Die „Schweine-Grippe“ - harmlos für die meisten, lukrativ für wenige

Im Eilverfahren werden demnächst in der EU neue Impfstoffe zugelassen, die die Infektion mit dem „Schweinegrippe“-Virus H1N1 verhindern sollen. Ohne vorherige klinische Prüfung sollen diese Impfstoffe dann an Millionen von Menschen in Europa verimpft werden.

Die Risiken sind den Zulassungsbehörden offensichtlich bewusst. In einem der Zulassungsbescheide der europäischen Arzneimittelbehörde heißt es, "dass es nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand keine umfassende Auskunft über die Wirksamkeit und Sicherheit des Arzneimittels bei normaler Anwendung geben kann". Die Latte wird hier fahrlässig niedrig gelegt und dies angesichts des in allen betroffenen EU-Ländern bislang fast ausnahmslos milden Verlaufes der Erkrankung (die meisten Patienten sind gesund, bevor die Diagnose „H1N1“ gesichert ist).

Nachdem die WHO im Mai diesen Jahres für die H1N1-Influenza eigens die Pandemie-Definition angepasst hatte (um H1N1 zur Pandemie erklären zu können wurde die bis dahin dafür notwendige Gefährlichkeit der Infektion gestrichen) spielen nationale und internationale Behörden somit den betroffenen Pharmakonzernen in die Hände, obwohl in den vergangenen Jahren unabhängige Experten die wissenschaftliche Grundlage von Grippeschutzimpfungen und antiviralen Medikamenten gegen die Grippe zunehmend in Frage stellen: Vor allem der Influenza-Experte Tom Jefferson vom renommierten und unabhängigen Cochrane Institut hatte mehrfach vernichtende Urteile sowohl über die Grippeimpfung als auch über Grippemedikamente gefällt: Keine der Maßnahmen sei in seiner Wirkung gesichert, ein positiver Einfluss auf die Sterblichkeit der Patienten sei nicht nachzuweisen. Die Gewinne seien aber riesig, und so sei der Druck der Industrie gerade in diesem Bereich immens. Laut Jefferson werde die Gefahr der Schweinegrippe völlig überschätzt, es werde aber bewusst Panik geschürt, denn damit lasse sich viel Geld verdienen. Tatsächlich konnten Roche, GlaxoSmithKline und Baxter als die betroffenen Pharmafirmen in den letzten Wochen große Gewinne an den Börsen verbuchen.

Auch beim Grippemittel Tamiflu® verfährt die europäische Zulassungsbehörde ungewöhnlich großzügig: Sie verlängerte vor kurzem dessen Haltbarkeit von fünf auf sieben Jahre und erweiterte die Zulassung im Pandemiefall auf Säuglinge, Schwangere und Stillende, obwohl dieses Medikament in jüngster Vergangenheit sowohl wegen fraglicher Effektivität als auch wegen möglicher Nebenwirkungen Schlagzeilen machte und macht: erst vor kurzem warnte die jetzt so generöse europäische Zulassungsbehörde noch vor den Risiken von Tamiflu®: Vor allem bei Kindern und Jugendlichen könnten Fälle von Verwirrtheit, Halluzinationen und Delirium auftreten. In Japan begingen mehrere Jugendliche nach der Einnahme von Tamiflu® von Selbstmord, und in über dreißig Fällen gab es Todesfälle durch Atemlähmung. Bei massenhafter Anwendung an Gesunden gewinnen weitere Nebenwirkungen an Bedeutung, etwa Leber- und Nierenschäden oder die mögliche Auslösung von Tumoren oder embryonalen Missbildungen.

Der Verein Ärzte für individuelle Impfentscheidung e.V. warnt vor den Risiken sowohl der Impfung als auch der Behandlung mit Tamiflu®. In den USA hatte 1976 ein ebenfalls überstürzt zugelassener Impfstoff gegen ein „Schweinegrippe“-Virus bei Hunderten von Patienten zu Lähmungserscheinungen geführt. Neben neurologischen Komplikationen kann die Grippeimpfung allergische Reaktionen auslösen, den Verlauf von Asthma verschlechtern, die allgemeine Krankheitsanfälligkeit steigern und die Entstehung von Autoimmunerkrankungen begünstigen.
Angesichts des bisherigen, im wesentlichen harmlosen Verlaufes der Erkrankung gibt es nach unserer Überzeugung keinerlei Rechtfertigung für die Anwendung mangelhaft erprobter oder mit der Gefahr ernster medizinischer Nebenwirkungen behafteter Medikamente wie der H1N1-Impfung oder Tamiflu®.

Tom Jefferson empfiehlt als Maßnahme zur Verhinderung einer Grippeerkrankung, sich öfters die Hände zu waschen - dies sei billig und in seiner Wirksamkeit belegt. Nebenwirkungen sind bei dieser Prophylaxe kaum zu erwarten.


Über Ärzte für individuelle Impfentscheidung e.V.