Zum Verkauf steht: die Mannschaft des SV Wilhelmshaven

Zum Verkauf steht: die Regionalliga-Mannschaft des SV Wilhelmshaven (SVW). Albert Sprehe, Feinkosthändler und Hauptsponsor des Vereins, ist Spielerkreisen zufolge am Donnerstag beim Training erschienen und hat das Team zusammengestaucht: „In der Weihnachtspause könnt ihr euch einen neuen Verein suchen.“

Diese Spieler suchen auf ihren Kontoauszügen immer noch ihr September-Gehalt. An das Versprechen endlich pünktlicher Zahlungen hat sich Albert Sprehe nicht gehalten, deshalb trainierte die Mannschaft in dieser Woche zweimal nicht. Von Spielerstreik spricht SVW-Teamchef Wolfgang Steinbach allerdings nicht, bei einer Podiumsdiskussion hat er diese Erklärung für den Trainingsausfall zum Besten gegeben: „Wir haben einen kleinen Kader. Deshalb wurde am Dienstag und Mittwoch nicht trainiert.“

Seit Donnerstag soll Steinbach wieder das Sagen haben, Trainer Boris Ekmescic sei entmachtet worden, heißt es. Dabei ist der erst gut einen Monat im Amt, der erfolgreiche Vorgänger Predag Uzelac ist dem Verein auf merkwürdige Weise abhanden gekommen. Man habe sich mit dem Trainer nicht einigen können, ist der offizielle Trennungsgrund gewesen.

Der Rechtsanwalt des Vereins sortiert derweil Gehaltsforderungen aus der vergangenen Saison. Spieler, die nicht mehr für den SVW hinter dem runden Leder herjagen, haben rechtliche Schritte eingeleitet, um an ihr Geld heranzukommen.

Mit einem 1 : 3-Auswärtssieg in Lübeck hat das SVW-Team gestern die Verkaufsverhandlungen eröffnet. Albert Sprehe werden sie bis zur Weihnachtspause nicht ändern. Schon früher haben sich Fans anderer Vereine auf den Internetseiten des SV Wilhelmshaven erkundigt, wie denn der Mann heißt, der bei einem Spiel wieder einmal an der Seitenlinie ausgeflippt ist. Beantwortet wurde diese Frage von SVW-Anhängern eher widerwillig: Das war unser Hauptsponsor und somit derjenige, der eigentlich die Mannschaft aufstellt - und - wie man jetzt hört - jederzeit das Team entlassen kann.

Personalpolitik der Spreheschen Art gibt es in Wilhelmshaven übrigens nicht nur beim Fußballverein. Ähnlich gestrickt wie der SVW-Hauptsponsor ist der Verleger der Lokalzeitung. Dem kommen auch schon einmal wichtige Leute abhanden. Das spricht sich herum. Als sich dieser Verleger vor einiger Zeit auf die Suche nach Redaktionsersatz gemacht hat, wurde eine wechselwillige Redakteurin aus der Mitte Deutschlands so lange von ihrem Chefredakteur ins Gebet genommen, bis sie von einem Umzug nach Wilhelmshaven Abstand nahm.

Würde man jetzt auch noch ins Rathaus zum Oberbürgermeister gehen - aber das ist eine andere Geschichte…

Ein Beitrag für www.2sechs3acht4.de


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