Italienische Momente - Alberto Colucci

Interview mit dem Gesangsstar Alberto Colucci

Eigentlich steht in seinem Pass „Bartolomeo“, aber man kennt den Vocalkünstler besser als Alberto Colucci, der vor fast 35 Jahren vom apulischen Bari nach Darmstadt kam, wo er zeitweise als Koch mediterrane Gerichte zubereitete.

In den 80ern schaffte er in Deutschland den Durchbruch, indem er Hits wie „Vita Mia“ oder „Stella“ in den Charts platzierte.
Mit Pop-Diva Jennifer Rush tourte er durch Diskotheken, von CBS (Michael Stark) bekam er mehrere Single-Verträge, und Ralph Siegel ermöglichte dem Kreativgespann Alberto Colucci & Felice Pedullá, Songs für Nicole und die Gruppe Chico Chico zu schreiben.

Als Eventgastronom machte sich Colucci überdies einen Namen. In seinem Reinheimer Ristorante „La Musica“ servierte er als Spezialität des Hauses seinen Besuchern und so namhaften Gästen wie Götz George (Schimanski), Dunja Rajter und dem Fußballstar Bruno Labbadia italienische Weisen und unzählige „Momenti Italiani“.

Block: Alberto, erinnerst du dich an deinen ersten Bühnenauftritt?
Colucci: Selbstverständlich. 1968 auf einer in meinem Heimatdorf ausgerichteten Hochzeitsfeier wurde ich gefragt, ob ich den Mut hätte, auf die Bühne zu gehen, um einen Song zu singen ... Nachdem ich „It's Five O Clock“ von „Aphrodite's Child“ intoniert hatte, waren die Musiker um mich herum so angetan, dass sie mir spontan einen Platz in ihrer Band anboten - ich war gerade mal 14 Jahre jung.

Block: Warum wurdest ausgerechnet du angesprochen?
Colucci: Weil man mich als den „musikverliebten“ jungen Bartolomeo Colucci kannte, der bei der harten Arbeit auf den Gemüsefeldern unentwegt sang.

Block: Woher hast du dein Talent?
Colucci: Von meiner Mutter – sie sang wunderbar. Ich erinnere mich, dass sie auf Busreisen, die sie organisiert hatte, mit ihrem Gesang die Mitreisenden begeisterte ... Vielleicht habe ich das später unbewusst in meinem Restaurant übernommen.

Block: In deinem Heimatdorf „Canosa di Puglia“ lerntest du Bass und Gitarre, weil du als Singer-Songwriter dein Geld verdienen wolltest. Dennoch zog es dich 1974 nach Deutschland. Warum?
Colucci: In Italien konnte ich einfach nicht von der Musik leben. Irgendwann hörte ich, dass die Deutschen italienische Musik lieben.
Mir gefiel „Franco forte“ - weil es so italienisch klang. So kam ich schließlich mit 50.000 Lire im Gepäck, die mir mein Vater gegeben hatte, an einem grauen Septembermorgen mit dem Nachtzug Bari – Frankfurt in die Region.

Block: In Deutschland bist du bekannt. Wie sieht es in deiner Heimat aus? Konntest du dort musikalisch landen?
Colucci: Nein, weil man vom Ausland schwer an die italienischen Plattenbosse herankommt. Ich hatte zwar Sony-Music (früher CBS) auf meiner Seite, dennoch keine Chance, in Italien zu punkten.

Block: Deine Musik lässt sich in drei Worte fassen: „Temperament, Feuer und Leidenschaft“. Sind das die Pfeiler deines Erfolges?
Colucci: Ja! Von klein auf wusste ich, dass Musik ein emotionaler Fächer ist, den man stets zur Geltung kommen lassen muss.

Block: Neben der Musik hast du 15 Jahre deine Gäste im „La Musica“ kulinarisch und musikalisch verwöhnt. Warum gibt es dieses Konzept nicht mehr?
Colucci: Ich wollte mich wieder meiner eigenen Musik widmen, daher schrieb ich Ende der 90er Jahre für „Lavazza“ in Kooperation mit Sony-Music die Hymne „Momenti Italiani“, die der Kaffeeröster sehr erfolgreich in einem Werbefeldzug einsetzte.

Block: „Tor! Lilien vor!“ – auch einer deiner Songs wurde ein Stadion-Hit. Wie kam´s zu diesem Erfolg?
Colucci: Dieses Stück entstand 1985. Wobei ich es Sony-Music für die WM-Mexico 1986 als „Go, go, go, to Mexico“ angeboten hatte. Leider ohne Erfolg, daher widmete ich es 1988 dem SV Darmstadt 98. Beim Recording sangen meine Freunde Labaddia, Sanchez und Trares mit im Chor ... Als ich Ende der 90er Jahre „La copa de la vida“ (Sony-Music) von Ricky Martin hörte, dachte ich: Wie kommt eigentlich mein „Go, go, go, to Mexico“ in die Charts?

Block: Mit Felice Pedullá hast du für Nicole und Chico Chico Songs geschrieben. Wie seid ihr an die Produzenten Ralph Siegel und Robert Jung herangekommen? Und ist dir Nicole mal begegnet?
Colucci: Ja, ich lernte Nicole ganz kurz kennen – von uns gibt es sogar ein Foto ... Ende der 80er schickten wir CBS Demosongs, die ich mit Felice eingespielt hatte. Eine Woche später meldete sich Siegel per Telefon ... So kam es schließlich zu „Samba del a Noche“ für Chico Chico und „Ti amo Luisa“ bzw. „Wirst du auf mich warten?“ für Nicole.

Block: In welchen Projekten steckst du momentan?
Colucci: Zurzeit produziere ich mit „Infomusic“ Daniel Munoz, der vor 3 Jahren bei „Deutschland sucht den Superstar“ dabei war. Ich habe überhaupt große Lust, junge Menschen zu featuren. Daher suche ich immer Talente mit außergewöhnlich guten Stimmen ... Des Weiteren werde ich mit Michael Stark, dem ehemaligen Manager von Jennifer Rush, ein paar gute Italo-Klassiker als Swing-Nummern veröffentlichen. Außerdem kann man mich natürlich jederzeit zu Veranstaltungen buchen.

Block: Neben deinen eigenen Songs singst du Hits von Adriano Celentano, Eros Ramazzotti, Umberto Tozzi, Ricchi e Poveri, Al Bano Carrisi, Carlo Valentino, Claudio Villa, Domenico Modugno, Drupi, Toni Esposito, Toto Cutugno, Rocco Granata, und Zucchero. Wer liegt dir denn am meisten?
Colucci: Eigentlich bevorzuge ich Tozzi, Zucchero und Ramazzotti, aber am liebsten bringe ich meine eigenen Sachen, weil sie das gleiche Potential besitzen, wie die der oben genannten Interpreten.

Block: Anlässlich der finanziellen Rettungsaktion des SV Darmstadt 98 warst du im vergangenen Jahr in der Centralstation und in 10 weiteren Lokalen Darmstadts zu hören. Fühltest du dich als „Wahl-Darmstädter“ dazu verpflichtet?
Colucci: Ja, natürlich. Man hat mich angesprochen, und ich war sofort dabei. Auch aus dem Grund, weil ich in all den Jahren viel Schönes mit dem SV Darmstadt 98 erlebte.

Block: Du engagierst dich für soziale Zwecke. So beispielsweise mit der Darmstädter Agentur ‚staudtevents‘ für „Die Clown Doktoren“, die schwerkranke Kinder fröhlich stimmen wollen. Wie wichtig ist das für dich?
Colucci: Der Herr hat mir zwei gesunde Kinder gegeben, da ist es doch geradezu meine Pflicht, kranken Kindern zu helfen. Wo immer ich kann, tue ich das, denn gerade wir Künstler müssen uns sozial engagieren – das sind wir unserem Publikum schuldig, und das ist ein Teil unserer Verantwortung.

© Fotos: Mit Genehmigung von Alberto Colucci
© Interview: Gerald Block

Gerald Block
Freier Autor/Dipl.-Betriebsw.
64295 Darmstadt
Tel: 0171-17 55 705
gerald.block@gmx.de

Mehr Informationen zu Alberto Colucci unter: http://www.alberto-colucci.de

Nächster Auftritt von Alberto Colucci:

6. Juni 2009, 18 Uhr auf dem Reinheimer Markt (Hesssen)

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Alberto Colucci Autogramm107.64 KB
Alberto Colucci Poster (c) Günther Hamich125.46 KB