Die Krise und die Kreativen

Was anfangs nur ein leichtes Grummeln war, entpuppte sich im Mai als ein Erdbeben: Massenweise werden Werbebudgets herunter gefahren. Was tun also in der Krise? Tief durchatmen. Und neue Ideen entwickeln. Im besten Fall wird die Krise sogar zur Chance: denn wirtschaftliche Notwendigkeit schafft manchmal ganz neue Geschäftsmodelle.

„Immer dann, wenn große Krisen starke Umbrüche erfordert haben, ist neue Kreativität entstanden. Und ich bin sicher, dass es diesmal wieder so sein wird“, sagt Stefanie Hanssen, Chefin von gronewald werbung + pr mit Büros in Berlin und Essen. Stefanie Hanssen, deren Agentur Kunden wie Hollands Urlaubs-Riesen Roompot und die Radisson-Gruppe betreut, arbeitet mit ihren Teams an „neuen Wegen zum Kunden“: Kooperationen-Marketing ist das Stichwort der Stunde.

Worum es dabei geht? „Interessant ist doch, dass sich viele Unternehmen in Zeiten der Wirtschaftskrise wichtige Fragen stellen müssten: ‚Wie lassen sich Markenführung und Verkauf besser zusammenführen? Wer passt zu uns, welche Marken stärken wir mit unserem Angebot, welche Synergien ergeben sich durch gemeinschaftliche Aktionen?’“

In Deutschland ist der Markt für Kooperationen reif, findet die 40jährige. Originelle Lösungen mit neuen Wegen zum Kunden sind gefragt. So hat man beispielsweise für den niederländischen Tourismus-Anbieter Roompot starke Partner aus unterschiedlichen Industriezweigen gefunden. Durch gemeinsame Werbeauftritte nutzen nun alle Partner die Kaufkraft von jährlich mehr als 20 Millionen Kunden – bei deutlich reduzierten Mediakosten.

„Wir haben als Antwort auf die Krise neue Ideen und Strategien entwickelt und parallel ein neues ‚tool’ kreiert: den Bereich des Kooperationen-Marketing“, erklärt Stefanie Hanssen.

Schließlich gehe es in Zeiten der Krise darum, Geld bewusster einzusetzen. „Zusätzlich präsentieren wir unsere Kunden in großen ‚Communities’. Unsere Idee ist, potente Partner zueinander zu bringen.“ Mehr als zwei Millionen Mitarbeiter von starken Partner-Firmen, Vereinen und Verbänden hat die Agentur seit Frühjahr 2009 in ihrem Portfolio. Für die Kunden bedeutet das, auch ohne großes Media-Budget viele Kontakte zu machen.

Vielleicht ist die Krise in der Werbung ja auch eine Krise tradierter Werbeformen. Neue Ideen kommen oft aus der Wirklichkeit, aus dem täglichen Er(Leben) – und nicht aus Werbehandbüchern. Stefanie Hanssens Kunden sind schon jetzt begeistert, welches Potential in Kooperationen und der zielgerichteten Nutzung von Communities steckt: „Sie sind überrascht von der Qualität unserer Verbindungen. Endlich wird der Werbeetat nicht mehr im Gießkannen-Prinzip verteilt, sondern kommt punktgenau da an, wo er effizient ist!“

Stefanie Hanssen wurde 1968 im Ruhrgebiet geboren, hat Betriebswirtschaft studiert und mehrere Jahre als Redakteurin gearbeitet. Seit 1998 ist sie Inhaberin der Agentur gronewald werbung + pr, die ihre Schwerpunkte in den Segmenten Hotellerie und Stadtmarketing hat. Seit 2004 lebt und arbeitet sie in Berlin.