftlich – direkt oder indirekt –beteiligen oder in anderer geeigneter Weise zusammenwirken. Auf diesem Wege könnten Fans und Mitglieder ihre Vereine bei deren Konsolidierung wirksam unterstützen.

Selbst dann, wenn ein finanzielles Engagement (von Vereinen, Mitgliedern oder Fans) nicht gewollt wäre, hätte eine FAN-GENOSSENSCHAFT erhebliche Vorteile für ihre Mitglieder zu bieten, denn sie ist eine interessante Wirtschaftsgruppe und Gruppentarife sind in der gesamten Wirtschaft vorteilhaft. Günstigere Versicherungen oder Reisen, bis hin zum gut Rabatt beim Autokauf, der genossenschaftlichen Vorteilsverschaffung sind keine Grenzen gesetzt.

Gerd K. Schaumann fasste die Ergebnisse des Forums mit den Worten zusammen:

Wir haben aus England wichtige Anstöße erhalten, die in den Foren viel Anregungen gegeben haben. Die Bemühungen der englischen Genossenschaftsverbände, gemeinsam mit Vereinsmitgliedern und Fans, das „Spiel einiger Großinvestoren mit dem Feuer in ihren Vereinen“ zu beenden, sind Schritte in die richtige Richtung. Dies gilt auch dann, wenn es angesichts der dramatischen Schuldenhöhe schwierig sein könnte, das Ruder mit „Selbsthilfe-Aktivitäten“ herumzuwerfen. Die Fans in England zeigen, dass sie nicht mehr gewillt sind, sich aufs Zuschauen zu begrenzen....
Deutschland hat den Vorteil, dass die Verhältnisse übersichtlicher und einfacher sind. Aber auch hier „tickt die Uhr“ und sind gemeinsame Lösungen gefragt.
Das Modell FAN-GENOSSENSCHAFT hat seinen besonderen Charme, weil es Aufmerksamkeit, Aktivität und praktische Handlungsmöglichkeiten miteinander verbindet. Auch FAN-GENOSSENSCHAFTEN, die sich nicht direkt an Finanzlösungen für ihre Vereine beteiligen wollen, sind interessante Partner der Vereine und eine Beteiligung an einer FAN-GENOSSENSCHAFT birgt Gruppenvorteile genug. Bleibt die berechtigte Hoffnung, dass sich die Fan-Kultur dabei auch wandelt. Was spräche dagegen, anzunehmen, dass je mehr sich ein Fan wirtschaftlich für seinen Verein engagiert, er auch einsichtsvoller werden könnte und sein übriges Verhalten sich auch positiv ändert. Dann hätten wir auch das Gewaltpotenzial abgeschwächt, die FAN-GENOSSENSCHAFT ein ideales Gebilde, sozusagen eine „Prävention im Doppel-Pack“ – mehr Stabilität im Vereinsfußball weniger Randale im Umfeld!

Das VerbändeNetzwerk wird das Modell FAN-GENO jetzt auf europäischer Ebene mit Genossenschaftsverbänden aus EU-Ländern abstimmen und über die Dachorganisationen CECOP und CICOPA an das europäische Parlament leiten, entsprechende Aktivitäten im nationalen Bereich werden folgen.

Aufgrund des unerwartet großen Interesse am Thema FAN-GENO wurden inzwischen weitere Veranstaltungen und Hearings geplant. Für Interessenten wird eigens ein FAN-PHONE eingerichtet ...

26.03.2010: | |