Im Namen der Umwelt

Umwelt-Kennzeichnungen gibt es viele. Zu viele, um den Überblick zu behalten und zu wissen, welches Zeichen was aussagt. Eine Übersicht über verschiedene Labels im Baubereich soll helfen.

(tdx) Umweltschutz ist wichtig und natürlich möchte man die Produkte, die man kauft, gerne nach diesen Kriterien auswählen. Doch, wer kennt das nicht, wenn man vor einem Regal mit verschiedenen Produkten steht auf denen Logos prangen, die "Umweltverträglichkeit“, „Recycling“ und „Ressourcenschonung“ hervorheben, von denen man aber selbst nur wenig Ahnung hat, was sie genau bedeuten und nach welchen Kriterien sie erstellt worden sind. Meist gilt: man muss Vertrauen haben. Doch jeder weiß auch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Um im verworrenen Dschungel der Umwelt- Produktkennzeichnungen etwas Licht zu schaffen, nachfolgend eine kleine Übersicht über verschiedene bekannte und weniger bekannte Labels im Bereich der Bauprodukte.

Der Blaue Engel

Der Blaue Engel zählt zu den ältesten und bekanntesten Umwelt-Labeln in Deutschland. Verschiedenste Produkte, unterschiedlichster Branchen können einen Blauen Engel erhalten. Für die verschiedenen Produktgruppen, wie zum Beispiel Möbel, Farben oder Hygieneartikel werden jeweils unterschiedliche Kriterienraster aufgestellt. Es wird allerdings nur ein ausgewählter Faktor, wie beispielsweise die Ausgasung bei Farben, über den gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet und bewertet, nicht aber eine komplette Ökobilanz des Produktes mit all seinen Eigenschaften erstellt. Für den Endverbraucher ist das Label im Bezug auf diesen einen Faktor hilfreich. Darüber hinaus sollte einem aber immer bewusst sein, dass durch die freiwillige Teilnahme der Unternehmen, Produkte ohne den Blauen Engel nicht zwangsweise schlechter für die Umwelt sein müssen, als zertifizierte Produkte. Für den Bausektor ist der Blaue Engel nur bedingt hilfreich, da außer Farben und Lacke kaum Produktgruppen im Baubereich gekennzeichnet sind.

Die Euroblume

Die Euroblume ist ein 1992 eingeführtes, übergeordnetes Umwelt-Zeichen, das besondere Umweltqualitäten an einem Produkt auszeichnet. Die allgemeinen Richtlinien für die Vergabe und die ausgewiesenen Produktgruppen sind mit denen des Blauen Engels zu vergleichen. Im Wesentlichen unterscheidet es sich von diesem nur in der europaweiten Gültigkeit. Für Bauprodukte ist es bisher nicht relevant.

Institut Bauen und Umwelt

Das Institut Bauen und Umwelt (IBU) vergibt Umwelt-Produktdeklarationen (sog. EPDs) für Baustoffe. Beurteilt wird der gesamte Lebenszyklus eines Produktes von der Gewinnung des Rohstoffes, über die Herstellung, Verarbeitung und Lebensdauer bis hin zum Recycling bzw. der Wiederverwertung. Es wird eine vollständige Ökobilanz aufgestellt, alle Daten werden transparent veröffentlich und durch einen unabhängigen Sachverständigen-Ausschuss geprüft. Allerdings nimmt das IBU keine Bewertung der Baustoffe vor, deshalb ist eine EPD für den Endverbraucher nur bedingt hilfreich. Planern und Architekten dagegen ist mit einer EPD ein Informationsinstrument an die Hand gegeben, anhand dessen sie Bauprodukte bewerten können. Das Label ist noch relativ jung, hat in den vergangenen Jahren aber eine positive Entwicklung genommen und immer mehr Unternehmen in der Baubranche lassen ihre Produkte zertifizieren, um mehr Transparenz am Markt zu schaffen.

natureplus

Ein ebenfalls noch junges Öko-Label ist natureplus. Es wird an umwelt- und Gesundheitsverträgliche Bauprodukte verliehen. Dabei wird auch die funktionale Seite des Produktes betrachtet, allerdings bleibt eine funktionelle Bewertung im eigentlich relevanten, eingebauten Zustand aus. Genau das ist der Problempunkt des Labels. So kann beispielsweise ein Produkt allein gesehen umweltverträglich und funktional sein, im verbauten Zustand kann dieser positive Wert aber auch ins Gegenteil umschlagen. Eine Marktrelevanz ist aufgrund dieses mangelnden bautechnischen Bezugs sowie der geringen Produktauswahl nicht gegeben. Zwar bewerten die meisten Umwelt-Label ebenfalls nicht den verbauten Zustand, allerdings ist der Nachteil in diesem Fall besonders hervorzuheben, da das Siegel anders als z.B. die Euroblume den Anspruch erhebt das gesamte Produkt zu betrachten, in Wirklichkeit aber nur mehr als lediglich einen Faktor prüft.

ECO- Institut

Das ECO-Institut trägt zur Qualitätssicherung bei Unternehmen bei. Gesundheitliche Unbedenklichkeit und Umweltverträglichkeit stehen dabei im Mittelpunkt. Vor allem die Ausgasungen eines Baustoffs werden streng und genau in speziellen Emissionsprüfkammern kontrolliert. Gemessen werden dabei die einzelnen Werte über die verschiedenen Stationen im Lebenszyklus eines Produktes. Geprüft sind allerdings wenige Baustoffe und das ECO-Institut ist daher eher eine neutrale Prüfstelle.

Toxproof

Das Toxproof Zertifikat wird vom TÜV Rheinland vergeben und richtet sich an schadstoffarme, fertige Gebäude. Dabei werden die am Bau verwendeten Materialien bewertet und Raumluftuntersuchungen angestellt, um die tatsächliche Schadstoffbelastung zu messen. Nach Einhaltung aller Grenzwerte erfolgt das Zertifikat. Eigentümer müssen selber aktiv werden und bezahlen, das Zertifikat kann aber Vorteile bei einem Verkauf oder einer Vermietung darstellen.

IBR

Ebenfalls nur für Bauprodukte relevant, ist das Qualitätssiegel IBR. Es wird vom Institut für Baubiologie Rosenheim verliehen und zeichnet umweltschonend erzeugte und gesundheitlich unbedenkliche Bauprodukte aus. Die Vorgaben und Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dienen dabei als Grundlage, sind für die Baubranche aber nur zum Teil angepasst oder relevant.

FSC

Das FSC-Zeichen wird ausschließlich für Holzprodukte vergeben. Ausgezeichnet werden Produkte die aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen. Allerdings sind die meisten nach FSC zertifizierten Waldflächen nicht in Deutschland.Genau darin besteht das Problem des Labels. Ein Holzprodukt bekommt das Zertifikat, wenn es aus einer durch das FSC kontrollierten Waldfläche kommt, andere ebenfalls wichtige Kriterien, wie Transport, Energieaufwand für die Bearbeitung etc. werden dabei jedoch nicht mit einbezogen. So wäre es insgesamt sicher ebenso sinnvoll, Holz aus deutschen, nicht zertifizierten Wäldern zu verwenden, um Transport und damit Emissionen einzusparen.

GUT

Das GUT-Prüfsiegel ist – genau wie das FSC-Zeichen – eine sog. Branchenlösung und kennzeichnet ausschließlich Teppiche. Zu den Kriterien zählen unter anderem minimale Emissionen und Gerüche bei Neuware, sowie eine umweltverträgliche Produktion. Aufwändig, aber hilfreich: jedes Produkt hat eine Prüfnummer, die im Internet eingegeben werden kann und über die man umfassende, aktuelle Informationen über das Produkt abrufen kann.

Fakt ist: bei der Kaufentscheidung sollte man sich nicht allein von Öko-Labels überzeugen lassen, da die meisten nur zu einem gewissen Teil relevant für eine konkrete Bausituation sind. Begrüßenswert wäre die Einführung einer Voll-Deklaration, die gleiche Grenzwerte und auch gleiche Rahmenbedingungen voraussetzt; Umwelt- Produktdeklarationen (EPDs) scheinen diesen Weg vorzubereiten. Bis dahin ist im Umgang mit Öko-Labels trotz aller Hilfestellung das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen gefragt. Dabei ist es wichtig, immer im Auge zu behalten, dass jedes Label auf anderen Kriterien beruht, manchmal sogar nicht einmal durch unabhängige Dritte vergeben wird, sondern von Unternehmerverbänden selbst und insgesamt immer nur so gut ist, wie es aktuell ist. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man die Bauprodukte und ihren Anwendungszweck mit den Informationen der Label vergleicht und unter die Lupe nimmt. Auch wenn die vielen Zertifikate und Siegel verwirrend erscheinen mögen, so sind sie doch ein absolut notwendiges Informations-Instrument. Ob mit oder ohne Siegel – Entwarnung gibt es im Bezug auf die Gesundheit in jedem Fall: In Deutschland dürfen grundsätzlich keinerlei Gesundheitsgefährdende Bauprodukte in den Verkehr gebracht werden.

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