Interview mit Bresofsky-Chmelir

Nach großer Mühe ist es uns gelungen über Verwandten eines Strafgefangenen aus der Justizanstalt Graz-Karlau in der Steiermark in Österreich an Juan Carlos Bresofsky-Chmelir heranzukommen und an ihn fragen zu stellen, die er uns über Vermittlung desselben Weges beantworten ließ.

„Bresofsky-Chmelir! Die brennendste Frage vieler Menschen, die die Berichte über Sie im Internet lesen, ist, ob wirklich alles wahr ist, was über Sie berichtet wird. Unter anderem natürlich auch über die Frau des hohen Landesregierungsbeamten, die Sie nach einem Gefängnisausbruch in einen Panikzustand kaperten, wie Sie in ihren Angaben und Memoiren schildern. Denn einerseits behaupten Sie, dass Sie in bestimmtem Anklagepunkte unschuldig sind. Dann wiederum, das Sie zwar Schuldig sind, das es aber nicht grausam war, wie das Gericht behauptet. Was sagen Sie zu diesen Menschen! Aufgrund der Umstände ersuchen wir Sie die wenigen fragen möglichst ausführlich zu beantworten“

„Ich begrüße zunächst die Menschen der freien Welt, die über meine Person lesen und die sich natürlich auch fragen stellen. Und danke allen, die mir helfen wollen. Aller erstens gebe ich zu Bedenken, das ich nach über 31. Jahre Haft nicht in der Situation bin mit den letzten Jahren meines Lebens Späßchen zu betreiben oder aus irgendwelchen Gründen auch immer Unwahrheiten zu behaupten und zu verbreiten, womit ich mir letztendlich selber schaden würde. Was ich schreibe und sage ist allen ernstes und u.a. mit behördlichen Protokolle belegbar und erkennbar. Deswegen habe ich auch die österr. Justiz und Öffentlichkeit des Öfteren aufgefordert, diese zu veröffentlichen. Da sie es bis jetzt nicht von selbst taten wird derzeit von Personen an die Digitalisierung der Kopien der Original-Gerichtsakten und Zeitungsartikeln gearbeitet, die dann im vollen Umfang im Internet gestellt werden. Diese haben allerdings mehreren hundert Seiten und so dauert es noch.
Sie können jedenfalls davon ausgehen, dass das bisher geschriebene den Tatsachen entspricht. Sei es meine Vorgeschichte in den staatlichen Erziehungsheime und Jugendgefängnisse, sei es der spektakulären Protestaktionen mitten aus dem Gefängnis heraus sowie betreff der behördlichen Willkürlichkeiten und fragwürdigen Gutachter im Zusammenhang der Verfahren wegen Entlassung aus der Haft. In dem Internetberichte wird aus den mehreren Schreiben, die ich aus dem Gefängnis rausschmuggeln ließ, richtig zitiert. Ich bin in Kenntnis darüber über meine Frau und anderen Vertrauenspersonen, gelegentlich auch über Gefängnisaufseher, die im Dienstzimmer per Computer im Internet herum surfen.
Das zitieren meiner Ausführungen über die Gattin des hohen Politbeamten stimmen ebenfalls. Diese Geschichte möchte ich so beschreiben: „Ein Gefängnisausbrecher kapert eine hohe Dame der Gesellschaft, verführt sie und schickt sie anschließend zur Polizei mit einer falschen Selbstanzeige, um sie zu schützen, gleichzeitig auch mit einer politischen Manifestation gegen die Staatsjustiz wegen deren Nazi-Praktiken in den Gefängnisse.“
Genauso war es und ich erkläre gleich auch, warum ich ausgepackt habe und warum sich aus diesem Fall scheinbare und zwangsweise Widersprüche ergeben.
Den unendlich langen innerlichen Druck des Schweigens habe ich nachgegeben, nachdem ich konkret feststellte, welche Absicht die Justiz mit meiner Person in Wirklichkeit verfolgte. Nämlich sterben lassen im Gefängnis, und zwar aus Vergeltung und der Vertuschung wegen. Das hat mich nach langer Zeit wieder so richtig zornig und verzweifelt gemacht und aus dieser Verzweiflung und aus diesem Zorn heraus habe ich ausgepackt. Zudem wollte ich damit auch dokumentieren, warum ich im Gefängnis sterben sollte und warum die Vollzugsbehörden zu diesem Zweck selbst die Sachverständigen Gutachter instrumentalisierten.
Ich fühlte mich total verarscht. Zunächst schluckte ich eine drakonische Haftstrafe für etwas, was ich nicht gemacht habe und was ich nur auf mich nahm, um die Frau nicht bloßzustellen. Dann sollte ich dafür auch noch im Gefängnis sterben. Ich sage es ehrlich heraus, bei mir ist der Kragen geplatzt. Man kann es auch so erklären, das ich mich psychisch so unter Druck gesetzt fühlte, daraus ein Verzweiflungsschrei wurde. Die Wahrheit auszupacken hat mich zunächst innerlich unglaublich erleichtert, danach jedoch war und bin ich noch heute voller Selbstvorwürfe wegen meiner charakterlichen Schwäche gegenüber der Frau.
Meine Widersprüche zur Sache sind u.a. auch so zu erklären: Das gegenständliche Urteil ist Rechtskräftig. Wiederaufnahmeanträge habe ich auf Drängen und Bitten der Frau wieder zurückgezogen, was auch andere Personen bestätigen können. Als die Gutachter zu mir kamen zwecks Begutachtung wegen frühzeitiger Entlassung, so konnte ich ihnen nicht sagen, das ich da und dort in Wirklichkeit völlig unschuldig sei, sonst gehen die Gutachter davon aus, das ich keine Einsicht und Reue zeige mit negative Folgen im Gutachten, denn das gegenständliche Urteil ist ja Rechtskräftig. Um überhaupt die Chance einer Entlassung zu wahren, fühlte ich mich in dieser Sache in einer Zwickmühle und gezwungen, mich zumindest teilweise schuldig zu bekennen. Es ist quasi ein Teufelskreis und das Ganze sowohl für die Frau als auch für mich eine Tragödie. Und für die Staatsjustiz eine Staatsaffäre, die es mit allen Mittel zu vertuschen versuchen muss, da sie diese Strafsache auch dazu missbrauchte, um meine Person wegen der justizpolitischen Agitation künstlich abzutöten. Nicht ich, sondern die Justiz trieb die Sache auf die Spitze und in die Eskalation. Die haben die Sache und meine Person gewaltigste unterschätzt und das Land am Rande einer Staatstragödie gebracht, denn die moralischen und (Justiz-)politischen Folgen sind nicht auszudenken, wenn die Wahrheit der breiten Öffentlichkeit bekannt wird.“

„Haben Sie tatsächlich Kontakt mit der Frau, wie berichtet wird? Weist Sie, dass Sie das Geständnis widerrufen haben und was sagt Sie dazu? Wird sie es auch öffentlich bekennen?“

„Ja, ich habe mit ihr zwischen 2007 und Anfang 2009 wiederholte male telefonisch gesprochen, was auch einige anderen Personen bestätigen können. Ob sie es weist, das ich mittlerweile ausgepackt habe, das weis ich nicht. Mein falsches Geständnis habe ich übrigens schon 1990 widerrufen und Beweisanträge gestellt wider die Vorwürfe der „besonderen“ Qualen etc., aber das Gericht ignorierte alles. Ich könnte sie zwar anrufen, aber wie sollte ich ihr den Bruch meiner Schweigeschwur und Schwäche erklären! Ich fühle mich ihr gegenüber jetzt erst recht so schuldig und so niederträchtig, so dass ich ihr nie mehr in die Augen sehen könnte, wenngleich sie mir wie eine Göttin vor Augen schwebt. Ob sie die Tragödie öffentlich bekennt, ist für mich nicht vorstellbar, denn sie kennt die Tragweite und Folgen daraus. Wir haben darüber schon damals 1989 während die zwei Tage gesprochen, die sie mit mir unterwegs war. Sie braucht es auch nicht öffentlich zu bekennen, denn die Beweise liegen in den Gerichtsakten vor. Sie brauchen nur die Protokolle genau durchzulesen sowie die Umstände des Prozesses, und das sagt Ihnen alles.“

„Meinen Sie nicht, dass Sie bei der Justiz jetzt erst recht jede Chance auf Entlassung verwirkt haben? Und wie erklären Sie es, das die österreichischen Medien dazu Schweigen, sozusagen das sie eine Politik des Totschweigens verfolgen!“

„Nein, im Gegenteil. Ihre Politik war es ohnehin meine Person im Gefängnis sterben zu lassen, halt nur leise und streng verschwiegen. Das Schweigen der österr. Großblätter-Medien liegt einerseits daran, dass kein Journalist zu mir darf. Andererseits wird von Seiten der Justiz gegen Berichterstattung bezüglich meiner Person sehr stark interveniert. Jetzt ist die Problematik um meine Person aber durchaus in die Öffentlichkeit durchdrungen, auch wenn sie sich dazu weiterhin Taub stellt, was sie übrigens erst recht verdächtigt macht. Die meisten Herausgeber und Journalisten wissen sehr wohl bescheid, wenn auch da und dort nicht ganz in Detail. Jetzt liegt die Entscheidung und Verantwortung nicht nur mehr bei der Justiz. Jetzt ist es auch eine Frage der Ethik der Öffentlichkeit und des Landes geworden. Dass sie die Tragödie im Zusammenhang der Frau nicht in der Gegenwart in der breiten Öffentlichkeit tragen will, kann ich sehr gut verstehen und ich stimme dem auch zu. Meine Person aber der Verleugnung und Vertuschung wegen im Gefängnis sterben zu lassen und dabei die Augen zuzudrücken, macht sie dann ebenso schuldig und aus meiner Person ein Märtyrer. Übrigens: Es gibt doch ein Herausgeber, der sich in dem letzten Monate traute über meine Geschichte jeweils eine ganze Seite zu berichten, nämlich die Wiener Wochenzeitung „Die Furche“. Allerdings nur, weil ich den Kontakt zu den Journalisten streng Geheim hielt, so dass die Justizbehörden überrascht wurden.“
(Anmerkung: http://www.diefurche.at Ausgabe-Nr. 44, Seite 6 des letzten Jahres und Ausgabe-Nr. 31, Seite 2 dieses Jahres. Anfragen können Sie auch an Herrn Journalisten Mag. Wolfgang Machreich stellen, wolfgang.machreich@diefurche.at tel. 0650 89 01 777. Man kann dort die Ausgaben nachbestellen oder nach Registrierung im Archiv nachschlagen. Das Thema Bresofsky-Chmelir wird in den ganzseitigen Artikel ausführlich behandelt und belegen in wesentlichen auch die Richtigkeit der Berichte im Internet, ausgenommen der Fall mit der Gattin des Politbeamten, auf die lediglich über seine Frau andeutungsweise hingewiesen wird. Da es über 1MB hat, konnte ich es leider nicht als Anhang einfügen.)

„Laut Informationen, die wir haben, werden Sie von Seiten der Justizwache u.a. mit bösen Sprüchen schikaniert. Stimmt es? Und haben Sie bedenken um ihre Sicherheit und Leben im Gefängnis. “

„Nein, nicht alle Justizbeamten. Vereinzelte davon versuchen es wohl, aber sie prahlen bei mir ab. Ich habe Jahrelange Isolationshaft gut überlebt. Einige böse Sprüche und Hänseleien können mir nichts anhaben. Sie können beruhigt sein. Es ist mehr der Frust manchen Aufseher, weil durch die Internet-Berichte die Mauer des Schweigens durchbrochen wurde. Das tut der Justiz bis obenauf sehr weh, das ist klar. Denn immer wieder fragen sie mir, ob ich wüsste, welche Personen es sind, die im Internet über mich Schreiben. Meine Antwort ist kurz und bündig: „Ich bin kein Auskunftsbüro“ oder „Haben Sie mit der Wahrheit Probleme!“ Ihre trotzige Antworten lauten zumeist „Na ja, was im Internet geschrieben steht, ist sowieso ein Blödsinn und alles gelogen.“ Gleichzeitig sitzen sie aber oft über die ganzen Dienststunden beim Computer und surfen herum. Das hat auch seine Komik, dass sie nur in Blödsinn herumwühle, so dass ich oft darüber lachen muss, wenn ich sie wie besessen beim Computer sitzen sehe. Nein, ich habe keinen Grund mich um meine Sicherheit und um mein Leben hinter Gittern zu sorgen. Ich führe mich ordentlich auf und verrichte meine Arbeit zufriedenstellend und achte sehr darauf, keine Angriffsfläche zu bieten. Im Gegenteil, ich trage sehr oft mit Gespräche, mit Witz und Humor zu einen normalen und lockeren Verhältnis zu den Beamten aktiv bei. Das mich viele davon nichtsdestotrotz lieber in einen Sarg sehen würden, ist mir im laufe der Jahre auch schon oft gesagt worden, aber das ist einmal in Österreich der Umgangsart der Justizwache mit den Häftlingen und betrifft also nicht nur meine Person. Es kann wohl aber unter irgendwelche Vorwände passieren, dass ich mitunter auch vor Mithäftlingen und meiner Frau hermetisch isoliert werde, damit ich mich zur Außenwelt hin nicht mehr äußern kann. Denn, wie Sie sehen, reichen die bisherigen Mittel nicht aus. Ich denke zwar nicht, denn Rechtsanwälte können sie den Besuch nicht verwehren, aber wer weis, was sie sich alles ausdenken.

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