Wer Märklin auf dem Gewissen hat. Die Donzdorf-Kingsbridge-Connection

Heute, am ROSENMONTAG, 23. Februar,

gibt es deutliche Hinweise darauf, daß für einige Figuren aus dem Wirtschaftskrimi um den Modellbahn-Weltmarktführer Märklin bald das passende Lied angestimmt werden kann:

"Am Aschermittwoch ist alles vorbei..."

und wir dann endgültig wissen,
"wer Märklin auf dem Gewissen hat...."

... und was die Folgen sind!

"Die Donzdorf-Kingsbridge-Connection"

Von Roland Kimmich (Ferpress), Stuttgart

Noch telefoniert Karlheinz Menrad aus Donzdorf, wo sehr viele und ihm auch sehr dankbare Freunde von ihm wohnen und arbeiten, fast täglich mit seinen (elf oder) "zwölf Mitverschworenen" im Märklin-Stammwerk in der Stuttgarter Straße in Göppingen.

Dort hatte der demnächst 65 Jahre alte rüstige Herr, der einem nie in die Augen schauen kann, bis vorletzte Woche auch noch seinen Hauptschreibtisch stehen. Genauer gesagt: Bis zum Rauswurf dieser grauen Eminenz, dem langjährigen Prokuristen der Firma Märklin und inzwischen Mehrfach-Geschäftsführer an anderer Stelle durch den vorläufigen Insolvenzverwalter Michael Pluta. Lang dürfte Menrad nun deshalb auch nicht mehr nach dorthin telefonieren können, um wie gewohnt - bis heute - hinter dem Rücken des Insolvenzverwalters weiter seine Anweisungen zu geben.

Mit ihm "durfte" gleich auch einer seiner Mitverschworenen gehen, dem aber immerhin noch positiv anzurechnen ist, daß er wenige Tage vor dem Insolvenzantrag zumindest die Unterschrift unter eine von Menrad geforderte Überweisung von schlappen 104 000 Euro an "Adler Toy" verweigerte. Man sollte dazu wissen, daß Menrad unter vielem anderem auch noch Geschäftsführer der über der insolventen Fa. Märklin angesiedelten Dachgesellschaft "Adler Toy Beteiligungs GmbH" ist, dies wohl noch bis auf weiteres. Da kommt der Insolvenzverwalter Michael Pluta (noch) nicht 'ran.

'Ran kommt Michael Pluta aber für viele überraschend - zumindest indirekt - nun doch an "Märklin Hungaria Kft", der Firma, "ohne die Märklin tot ist", wie sein Stellvertreter Fritz Zanker noch letzten Donnerstag betont hatte (Auch darüber hat Ferpress bereits berichtet.). Die ungarische Märklin-Tochter ist zwar selbst nicht insolvent, untersteht aber wegen der internen Firmen-Hierarchie dennoch Märklin Göppingen und damit Michael Pluta, der dann auch über eine evt. von ihm eingesetzte neue Geschäftsführung zu befinden hat. Deshalb scheint auch in Ungarn "der Blitz Plutas" den Kingsbridge-Günstling und "Oh-Wunder-auch-dort"-Geschäftsführer Karlheinz Menrad getroffen zu haben: "Neuer Geschäftsführer dringend gesucht!" Die Mitgliedsnummer 145 in der Sektion Györ des "Deutschen Wirtschaftsclub Budapest" dürfte jetzt sehr rasch frei werden... Ob das der Budapester Mitglieds-Kollege von der "Landesbank Baden-Württemberg Budapesti Képviselet" schon weiß? Und ob die Entwicklung in Ungarn dann auch Auswirkungen auf die gesamte Aktenlage der "Donzdorf-Kingsbridge-Connection" hat? Wir wissen's noch nicht.

Man weiß aber inzwischen, daß Menrad "Hals über Kopf", wie Nachbarn berichteten, urplötzlich noch letzte Woche den Sitz der "Adler Toy" von der Lettenstr. 32 in Donzdorf-Reichenbach, seinem Privatwohnsitz, in die Steinbeißstraße in Göppingen verlagerte, aus welchen Gründen auch immer. Insider bei Märklin hoffen, daß dabei keine Akten verloren gegangen sind, was sicherlich schade wäre für den späteren Märklin-Museums-Bestand, der ihm sonst kurzfristig aus den Händen gleiten dürfte.

Apropos "Adler Toy": Bis jetzt ist nicht geklärt, von welchen Konten und vor allem von wem den Alteigentümern die aus einem angeblich unveränderten Vertrag von 2006 mit Kingsbridge resultierende, wie auch immer begründbare restliche Märklin-Kaufpreissumme in Höhe von rund 15 Millionen Euro kurz vor der Insolvenz Ende vergangenen Jahres noch ausbezahlt werden konnte. Die insolvente Firma Märklin war es natürlich sicher nicht. Und woher aber sollte "Adler Toy" mit ihrem Geschäftsführer Menrad soviel Geld bekommen haben? Doch nicht etwa von Märklin? Die LBBW müßt's eigentlich wissen, schließlich sitzt sie ja auf der Marke "Märklin" und führt die Konten. (Ferpress berichtete exklusiv bereits in der vergangenen Woche über die nicht bestrittene Restauszahlung.)

Und schon wieder fällt der Name Menrad: Normalerweise gibt es alljährlich während der Spielwarenmesse für die über 500 Händler der "Märklin-Händler-Initiative" (MHI) einen MHI-Bonus-Scheck. Dieser fiel diesmal aus. Der Insolvenzantrag kam - u.a. wohl auch deshalb - solcher Auszahlung zuvor. Für 2008 hat Märklin seinen vereinbarten MHI-Werbekostenzuschuß in Höhe der von den beteiligten Händlern zuvor in gleicher Höhe gemeinsam eingebrachten Beiträge noch nicht bezahlt. Die Händler schon! Geldverwalter, wen wundert's: Karlheinz Menrad, Göppingen. Dann die Insolvenz: Und schon war das schöne Geld in Höhe eines sich Richtung 1 Million Euro nähernden Betrags weg. Es war vom MHI-Geldverwalter zuletzt der Firma Märklin als Darlehen zur Verfügung gestellt worden. Nur "dumm gelaufen"? Wirklich? Wir werden auch dies erfahren.

Der gut geplante Deal war insgesamt nun doch recht schnell geplatzt. Nicht nur, daß der Insolvenzantrag zur Unzeit und vor allem etwas "zu früh" kam, was wiederum dazu führte, daß der eine (oder die oder der andere) der "zwölf Verschworenen", doch recht kalte Füße bekam. Die Angst vor Strafverfahren tat ein übriges: Das "Gesetz des Schweigens" wurde gleich mehrfach gebrochen, von Mitarbeitern, "Verschworenen" und Alteigentümern.

Gegenseitige Beteuerungen, mit niemandem zu sprechen, sind nun plötzlich nichts mehr wert und es gilt wie in solchen Fällen, "Rette sich, wer kann!" Denn wer zuerst spricht, kommt erfahrungsgemäß später auch am besten weg! Und es gilt: Informantenschutz geht vor! Weder die graue Eminenz Menrad noch seine Befehlsgeber von Kingsbridge konnten und können daran noch etwas ändern. Auch nicht die inzwischen bekannt gewordenen Leserbrief-Auftragsschreiber dieses Wirtschaftskrimis, die schon beim unrühmlichen "Abgang" des Märklin-Geschäftsführers Axel Dietz im vergangenen Jahr durch Ablenken und Beleidigen von Kritikern desselben auffielen, nicht zuletzt auch zum Schaden der Betreiber der durchweg seriösen Modellbahn-Internetforen!

Auffallend in diesem Zusammenhang sind auch die praktisch zeitgleich stattfindenden Zensurmaßnahmen im Internetbereich zur Dietz-Zeit und überraschend auch jetzt wieder erneut kurz vor und nach dem Insolvenzantrag. "Stasi-N.", auch als "N.-007" bei Märklin bekannt (Name ist Red. bekannt), mußte wieder zum Job-Erhalt auf Weisung "Menrad und andere" zuschlagen. Heißt: Der größte Teil der von FERPRESS angemailten Märklin-Mitarbeiter erhält weiter keine Nachricht, nicht einmal die Pressestelle, auch keine Individualschreiben! Die lesen im Hause Märklin andere. Gleiches erlebten auch andere Kollegen! DB und Telekom lassen grüßen. Ob dem Insolvenzverwalter davon schon etwas bekannt ist? Eher doch wohl nicht!

Die angesprochenen "zwölf Verschworenen" (11 Namen sind der Red. bekannt), darunter auch Frau H., allerengste persönliche Vertraute des Museumsverein-leitenden Mitverschworenen und im Märklin-Personalbereich der "Mann fürs Grobe", Thomas Roth, sind zweifelsohne auch zu denen zu rechnen, bei denen der Insolvenzverwalter die von ihm jüngst erwähnten exorbitanten Gehaltssprünge zwischen 2006 und 2008 im außertariflichen Bereich feststellen konnte. Das paßt zu dem Umstand, daß bereits 2007 das Rating der Firma herabgestuft wurde, Zulieferanten anfingen, nur noch gegen Vorkasse zu liefern und es üblich wurde, daß Geschäftsführer Dietz den Betriebsrat anlog. Sicher kein Zufall auch, daß sich genau dieser bevorzugte Personenkreis - Menrad initiativ inklusive - gemeinsam in einem Märklin-unabhängigen Museumsverein wieder findet, zu dem gerade noch rechtzeitig die bei Sammlern berühmten Modellbahn-Exponate aus dem Märklin-"Turmzimmer" gewandert sein sollten. Ein Gesamtwert der unzähligen Einzelstücke von mehreren Millionen Millionen Euro, die aber nun so bei der oder auch für die Märklin-unabhängige und nicht insolvente "Spielwaren-Vertriebs-GmbH" "sicher gestellt" (oder "sichergestellt"?) wurden, dürfte für Insider realistisch sein. Zum Nutzen und Frommen von wem, das bleibt aber zunächst einmal für Outsider offen. Motto: "Weg ist erstmal weg, egal auch wo man's später find." Ein weiteres interessantes Problem sicher auch noch für den Insolvenzverwalter. Nicht mehr dagegen ein Problem für die Alteigentümer: Die bekamen nach 2006 für eben diese "Turmzimmer-Schnäppchen" immerhin noch den doch im Vergleich zum wahren Wert recht kärglichen Betrag von 2 Millionen Euro als Nachschlag auf die ausbezahlte erste Kaufpreisrate von 13 Millionen Euro. Der Rest - 15 Millionen Euro - sollte dann bei evt. Weiterverkauf oder bei erfolgreichem Geschäftsverlauf fällig werden. "Adler Toy" und Geschäftsführer Karlheinz Menrad waren bisher sehr erfolgreich, das zumindest kann wohl von niemandem mehr bestritten werden.

Politiker aller Lager, der Gemeinderat, der Staatsekretär ... viele von denen, die noch am vergangenen Donnerstag anläßlich der Eröffnung einer Soldaritätsausstellung für Märklin im Göppinger Rathaus das "Hohe Lied" auf den 150jährigen Jubilar anstimmten, müssen sich nun eigentlich an der Nase herumgeführt fühlen: Soviel guter Wille, soviel Unterstützung von allen Seiten, soviel Hoffnung und nun? Die Frage stellt sich auch für sie: Ist wirklich alles in Ordnung?.

Und wo sind nur all die vielen Berater mit den weit über 30 Millionen Euro Beraterhonoraren hin? Nun, da sind wir gewiß: Ob "Alix Partner" oder gewisse Einzelberater, alle werden wohl - wenn man es denn wirklich will! - erstmals nach einem solchen Insolvenzverfahren, ob freiwillig oder gezwungen, einen großen Teil ihrer Beute zurückgeben müssen. Dazu gehört vielleicht dann irgendwann auch das "Beraterhonorar" der Nichte von Karlheinz Menrad, Frau S.H., die zuvor schon bis 2007 als angestellte "Büroparty"-Anlaufstelle in Menrads Vorzimmer für die meisten der "zwölf Verschworenen" diente, um später dann durch Menrad auch ohne so viel Arbeit über "Beratung der Firma" das absolut lebensnotwendige Kleingeld für die Zeit nach Märklin zu verdienen.

Da hatten andere andere Sorgen: Wer im Weg war und zuviel wußte, flog oder "ging": So der langjährige beliebte Entwicklungschef der Firma, gekündigt frist- und vor allem grundlos; das damals einzige kaufmännisch durchblickende und - wie schrecklich - auch noch Fragen stellende(!) Betriebsratsratsmitglied durch Mobbing und nachfolgendem "freiwilligen" Abgang; durch plötzliches Verschwinden eine wie auch immer ruhig gestellte Finanzchefin, die "ungehörig" auf zuviel Ungereimtheiten aufmerksam gemacht hatte und - zu guter Letzt... - "ganz plötzlich und unerwartet" der kurzfristig zum Jahresende 2008 in den vorzeitigen Ruhestand verschobene langjährige Betriebsratsvorsitzende F.J., also gerade noch rechtzeitig vor dem zu diesem Zeitpunkt längst zu erwartenden Insolvenzantrag... Der Insolvenzverwalter sprach in diesm Zusammenhang von "Schweigegeld". Soweit würden wir aber dann doch nie gehen...

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Und immer beteiligt: Personalchef und Museumsvereinsvorsitzender Thomas Roth, auch unter Pluta zum Erstaunen der meisten um ihren Arbeitsplatz bangenden und völlig eingeschüchterten Märklin-Mitarbeiter noch immer im Amt! Gut, daß die FERPRESS-Journalisten nicht von diesem Personalbüro abhängig sind, auch wenn mancher Verlagsleiter dies manchmal gern so hätte, der um Anzeigenaufträge bangt!.

Wie auch immer. Die vorläufige Insolvenzverwaltung ist wahrlich auch nicht zu beneiden. Mehr und mehr werden sich die beiden Anwälte Pluta und Zanker fragen, auf was sie sich da eingelassen haben. Die Erwartungshaltung der verbliebenen recht wenigen Mitarbeiter ist hoch, die Erwartungshaltung der in die Hunderttausende gehenden emotionsgeladenen Modellbahner noch weitaus höher und das Überleben rund der Hälfte aller Modellbahn-Fachhändler hängt vom Ausgang dieses Verfahrens ab. Diese Insolvenz kann Geschichte machen, im Positiven wie im Negativen. Auswirken auf Politik und Justiz wird sie sich allemal. Das zeigen dieserTage die Gespräche bis hin in die höchsten politischen Kreise in Berlin und die Schlagzeilen der großen Tageszeitungen auf Seite 1.

Michael Pluta, seine Mannschaft, eventuell auch Staatsanwaltschaft und Gerichte sind jetzt gefordert. Trotz Weltfinanzkrise oder gerade deswegen: Es eilt!

Am Ende ein Link zu einem aufschlußreichen und aufrüttelnden Leserbrief von Sonntag aus der Südwestpresse/NWZ/Göppinger Kreisnachrichten an die Verantwortlichen von Märklin:

"... der Leichenwagen kommt ..."

oder auch "Boni an Mary, der Sekretärin von Rob..."

http://www.suedwest-aktiv.de/forum/read.php?v=t&f=22&i=850&t=850&vl=nwz&...

(Red. Anm.: "Mary" ist die Sekretärin des für Mr. Hink von Kingsbridge als Aufpasser (Berater) zu Märklin gesandten "Rob" Robert Calhoun, einem nur Englisch sprechenden Amerikaner, der bei Märklin "für Märklin" tätig war und hauptsächlich als "Verbindungsoffizier" Herrn Menrad und die diversen Märklin-Geschäftsführer beriet. Angestellt soll auch er bei der "Adler Toy-Beteiligungs-GmbH" gewesen sein, die Muttergesellschaften beispielsweise auch in Luxemburg unterhält... ).

Und noch ein Nachtrag zu AlixPartners und ihrem abhanden gekommenen Berater Dr. Ulrich Wlecke, von dem man sich jetzt schnell noch zu distanzieren versucht, bevor die Honorarrückforderungen kommen: .

Vielleicht erinnert sich noch jemand an den Titel "Erfolgreichster europäischer Turnaround", den Märklin-Interims-Geschäftsführer Wlecke so stolz für Märklin in Empfang nahm? Na ja, das "Institute for Turnaround" von dem der "Preis" kam, ist (Zitat) "proud to be sponsored by Alix Partners".... Turnaround eben... Na klar doch.

Der Preis ist heiß: Unseriöser kann eine Beratungsfirma nicht arbeiten. Wir sind sicher, nein, wir wissen es: Auch in Berlin kümmert man sich schon um solche "Zustände". .

Es war auch hier endlich an der Zeit.

Quelle: FERPRESS - Internationale Eisenbahn-Presse-Vereinigung