Endlich Freizeit – was für´n Stress!

Komiker Paul Panzer mit neuem Programm auf Deutschlandtour.

Panzer, ich begrüße Sie (...) schallte es aus dem Hörer, wenn sich der aus Düren stammende Schweißer, Musikpädagoge und Komiker Paul Panzer alias Dieter Tappert eifrig meldete. Deutschlands erfolgreichster Radio-Telefonfallensteller schickte mit aufgesetztem Sprachfehler („tz“ statt „z“) in der Vergangenheit Unzählige in den April.
Vor drei Jahren verabschiedete sich Panzer vom Telefon, weil es ihn mehr auf die Comedy-Bühne zog, wo er seit Anfang 2009 mit seinem zweiten Programm „Endlich Freizeit – was für´n Stress!“ durch die Republik tourt.
Gönnt sich der mit Hosenträger, Blümchenhemd und Hornbrille stilisierte Komiker mal Freizeit, wird’s stressig, um nicht zu sagen chaotisch - weil Panzer seinem Publikum unfassbare Geschichten und so manch skurrile Interpretation präsentiert.

Block: Hallo, Herr Panzer. Sagen Ihnen folgende Filmtitel etwas: Kid Galahad - The Winning Team - Humoresque?
Panzer: (Panzer nachdenklich) Das klingt nach Arthouse-Kino?

Block: In diesen Streifen agierte ein gewisser Paul W... (Panzer mischt sich ein: Paul Panzer!), der mit bürgerlichem Namen Paul Wolfgang Panzerbeiter hieß und in den 1930er bis 1950er Jahren als deutsch-amerikanischer Filmschauspieler arbeitete. Sie kennen ihn also?
Panzer: Ja.

Block: Haben Sie Ihren Namen von ihm?
Panzer: Nein. Diesen Paul W. Panzer habe ich zufälligerweise mal im Internet entdeckt ... Übrigens gibt es bei “Ton Steine Scherben” ebenfalls einen Paul Panzer.

Block: Ja, die Gruppe hat nämlich den „Paul Panzer Blues“ geschrieben. Haben Sie ihn womöglich von den „Scherben“?
Panzer: Nein – „Paul Panzer“ war purer Zufall. Während meiner Rundfunkzeit war ich mit Hörspielen beschäftigt. Von daher brauchte ich immer neue Charaktere, die ich nahezu täglich erfinden musste. Irgendwann war es „Paul Panzer“.

Block: Wie reagieren Sie, wenn man sich nach Ihrem Beruf erkundigt?
Panzer: Gute Frage. Ich drück´ mich so´n bisschen herum. Sage dann immer: Ich mach´ Quatsch. I. d. R. kommt die Frage: Was heißt das? Ja, ich bin auf ´ner Bühne und mach halt Quatsch. Es folgt: Wie hat man sich das vorzustellen? Ich: Kennen Sie Paul Panzer? Meist reagiert man: Ja, den kenne ich...! Dat bin ich. Nee, nee, heißt´s dann oft ... Ich sehe mich als Komiker, weil Comedian mir nicht gefällt.

Block: Was wollen Sie mit Ihrem neuen Programm eigentlich sagen?
Panzer: Wenn man überlegt, was Freizeit bedeutet, wird’s bisweilen philosophisch - weil dieser Zustand alles sein kann - außer Arbeit: Also, handwerken, reisen, basteln, sich bewegen usw. Daher versuche ich auf der Bühne eine ganz spezielle Sicht der Dinge - nämlich meine - zu bringen ... Wissen Sie: „Freizeit“ verbindet, weil sie jeder kennt.

Block: Und wie bekommt Paul Panzer seine Freizeit - so er welche hat - auf die Reihe?
Panzer: Kaum bin ich Zuhause, spannt mich meine Hilde ein, wo immer es geht. Dann wird’s richtig stressig. Dabei lese ich doch so gern „Jagd und Hund“ oder alles, was sich mit Stricken, Häkeln und Klöppeln befasst ... Darum ist´s besser, auf Tour zu sein.

Block: Paul, sind Sie am Ende gar ein Arbeitstier?
Panzer: Riiiiichtig – aber ich empfinde das, was ich tue, nicht als Arbeit. Freunde von mir sagen immer, ich hätt ´ne Vollmeise. Dat lebe ich dann natürlich aus – weil ich eigentlich nicht anders kann. Wenn andere Dinge tun, wie meinetwegen bowlen, muss ich einfach so beknackte Sachen machen. Denn das, was man gern tut, begreift man nicht als Arbeit.

Block: Dann sind Sie sicher froh, wenn die Menschen Ihre „beknackten“ Bühnenshows gut finden?
Panzer: Auf jeden Fall. Mit allem Ernst, der mir als Komiker erlaubt ist, sage ich, dass die Bühnenarbeit meine große Liebe ist. Ohne sie könnte ich nicht mehr sein.

Block: Würde Sie ein Stadion mit 60 000 Zuschauern reizen (Mario Barth lässt grüßen)?
Panzer: Nein...! Damit nicht der Eindruck des Neides entsteht. Ich würde es nicht füllen, denn ich habe einen anderen Zuschauerkreis. Bei mir sitzt die Omma neben dem Enkel, der Maschinenschlosser neben dem Hochschulprofessor usw. Zudem wäre es für mich nicht „intim“ genug. Ich muss das Gefühl haben, dass ich auch die Zuschauer in der letzten Reihe erreiche.

Block: Paul, muss man denn, wenn man so skurrile Dinge veranstaltet, etwas an der Waffel haben?
Panzer: Ja, auf jeden Fall - das ist nicht nur einen an der Waffel, sondern da muss eine Vollmeise vorliegen. Das ist Grundvoraussetzung für diesen Job. Mich hat im Leben nur das eingeholt, was als Kind bereits vorbestimmt war: Menschen zu unterhalten ... Die Schweißerausbildung und das Pädagogikstudium waren Umwege. Hätte ich als 13-jähriger meinen Eltern eröffnet, dass ich Komiker werden will, hätte ich direkt beim Psychologen einen Termin gekriegt.

Block: Hat Sie schon mal jemand am Telefon so richtig vorgeführt?
Panzer: (Panzer lacht) Ja - immer wieder. Jedoch bin ich ein alter Hase. Irgendwann rief mal ein Herr Sowienoch an, der mir weismachen wollte, er sei gerade in mein Auto gedonnert. Ich erwiderte, dat kann nicht sein, ich kuck doch gerade aus dem Fenster. In Wahrheit befand ich mich auf dem Lokus ... Aber wenn Sie mir jetzt sagen, dass Sie überhaupt nicht von der Presse sind, hätte ich ein Problem.

Block: (Interviewer lacht) Ich kann Sie beruhigen: Seit gestern lautet mein Pass auf Gerald Block - „Bodo Bach“ war mir auf die Dauer zu banal.
Mit Mario Barth haben Sie gemeinsam das Drehbuch zu Barths erstem Film “Männersache” geschrieben. Zudem spielen sie eine „zweite Hauptrolle“. Wie kam´s zu dieser Freundschaft?
Panzer: Ende der Neunziger Jahre arbeitete ich bei Radio „100’5 Das Hitradio“. Irgendwann hatte sich ein junger Mann namens Mario Barth im Sender beworben, der ein Praktikum machen wollte. Meine Aufgabe war es, ihn an die Hand zu nehmen und ins Geschäft der Radio-Comedy einzuweisen.

Block: Eigentlich hatten Sie sich bei Ihren Telefonaten immer im Griff. Einmal jedoch, als Sie einen Mitarbeiter von „Feuchtraumbeseitigung Muschi“ (Betonung auf „i“) am Hörer hatten, war´s um Sie geschehen – warum?
Panzer: Ja, ich war von der Situation so überrascht, dass ich einen echten Lachflash bekam. Nach der Nummer dachte ich, die ist nicht zu gebrauchen - von wegen. Als meine Kollegen die Nummer hörten, lagen sie flach, weil sie Paul Panzer so noch nie erlebt hatten.

Block: Einige Ihrer Telefonate erweckten den Eindruck, sie seien einstudiert oder verabredet. Ist da etwas dran?
Panzer: Nein. Die Gespräche waren wirklich echt. Viele sind sich des Produktionsprozesses einfach nicht bewusst. Ursprünglich dauerten die Telefonate oft zwanzig und mehr Minuten. Einer gewissen Dramaturgie folgend, schnitten wir das Beste auf eins bis drei Minuten zusammen.

Block: Irgendwann hatten Sie die Telefonmasche jedoch satt?
Panzer: Ja, vor drei Jahren verabschiedete ich mich vom Telefonhörer. Sicher waren einige traurig – aber ich dachte: Bevor man anfängt, richtig schlecht zu werden, sollte man besser aufhören. Es machte einfach keinen Spaß mehr! Ich musste mich entscheiden: Entweder stirbt Panzer oder ich finde eine neue Ebene. So ging´s auf die Bühne. Gott sei Dank sind meine Fans diesen Weg mitgegangen.

Block: Ähnlich wie bei der tragischen Figur des Dr. Jekyll/Mr. Hyde (von Robert Louis Stevenson) spricht man in Ihrem Lebenslauf davon, dass („Dr.“) Tappert noch lange nicht Ruhe findet, weil („Mr“). Panzer noch viel vor hat. Was können wir von den beiden noch alles erwarten?
Panzer: Sagen wir´s mal so: Dadurch, dass ich ein solcher Unruhegeist bin, werde ich mich erst mal wirklich auf die Livegeschichten konzentrieren. Wenn man meinen Tour-Plan sieht, weiß man, was die Uhr im Herbst geschlagen hat. Und weil es ein brandneues Programm ist, wird Panzer es spielen, spielen, spielen. In der Sommerpause nächstes Jahr kann es vielleicht sein, dass der andere von mir – dieser Dieter Tappert – sich noch mal vor ´ne Kamera stellt. Aber dett is (hört sich so barthhaftig Berlinerisch an) alles noch irgendwie in der Entwicklung.

Link zu Paul Panzer: http://www.paulpanzer.de/

© Interview: Gerald Block
© Foto: S-Promotion Event GmbH

Mit freundlicher Genehmigung von S-Promotion Event GmbH

Gerald Block
Freier Autor/Dipl.-Betriebsw.
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