Michael Jackson: Antisemitismus-Vorwürfe gegen den toten Superstar

Eigentlich dürfte die Nachricht niemanden wirklich überrascht haben, als zuerst amerikanische, dann die Medien weltweit am 25. Juni spätnachts vom Tod des Musikers Michael Jackson berichteten. Dass der 50-Jährige körperlich und vor allem seelisch schwerkrank war, konnte man ihm ansehen. Unzählige Operationen nahm er in Kauf, bis er sich äußerlich in einen völlig neuen Menschen verwandelt hatte. Jackson war 1958 als achtes von zehn Kindern schwarzer Eltern in Gary (Indiana) geboren worden. Dass seine Haut zunehmend weißer wurde, sei, so erklärte er, nicht das Ergebnis medizinischer Eingriffe, sondern auf eine Hautkrankheit zurückzuführen.

Jacksons Vater Joseph förderte schon früh das musikalische Talent seiner Kinder. In den sechziger Jahren formierte er die Musikgruppe „Jackson Five“, in der fünf seiner Sprösslinge erste Schritte auf der Karriereleiter wagten. Den Geschwistern waren Welterfolge beschieden. Seinen Bekanntheitsgrad konnte Jackson dann für die Laufbahn als Solokünstler nutzen. Er schrieb und interpretierte mehrere Titel, die auf der ganzen Welt die Hitparaden stürmten. Sein Album „Thriller“, das er Anfang der achtziger Jahre eingesungen hatte, wurde mit 109 Millionen verkauften Exemplaren die erfolgreichste Platte aller Zeiten.

KINDESMISSBRAUCH UND PROZESSE

Auf dem Höhepunkt seines Ruhms vermehrten sich die Skandale um seine Person. 1993 galt Jackson als schwer medikamentenabhängig, ernsthaft erkrankt, von Realitätsverlust und Größenwahn war die Rede, und das erste Mal wurde er öffentlich in Zusammenhang mit Kindesmissbrauch gebracht. Aus einem Verfahren kaufte er sich heraus. Dem einzigen Belastungszeugen, einem 14-jährigen Jungen, der auf Jacksons so genannter „Neverland-Ranch“ zu Gast gewesen war und nun Anschuldigungen erhob, zahlte er in einer außergerichtlichen Einigung 20 Millionen Dollar, seine Eltern erhielten 1,5 Millionen Dollar. Ohne die Aussagen des Jungen musste die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen einstellen. Mehr als zehn Jahre später befanden Jacksons Anwälte die astronomisch hohen Zahlungen als Fehler, der Jacksons Glaubwürdigkeit deutlich geschadet hatte. Der Musiker hätte lieber vor Gericht für den Beweis seiner Unschuld kämpfen sollen.

2003 stand Jackson erneut unter dem Verdacht des Kindesmissbrauchs. Der Prozess fand unter großem Interesse der Öffentlichkeit statt, wozu nicht zuletzt Jacksons skurrile Auftritte an den Verhandlungstagen geführt hatten. Die Jury sprach ihn allerdings in allen zehn Anklagepunkten frei.

Einen weiteren Skandal provozierte er, als 2005 Tonbandaufnahmen aus der Zeit der Gerichtsverhandlungen auftauchten, auf denen er sich antisemitisch äußerte. Er bezeichnete Juden als „Blutsauger“ und sprach davon, dass „die Juden gezielt ein Komplott“ gegen ihn initiiert hätten. Die Anti-Diffamierungsliga (ADL) forderte Jackson auf, sich von seinen Aussagen zu distanzieren und sich für den „verletzenden und hassgetränkten“ Inhalt zu entschuldigen. Der ADL-Vorsitzende Abraham Foxman sagte, Jackson würde für seine Fehler jedes Mal „die Juden“ verantwortlich machen. „Es ist traurig, dass Jackson mit den klassischen Vorurteilen über Juden infiziert ist, sie seien allmächtig, geldgierig und manipulativ.“

Der Tod Michael Jacksons und immer wieder neue Enthüllungen über sein Leben und Sterben, von den Medien unendlich aufgebauscht, werden wohl noch weitere Wochen die Schlagzeilen beherrschen. Erst einmal sind Wirtschaftskrise, Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, außenpolitische Schwierigkeiten, die toten Bundeswehrsoldaten in Afghanistan vergessen, solange Deutschland, wo Jackson viele Anhänger hatte, über den verstorbenen Musiker spricht.


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