Bipolare Störung und Patienten-Manipulation

Diagnose: Bipolare Störung. Was bedeutet das? Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de liefert Antworten.

Wir alle kennen Schwankungen der eigenen Gefühle. Die Stimmung ist gut, die Stimmung ist schlecht, es geht mal hoch und mal runter. Das ist normal. Aber es gibt auch Menschen mit extremen Emotionen. Man spricht bei diesen von bipolaren Störungen oder einer manisch-depressiven Erkrankung. Hier findet abwechselnd eine Mischung aus depressiver, bedrückter, manisch gehobener und normaler Stimmung statt. Ein geregeltes Leben ist kaum möglich. Im Vergleich zu Menschen ohne bipolare Störung besteht bei dieser Erkrankung ein zwanzigfach erhöhtes Suizidrisiko.

Bipolare Störung wird bisher unterdiagnostiziert

Sowohl in den USA als auch in Deutschland gilt die Störung als unterdiagnostiziert. Viele Patienten, bei denen die Diagnose „Depression“ lautet, leiden eigentlich schon an bipolarer Störung. Nur Fünfzig Prozent der von der Krankheit Betroffenen werden richtig diagnostiziert, so die Deutsche Gesellschaft für Bibolare Störungen. Die Folgen sind Unterversorgung und höhere Kosten. Mark Zimmermann und seine Kollegen aus einer psychiatrischen Klinik in Rhode Island, USA, haben sich diesem Thema angenommen und ein Projekt zur Verbesserung der Diagnosestellung psychiatrischer Störungen ins Leben gerufen.

So wurden 700 Patienten in den Jahren 2001 bis 2005 mit einem speziellen Diagnose-Interviewinstrument befragt. Zusätzlich musste ein weiterer Fragebogen ausgefüllt werden, um herauszufinden, ob die Diagnose bipolare Störung bei ihnen schon einmal diagnostiziert wurde.

Durch das strukturierte Interview wurde bei 90 von 700 Patienten eine bipolare Störung diagnostiziert. Bei 145 Patienten kam heraus, dass die Diagnose der Störung bei Ihnen bereits gestellt wurde. Das ist ein deutlicher Hinweis auf Überdiagnose. Jedoch erhielten 30 der oben genannten 90 Patienten die Diagnose „Bipolare Störung“ durch ihren Arzt nie. Das ist ein Zeichen für Unterdiagnose, hier sogar bei weniger als Fünfzig Prozent.

Kriterienkatalog in Sachen bipolare Störung fehlt

Um Unterdiagnose zu vermeiden, müssen spezielle Diagnose-Instrumente verwendet werden. Im Falle der Überdiagnose machten Zimmermann und seine Kollegen folgende Ursachen ausfindig: Zum einen bestehen seitens der Psychiater unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Diagnosekriterien. Ein einheitlicher Kriterienkatalog fehlt. Eine jedoch noch bedeutendere Ursache sehen sie in den Marketing-Aktionen der Pharmaindustrie. Patienten werden auf das Krankheitsbild hingewiesen und ihr Verdachtsbefund mit falsch-positivem Ergebnis wird von einigen Ärzten einfach übernommen. Der Einfluss der Pharmaindustrie durch Direktwerbung, beispielsweise für verschreibungspflichtige Medikamente, ist demzufolge nicht zu unterschätzen.

Mit den imedo-Gesundheitsnews finden Depressive Hilfe im Internet.

Betroffenen bietet die imedo-Gesundheitscommunity mit der bipolaren Selbsthilfegruppe die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen.