Die Prämie ist verpufft – Der Ruf nach intelligenten Service- und Mobilitätskonzepten bleibt ungehört

Berlin/Bonn, September 2009 - Die Abwrackprämie ist Geschichte, die Entwicklung des Automobilsektors scheint wenig rosig. „Experten rechnen nach dem Wegfall der staatlichen Anreize in Deutschland mit einem Rückgang der Pkw-Zulassungszahlen im nächsten Jahr um eine Million auf 2,8 Millionen Einheiten. Verbunden damit wird ein Wegfall von über 90.000 Arbeitsplätzen in der Industrie befürchtet.“ Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters http://de.reuters.com/article/companiesNews/idDEBEE58107D20090902. Auch Fachverbände beurteilen die Lage skeptisch. Eine nachhaltig positive Wirkung der Abwrackprämie macht man beispielsweise beim Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) http://www.bvfk.de nicht aus. „Die Milliarden werden Hersteller und Handel nicht aus dem Tal geholt haben“ stellt BVfK-Vorstand Ansgar Klein fest und befürchtet, dass über 70 Prozent der Fünf-Milliarden-Subvention verpuffen werden, da große Teile der subventionierten Käufe zu Lasten des Gebrauchtwagenhandels und zukünftiger Neuwagenabsätze gehen. Einer Umfrage unter den Verbandsmitgliedern hat unter anderem ergeben, das 75 Prozent derjenigen freien Händler, die vorwiegend mit Neuwagen handeln, für die nächsten zwölf Monate mit einem Umsatzrückgang rechnen. Bei den Händlern, deren Geschäft vorwiegend auf dem Gebrauchtwagensektor liegt, rechnen über 54 Prozent mit einem Rückgang. Der BVfK fordert nun Konzepte, die den Wandel der Automobilindustrie intelligent begleiten.

Für Uwe Röhrig, Inhaber der Berliner Automobilberatung International Car Concept (ICC) http://www.icconcept.de, sind diese ohnehin längst überfällig, auch angesichts der enormen Überkapazitäten am Automobilmarkt, die den Preis- und Wertverfall befördern. „Der Automarkt wird weiter einbrechen nach der Sonderkonjunktur durch die Abwrackprämie, denn der Staat kann die Fehlentwicklungen der Autoindustrie nicht finanzieren und damit auch keine Arbeitsplätze sichern“, ist Röhrig sicher. Gleichwohl vermisst er tatsächlich intelligente Service- oder Mobilitätskonzepte von Herstellern und Händlern, die die Bedürfnisse des Kunden in den Mittelpunkt stellen.

Seine Prognose für die bevorstehende Internationale Automobilausstellung (IAA) http://www.iaa.de in Frankfurt, die mit einem grünen Schwerpunkt Wege aus der Krise aufzeigen will, ist vor dem Hintergrund der Bundestagswahl entsprechend ernüchternd: „Es wird ein Laufsteg für Politiker, die sich die Klinke in die Hand geben, Kompetenzen vorgaukeln und sich mit haltlosen Versprechungen, die jeder nur zu gerne hört, übertrumpfen.“ Auch ein Aktionsplan der Bundesregierung, um die Entwicklung von Elektroautos zu forcieren, komme dem bemühten Tropfen auf den heißen Stein gleich und sei mehr Symbol als wirkungsvolles Programm. „Selbst wenn in Deutschland bis zum Jahr 2020 eine Millionen Elektroautos fahren, wie es der Aktionsplan vorgibt, ist dies angesichts von rund 44 Millionen Pkw im Bestand eine zu vernachlässigende Größe“, so die Einschätzung des früheren Vertriebschefs für Mercedes-Benz und Maybach. Nationale Alleingänge in der Entwicklung und Verbesserung elektrisch angetriebener Fahrzeuge hält er ohnehin für wenig zielführend. Auch dies könne nur im internationalen Rahmen Erfolg versprechend betrieben werden, und zwar von Herstellerseite.