Eilige Bundesfamilienministerin bei Amoklauf in Winnenden

Neun Schüler, drei Lehrerinnen, drei Passanten erschossen: Der Amoklauf von Winnenden beherrscht die Schlagzeilen. Polizei und Redakteure sind in diesen Stunden auf Motivsuche, für blutige Fotos werden sicherlich große Summen gezahlt. Auf den Seiten der Kleinstadt werden Trauergottesdienste angekündigt, auch eine Mitteilung an die Realschülerinnen und Realschüler gibt es: Der Unterricht fällt am Donnerstag und Freitag aus, die Kinder werden ab 7 Uhr in der ehemaligen Stadthalle betreut, bekommen auch ein Mittagessen.

Der 17-jährige Amokläufer Tim K. kommt aus einem guten Elternhaus, heißt es, der Vater ist Mitglied eines Schützenvereins. Und hat seine Waffen nicht so weggeschlossen, dass sein Junge nicht an sie herankam? Diese Frage wird vielen auf der Zunge brennen, im Schützenwesen kommt es wohl zu neuen Diskussionen über die Einhaltung vereinsinterner Sicherheitsbestimmungen.

Die Albertville-Realschule hat ihr Internet-Portal bereits während des Amoklaufes geschlossen und bittet dafür um Verständnis. Das wird sicherlich jeder haben. Denn nicht nur diese Schule und Winnenden stehen unter Schock, eine Republik ist fassungslos.

Doch das Entsetzliche birgt auch Erstaunliches - von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Von der hat es bereits eine öffentliche Stellungnahme gegeben, als in den Medien noch eine Meldung die andere jagte. Da plädierte die 50-Jährige bereits für mehr „Prävention“. Wie die aussehen soll? Dazu fiel Ursula von der Leyen noch nichts ein. Noch nichts? Der Amoklauf von Winnenden ist doch nicht der Erste!

Wie tief hat die Politik denn nach den Amokläufen 2002 in Erfurt und 2006 in Emsdetten geschürft? Außerdem: Kann man überhaupt ein Vorwarnsystem einrichten, das solche Bluttaten verhindert? Sicherlich nicht so perfekt, dass Amokläufe ausgeschlossen werden können. Aber: Das Beispiel Emsdetten zeigt, dass Warnsignale von vielen einfach überhört werden. Ob es die auch in Winnenden gegeben hat, wird sich zeigen. Eine Bundesfamilienministerin, die so schnell zu den Mikrophonen eilt wie Ursula von der Leyen braucht man dazu nicht.

Ein Beitrag für www.2sechs3acht4.de und www.sajonara.de


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