Macht und Einfluss der Logen

Geheimpolitik – Staatsterror – Politskandale.

Das Thema Freimaurerei ist umrankt von Mythen und Legenden, die nicht selten in kruden Verschwörungstheorien gipfeln, nach denen die gesamte Weltpolitik von geheimen Gesellschaften, Logen oder dunklen Mächten gesteuert wird. Der oftmals wahre Kern solcher Räuberpistolen wird durch Übertreibungen und aberwitzige Schlussfolgerungen ins Absurde verzerrt. Es ist nicht auszuschließen, dass derartige Geschichten bewusst von Anhängern der Freimaurerei in die Welt gesetzt werden, um jegliche Kritik an Weltanschauung und Wirken der Logen von vornherein zu diskreditieren und ins Reich der Spinnerei zu verdammen.

Einen anderen Ansatz wählt der Enthüllungsjournalist Guido Grandt, Autor mehrerer Bücher und TV-Dokumentationen, der für sein „Schwarzbuch Freimaurerei“ (Kopp-Verlag) primär Originaltexte und -veröffentlichungen von Logenbrüdern, z. B. das von aktiven Hochgradfreimaurern verfasste „Internationale Freimaurer-Lexikon“, ausgewertet hat. Erstmals hat der Autor auch alle großen Parteien in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie die Freimaurer-Großlogen dieser drei Länder zu der Thematik befragt. So muss Karsten Oelckers, Altpräsident der „Universellen Freimaurer Liga Deutschland“ zugeben: „Beachtlich ist, wie viele Quellen Guido Grandt durchgearbeitet und zitiert hat.“

Licht und Schatten

Der Autor geht in seinem „Schwarzbuch“ der Frage nach, welchen Einfluss Freimaurerlogen tatsächlich auf Politik und Gesellschaftsleben haben. Hierbei gesteht er den seit 1717 wirkenden Logen durchaus zu, weltweit viel Gutes getan und sich für Völkerverständigung, Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt zu haben. Allerdings verfüge die „königliche Kunst”, der Mozart mit seiner wundervollen „Zauberflöte“ ein alle Zeiten überdauerndes Denkmal setzte, auch über eine Schattenseite, die sich durch zahlreiche Skandale, Affären und politische Machenschaften offenbart habe. Grandt erläutert in seinem Werk Geschichte, Wesen und Weltanschauung der Freimaurerei und führt den Leser in ein schier undurchdringliches Dickicht aus Magie und Okkultismus, mafiösen Verstrickungen, Korruption, Staatsterror und Mord, Skandalen, Politaffären sowie echten Verschwörungen, die sich jeglicher demokratischer Kontrolle entziehen.

So betrachtet der Autor die Rolle der Freimaurerei im Zusammenhang mit politischen Umwälzungsprozessen, wobei zu Tage tritt, dass Freimaurer sowohl bei der Amerikanischen Revolution, die mit dem Siebenjährigen Krieg (1754-1763) begann und mit dem Verfassungskonvent von 1787 endete, als auch der Französischen Revolution von 1789 eine federführende Rolle einnahmen. In diesem Zusammenhang zitiert Grandt den Freimaurer Bonnet, 1904 Sprecher im Konvent des „Grand Orient de France“: „Im 18. Jahrhundert fand der ruhmreiche Stamm der Enzyklopädisten in unseren Tempeln eine begeisterte Zuhörerschaft, der zum ersten Mal den bisher den Massen noch unbekannten Wahlspruch betonte: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.“

Und weiter: „Die Saat des Umsturzes ist schnell in diesem auserlesenen Kreis emporgeschossen. Unsere berühmten Maurerbrüder d’Alembert, Diderot, Helvetius, d’Holbach, Voltaire und Condorcet haben die geistige Entwicklung vollendet, die eine neue Zeit vorbereitet. Und als die Bastille in Trümmer ging, da hatte das Freimaurertum die hohe Ehre, der Menschheit die Rechtsverfassung zu geben, die es mit so viel Liebe ausgearbeitet hatte.“ Gemeint ist hiermit die „Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen“, also die Erklärung der Menschenund Bürgerrechte, als Grundlage der „Freimaurer-Demokratie“, wie es im „Internationalen Freimaurer-Lexikon“ ganz offen heißt.

Politische Verstrickungen

Hier lohnt ein näherer Blick auf das Wirken des Marquis de Lafayette, der 1789 als Mitglied der Generalstände den – von der „Grand Loge Nationale“ erarbeiteten – ersten Entwurf jener Menschen- und Bürgerrechtserklärung in die neue Nationalversammlung einbrachte. Nach der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung der britischen Kolonien ging Lafayette 1777 nach Amerika, um dort freiwillig im Rang eines Generals für die amerikanische Unabhängigkeit und seine Ideale der Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit zu kämpfen. Als Verfechter des Freiheitsgedankens machte er sich dort stark für Demokratie und Menschenrechte, die in Amerika das erste Mal 1776 in der „Bill of Rights“ von Virginia – hauptsächlich aus der Feder des Freimaurers George Mason stammend – festgelegt wurden. In dieser Zeit wurde er in Gegenwart von George Washington in eine militärische Freimaurerloge in Morristown aufgenommen. In Frankreich wurde er später Mitglied der nach dem Hauptwerk Rousseaus benannten Loge „Contrat Social“.

Dass die Verstrickung der Freimaurerei in politische Machtstrukturen durchaus aktuelle Bezüge hat, wird anhand des „Schwarzbuch“- Kapitels über die kriminelle italienische Geheimloge „Propaganda Due“ (P2) deutlich. Bekanntlich wurde vor kurzem in Italien die neue Partei „Popolo della Libertà“ als Sammlungsbewegung verschiedener Mitte-Rechts-Gruppierungen unter der Führung des Medien-Tycoons und Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi aus der Taufe gehoben. Der Name Berlusconi tauchte 1981 bei einer Hausdurchsuchung auf der Mitgliederliste der P2 auf, seine Mitgliedsnummer war 1816, sein Rang der eines „apprendista muratore“, eines Maurerlehrlings. Berlusconi wurde 1990 wegen Meineides verurteilt, da er eine Mitgliedschaft in der Loge abgestritten hatte, profitierte jedoch von einer Amnestie des Parlaments.

Attentate und Putschversuche

Die P2 wurde 1967 von dem Unternehmer und Freimaurer-Großmeister Licio Gelli übernommen. Den Höhepunkt ihrer Aktivitäten entfaltete die Loge in den 1970er Jahren, wobei die Führungsspitze später mit zahlreichen kriminellen und terroristischen Aktionen in Verbindung gebracht werden konnte. Gelli pflegte zudem enge Kontakte zur CIA. Nach Angaben des CIA- und Mossad- Agenten Richard Brenneke unterstützte die Regierung der Vereinigten Staaten „Propaganda Due“ mit bis zu zehn Millionen Dollar im Monat. Als die P2-Verschwörung von namhaften Persönlichkeiten aus Politik, Militär, Wirtschaft und Geheimdiensten im Jahr 1981 durch die bereits erwähnte Hausdurchsuchung bei Gelli aufgedeckt wurde, sorgte dies für einen der größten Skandale der italienischen Nachkriegsgeschichte. Direkte Beteiligungen an Attentaten, Putschversuchen und am Terrorismus der „Bleiernen Jahre“ wurden offenkundig.

Auslöser der Hausdurchsuchung waren Ermittlungen im Fall Michele Sindona: Der Bankier, der 1986 im Hochsicherheitsgefängnis Voghera an einer Zyanidvergiftung verstarb, gehörte ebenfalls der P2 an und hatte enge Verbindungen zur Mafia. Der Autor zeichnet in seinem „Schwarzbuch“ die Machenschaften des kriminellen Geheimbundes akribisch nach und wirft dabei einen besonders intensiven Blick auf Berlusconi, dessen wirtschaftlicher und politischer Aufstieg nicht zuletzt auf seinen P2-Kontakten beruhte. Insgesamt ist also festzustellen, dass Guido Grandt mit dem „Schwarzbuch Freimaurerei“ ein ebenso sachliches und fundiertes wie mit seriösen und zumeist „Insider“-Quellen belegtes Werk vorgelegt hat, das die Schattenseiten und die Geheimpolitik der Freimaurerei, die in dieser Form noch nie veröffentlicht wurden, beleuchtet. Gerade die aktuellen Bezüge machen das Buch besonders lesenswert.

Thorsten Thomsen

21.04.2009: |

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