Nein zu Totalitarismus!

Eingriffe in die Rede- und Wissenschaftsfreiheit können jeden treffen – auch die evangelische Kirche.

Totalitarismus hat sich zu einem Markenzeichen unserer angeblich so offenen „westlichen Wertegemeinschaft“ entwickelt. Was doch aus dem (angeblichen) Kampf der 68er gegen Vorurteile, für Gleichstellung und gegen Diskriminierung geworden ist!

Wer von den 68ern erzogen worden ist, musste „Rappelkiste“ sehen, Max von der Grün lesen, namentlich die „Vorstadtkrokodile“, an der richtigen Stelle betroffen sein und von der Grünen Wolke träumen. „Unten am Fluss“ kämpften Hasen gegen die Industrialisierung und alles Böse, das man sich nur denken kann. Freilich konnte man schon damals den totalitären Charakter erahnen, wenn der junge Lehrer aus dem Seminar in Shorts und Jesuslatschen in die Schulklasse kam und impertinent darauf bestand, dass man ihn duze.

FLORIANSPRINZIP FUNKTIONIERT NICHT MEHR

Totalitarismus der 68er heißt nicht nur, dass man das Fremde akzeptieren und gleichstellen soll, sondern dass das Fremde uns erst wirklich zu Menschen mache. Wer das Fremde als Fremdes eingrenzen will zugunsten des Erhalts der eigenen Identität, gilt als verdächtig und faschistisch. Er genießt nicht mehr die Grundrechte, nach denen niemand wegen seiner Weltanschauung benachteiligt werden darf. Auch Presse- und Versammlungsfreiheit sind aufgehoben in einer Gesellschaft, die totalitäre Parolen wie „Keinen Fußbreit den Faschisten!“ ausgibt. Wer Faschist ist, bestimmen natürlich diejenigen, die am Drücker sind.

Das Problem einer alles erdrückenden politischen Korrektheit hat bisher nicht wirklich viele Gemüter erhitzt, weil der bisherige Adressat, die Rechte, gut als Prügelknabe herhalten konnte. Frei nach dem Sankt-Florian-Prinzip („Verschon mein Haus, zünd andere an“) freute sich bisher jede Gesellschaftsgruppe, die nicht von den Allmachtsfantasien der 68er-Blockwarte behelligt wurde.

Aber wie das so ist: Größenwahnsinnige und Erpresser, beide sind aus dem gleichen Holz geschnitzt, hören nicht auf, wenn sie denn einmal angefangen haben und vor allem, wenn sie Erfolg hatten. Das musste jetzt eine Organisation feststellen, die gut und gern nach rechts mit dem Finger gezeigt hätte, wenn es von anderer Stelle geheißen hätte, hier befänden sich Extremisten oder Rassisten, die die Lehre der Gleichheit verletzen würden. Nun ist es selbst dran, das „Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft“ (DIJG). Dabei handelt es sich um das Studien- und Forschungszentrum der zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehörigen „Offensive Junger Christen“. Und dieses DIJG hat es gewagt, eine homosexuelle Neigung als „therapierbar“ zu bezeichnen.

„KONGRESS VERHINDERN!”

Weil Politiker wie der Grüne Volker Beck pawlowsche Reflexe zeigen, wenn es um die Einhaltung der 68er-Tugendgesetze geht, hat Beck sofort gebellt: Was therapierbar ist, muss krank sein, was krank ist, ist nicht normal.

Das geht natürlich gar nicht. So liefen gleich die Mechanismen an, wie sie in jeder totalitären Gesellschaft konstituierend sind. Wer gegen die herrschende Lehre verstößt, wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt – heute natürlich nur rauchlos. Schwulenverbände liefen Sturm gegen die christliche DIJG. Die Dissidenten müssten als Wissenschaftler geächtet und ihre Vorträge auf dem 6. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge in Marburg abgesetzt werden. „Bündnis90/Die Grünen“ forderte Amtsträger von Politik und Wissenschaft gar auf, den am 20. Mai beginnenden Marburger Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge zu verhindern, falls nicht die Vorträge der zum DIJG gehörenden Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin Dr. Christl Vonholdt („Weibliche Identitätsentwicklung und mögliche Probleme“) und von Diplom-Sozialarbeiter Markus Hoffmann von der Lebensberatungsorganisation „wuestenstrom“ abgesetzt werden. Das Ganze verbunden mit der aus anderem Zusammenhang bekannten Drohung: „BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Hessen kündigen ihren entschiedenen Widerstand für den Fall an, dass der Kongress wie angekündigt einschließlich dieser Angebote in Marburg stattfindet.“

Das DIJG wies diese Forderungen „mit aller Entschiedenheit als repressiven Eingriff in die Rede- und Wissenschaftsfreiheit“ zurück. Und es meldeten sich jetzt 370 Persönlichkeiten aus dem deutschsprachigen Raum mit einer Erklärung „gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände“ zu Wort.

Das wäre an sich ermutigend, wenn man glauben könnte, dass die Unterzeichner die Tendenz erkennen würden, gegen die sie sich wenden. Denn es geht eben nicht nur um die Therapiefreiheit von Homosexuellen, die ihre Veranlagung als belastend empfinden. Es geht darum, dass unsere Kultur dadurch belastet wird, dass Randgruppen zunehmend über das Maß der richtigen Toleranzforderung hinausgehen und ihre Maßstäbe zum Maßstab der Allgemeinheit machen.

So ist eben auch Einwanderung dann ein Problem, wenn die Maßstäbe der Einwanderer zu den Maßstäben der eingesessenen Kulturen werden. Toleranz gegen Fremdes ist Tugend. Die Aufgabe des Eigenen ist kultureller Selbstmord und damit eine Untugend. Die Überwindung des linken Zeitgeistes durch eine rechte Gegenbewegung wird die Dinge beim Namen nennen müssen. Sie hat die Ursachen der linken Zersetzer ernst zu nehmen, nämlich ein verknöchertes Bürgertum, das auf Spießigkeit und Vorurteil beruhte – Spießigkeit und Vorurteil, die die Linken längst verinnerlicht haben. Das heißt: Randgruppen dürfen nicht bestimmen, was gesellschaftliche Norm ist. Das nämlich muss man als Totalitarismus bezeichnen – in welchen Verkleidungen er auch immer daher kommt.

Andreas Molau

12.05.2009: | | |

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