Die Diva schillert im Theater

Iris Stromberger mit „Alles Theater!“ oder: „Wenn Schiller das wüsste!“ deutschlandweit unterwegs

Ihren Schauspielabschluss machte Iris Stromberger Mitte der 80er Jahre in Frankfurt am Main. Im norditalienischen Siena und Venedig studierte sie Gesang und Musical. Überdies beschäftigte sie sich mit Tanz – wobei sie in jungen Jahren bereits Ballettunterricht nahm.

Engagements führten sie vom Staatstheater Darmstadt über Frankfurt am Main, Stuttgart, Düsseldorf, Köln bis nach Berlin.
Nicht nur als exzellente Schauspielerin machte sich Iris Stromberger einen Namen – sie tritt auch als Sängerin auf und führt Regie.

Die Schauspielerin, Sängerin und Regisseurin Iris Stromberger im Interview mit Gerald Block.

B l o c k: Frau Stromberger, Ihr Bühnenwerk beschäftigt sich satirisch mit dem modernen Regietheater. Obendrein lassen Sie den „Wilhelm Tell“ von Schiller mit der gleichnamigen Oper von Gioacchino Rossini fusionieren. Wie kamen Sie dazu?
S t r o m b e r g e r: Ursprünglich hatte ich ein Ein-Personen-Stück geplant. Allerdings konnte ich über den Verlagsweg nichts Greifbares finden. So schrieb ich es selbst - zumal ich schon lange die Idee hatte, mich in einem Stück in mehrere Figuren zu verwandeln. Schnell wurde klar: Es sollten verschiedene Protagonisten sein, die bei einer Theaterprobe - also beim „Making-of“ - eine Rolle spielten. Durch die Verschmelzung der beiden „Tells“ wollte ich das Genre Oper mit dem Schauspiel verquicken – weil es der Figur der Regisseurin, Jutta Schliefensing, in der Hauptsache darum geht, Erwartungshaltungen zu durchbrechen und sich selbst zu inszenieren.

B l o c k: Innerhalb 90 Minuten verwandeln Sie sich in zehn verschiedene Charaktere. Wieso dieser Aufwand?
S t r o m b e r g e r: Angesichts der verschiedenartigen Figuren möchte ich natürlich Botschaften übermitteln. So besitzt beispielsweise die Inspizientin eine wichtige Funktion als Eingangsfigur. Oder die Dramaturgin steht für das intellektuelle Theater. Auch die Souffleuse ist interessant, da sie als ehemalige Tänzerin eine ganz bestimmte Affinität zur Regisseurin hat, weil diese sie wieder als Tänzerin einsetzt. Deshalb findet sie die Regie uneingeschränkt toll.

B l o c k: Welche Figur mögen Sie besonders?
S t r o m b e r g e r: Eindeutig die Diva. Ich liebe ihre Macken, ihre Überdrehtheit, ihre Egomanie. Sie ist grenzenlos und fällt aus dem Rahmen. Es macht Freude, sie zu spielen.

B l o c k: Sie haben alle Rollen selbst geschrieben. Gleichwohl hätte das Werk einen Kontrapunkt in Gestalt eines Mannes verdient. Weshalb ist das „starke Geschlecht“ nicht vertreten?
S t r o m b e r g e r: Anfänglich dachte ich schon mal darüber nach – aber ich habe es verworfen. Vielleicht aus dem Grund, weil ich fürchtete, einen Mann nicht glaubhaft machen zu können. Allerdings tritt im Stück eine Tontechnikerin auf, die ich so burschikos spiele, dass Zuschauer schon meinten: Also der Tontechniker hat mir besonders gut gefallen!

B l o c k: Sie sind sehr vielseitig. Außer Schauspiel bieten Sie Lesungen, singen Musical bzw. Chanson und führen Regie. Ein Genre fehlt indes: Kabarett. Ist das ein Thema für Sie?
S t r o m b e r g e r: Vor Kabarett habe ich Respekt – weil die brillant geschliffene Eulenspiegelei ein ordentliches Maß an Können voraussetzt. Ich habe hohe Achtung vor Kabarettisten, da die Kunst, Menschen den Spiegel vorzuhalten, gut gelernt sein will.

B l o c k: Wenn Sie ein Kabarett-Angebot erhielten – würden Sie es annehmen?
Stromberger: Ja, ich würde es tun – da bin ich offen.

B l o c k: Ihrem Presseecho zufolge könnte man annehmen, Sie werden anderswo mehr wahrgenommen als in Ihrer Heimatstadt. Liege ich da falsch?
S t r o m b e r g e r: Nein! Lange Zeit hat man mir in Darmstadt einen Stempel aufgedrückt: „Des is doch des Töchterche vun ..., des is die, die des Marieche gespielt hat...?!“. Als ich mit meinen Programmen außerhalb gastierte, wurde mir eine schubladenfreie Wertschätzung zuteil – die Menschen traten mir unvoreingenommen gegenüber.

B l o c k: Die „Frankfurter Neue Presse“ hat Ihnen im Zusammenhang mit „Alles Theater!“ das Prädikat „Verwandlungskünstlerin“ verliehen. In der „Rhein-Sieg-Rundschau“ wurden Sie als „Multitalent“ gefeiert. Wie wichtig sind solche Lorbeeren für Sie?
S t r o m b e r g e r: Natürlich freue ich mich riesig über dieses Echo, zumal ich als 'Iris Stromberger' mit meinem Schaffen wahrgenommen werde. Was Kritik anbetrifft, kann ich schon verletzlich sein, weil ich dafür offen bin, sie sehr ernst nehme und mich mit ihr auseinandersetze.

B l o c k: Wie ist die Tochter des Schauspielers, Regisseurs und Autoren Robert Stromberger vom Vater geprägt?
S t r o m b e r g e r: Ich denke sehr. Mein Vater war lange ein großes Vorbild. Und wir sind uns in manchem ähnlich – daher denke ich schon: Die Prägung ist tief.

B l o c k: Werden Sie von ihm kritisiert oder eher protegiert?
S t r o m b e r g e r: Ja, er kritisiert schon. Und mit der Protektion ist es leider nicht so, wie man es oft unterstellt.: „Du mit deinem Vater, da ist doch der Weg zum ZDF offen!“. Wenn die wüssten ... Mein Vater ist nun mal so eingestellt, dass jeder seinen Weg selbst finden muss - sonst ist es nicht weit her.

B l o c k: Frau Stromberger, was lieben Sie an Ihrem Beruf?
S t r o m b e r g e r: Dass immer wieder neue Herausforderungen auf mich zukommen. Natürlich gewinnt man mit den Jahren eine gewisse Sicherheit. Dennoch ist jede Figur immer wieder etwas völlig anderes, Neues. Schließlich muss man einen Text lebendig machen, ihn mit einer Figur füllen, die eine Seele besitzt, aus Fleisch und Blut ist und berührt.

B l o c k: Herzlichen Dank für das Interview.

Weitere Informationen zu Iris Stromberger auf: http://www.iris-stromberger.de/

Interview: © Gerald Block (Freier Autor/Darmstadt) / Tel.: 0171 17 55 705
Foto: © Claus Völker
Interview mit freundlicher Genehmigung von Iris Stromberger.

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